Maurice Kamp

Entspannt in die Zukunft

Maurice Kamp, der neue Betreiber der Kulturrampe.

Kleine Location, große Fußstapfen: Markus Pille Peerlings hat sich nach 18 Jahren einen würdigen Nachfolger als Betreiber der Kulturrampe gesucht. Maurice Kamp strahlt eine gutmütige Gelassenheit aus, die sich im Booking, bei Live-Konzerten und an der Theke als Riesenvorteil erweisen wird. Und wäre das Leben ein Filmtrailer, würden wir wohl folgende Sätze über ihn hören: ein Musikfan, der weder Schallplatten noch CDs besitzt. Ein Gastronom, der schon morgens gut gelaunt ist. Ein Ex-Goalie der Krefeld Pinguine, der sich für Diversität engagiert. Was soll unter seiner Führung bleiben? Wird es Neuerungen geben? Ein Blick in den Terminplan für 2024 – inklusive Lieblingsbands und Plattenschrank.

Maurice Kamp ist aktuell sehr gefragt: Meetings und Pressegespräche füllen den Kalender des neuen Betreibers so sehr, dass auch mal zwei Termine gleichzeitig stattfinden. Kein Problem, der ausgebildete Fachmann für Systemgastronomie serviert uns charmant zwei Getränke, während Michael Höbel vom Förderverein lässig am Bartisch sitzt. Das Booking der nächsten Band muss noch warten, wir fachsimpeln kurz über Blues. Wer das kulturelle Herz am Großmarkt länger nicht besucht hat, stellt fest: Es hat sich viel getan seit der Pandemie, und die Pause wurde gut genutzt, um die Rampe noch „schöner, behaglicher und wohnlicher“ zu machen, wie auch der OB bei der Verleihung des Stadtsiegels an Vorgänger Pille betonte. Michael deutet zufrieden auf die sorgfältig vom Putz befreiten Wände und den bullernden Kachelofen im Thekenraum – nur zwei Beispiele für liebevolle Verbesserungen des Interieurs. „Für viele unserer Stammgäste ist die Kulturrampe eine echte Herzensangelegenheit, und nicht nur meine Partnerin Janina und ich sind dankbar, dass durch den Förderverein viele Dinge ermöglicht werden“, sagt der frischgebackene Geschäftsführer Maurice.

In der Kulturrampe schlägt das kulturelle Herz des Großmarkts.

Trotz jahrelanger Erfahrung in der Gastronomie, mit vielen Stationen wie Sausalitos, Fasskeller oder Extrablatt, müsse er sich in Themen wie Finanzen und Buchführung noch etwas hineinfuchsen. Doch „zum Glück“ habe Janina Hellmann, die als Sportentwicklerin bei der Stadt Krefeld arbeitet und ihn ehrenamtlich unterstützt, BWL studiert, gibt er mit einem verschmitzten Lächeln zu. „Die Fußstapfen sind immer größer geworden, seitdem ich im Januar angetreten bin. Ursprünglich dachte ich, du übernimmst eine kleine Bar mit Live-Musik, so schwierig kann das ja nicht sein. Die Chemie zwischen Pille und mir hat jedenfalls von Anfang an gestimmt. Jetzt will ich in Ruhe ankommen, diese Perle in seinem Sinne weiterführen und über die Zeit kleine Anpassungen vornehmen.“ Starke Veränderungen müsse das Stammpublikum also nicht befürchten, aber das Musikprogramm werde schon eine eigene Note bekommen.

Der gebürtige Tönisvorster, der sich dennoch als Ur-Krefelder bezeichnet und seine Heimat mit all ihren Schwächen liebt, kennt die Rampe aus unzähligen Konzertbesuchen: „Soldiers Of Rock, Mambo Kurt oder die Ballbreakers habe ich hier live gesehen“, zählt er auf. Und er freut sich diebisch, dass er für 2024 einige Lieblingsbands bekommen hat, darunter Offenders, Ducking Punches oder Catapults. Die konkreten Auftrittstermine hat er alle im Kopf, und sogar den musikalischen Geschmack des Oberbürgermeisters kennt er genau: „Am 16.03. spielt Black Water County, da rechne ich fest mit Frank Meyer im Publikum. Mein kleiner Sohn, zweieinhalb Jahre alt, hört die Band übrigens auch gern, er kommt zum Soundcheck mit.“ Nachwuchssorgen gibt es also nicht wirklich, wobei in Zukunft tatsächlich ein jüngeres Publikum angesprochen werden soll, wie der 39-Jährige lächelnd verrät: „Die grobe Richtung bleibt selbstgemachte Gitarrenmusik, Indierock, Indiepop und vielleicht etwas mehr Punk, wenn es nach meinem persönlichen Musikgeschmack geht. Die gebuchten Musiker werden in Zukunft auch jünger sein, was auch weniger Country und Blues bedeuten könnte.“

Beim Booking setzt Camp auf selbstgemachte Gitarrenmusik, Rock, Indiepop und Punk.

Der neue Betreiber setzt auf sanfte Kontinuität, das beliebte Format „Best of Plattenschrank“ findet ebenfalls weiterhin statt: Jeweils am letzten Donnerstag im Monat können Gäste ihre 25 Lieblingsschallplatten auflegen und den musikalischen Horizont der Besucher erweitern. „Das Mischpult ist bluetoothfähig und für Streamingdienste geeignet“, betont Maurice aus gutem Grund. „Ich habe noch nie eine Schallplatte gekauft und meine CD-Sammlung neulich auf die Straße gestellt.“ Nur eine übriggebliebene CD der Rockband Green Day und die geschenkte Scheibe der DeRellas dürfen jetzt als Dekoration in der Rampe dienen. Es werde vieles bleiben, wiederholt der ehemalige Eishockeyspieler und zeigt die neu entdeckten Fenster, die mit Holzplatten verborgen sind. „Hier sollen Blicke nach innen und außen entstehen, für Laufkundschaft und unsere Gäste!“ Denn er zweifle nicht daran, dass sich der Großmarkt in Zukunft entwickeln werde. Tiefenentspannt wie der Inhaber verlassen wir das Gelände, im Kopf eine Coverversion von „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“. Jupiter Jones waren schon länger nicht in Krefeld. Aber da gibt’s doch eine coole Location!

Fotos: Felix Burandt
Artikel teilen: