Wer bei Kampfsport an durch die Luft fliegende Recken oder mit der Handkante zertrümmerte Backsteine denkt, wird nach einem Besuch in der Krefelder Taiwan-Do-Akademie überrascht sein. Ruhig, konzentriert und respektvoll geht es hier zu, mit klar formulierten Anweisungen der Lehrer, denen die Schüler bereitwillig folgen – ganz ohne, dass dazu ein autoritärer Tonfall nötig wäre. Eltern, die ihre Kinder zu Hause als nur schwer zu bremsenden Wirbelwinde erleben, sind oft erstaunt, mit welcher Ernsthaftigkeit diese sich hier plötzlich ihren Atemübungen widmen – und wie entspannt sie nach einer Trainingseinheit sind. In der Taiwan-Do-Akademie lernen sich die Kinder selbst kennen – und schöpfen Selbstbewusstsein aus der inneren Ruhe. Etwas, das ihnen in unserer Leistungsgesellschaft leider nicht genug vermittelt wird.
Das besondere pädagogische Engagement der Lehrer um Shi Zu und Schulbegründer Mario Frerker, etwa für die Kinder und Jugendlichen am Marianum, wird auch Oberbürgermeister Frank Meyer lobend erwähnen, wenn er seine Rede beim Taiwan-Do-Großlehrgang in der Sporthalle der Robert-Jungk-Gesamtschule hält. Er fungiert als Schirmherr der Veranstaltung am 21. Mai, bei der sich rund 200 Taiwan-Do-Schüler auf die im Sommer anstehenden Prüfungen vorbereiten, und ist ein persönlicher Freund und Fürsprecher der Akademie. „Wer die im Juni stattfindenden Prüfungen ablegen möchte, für den ist die Teilnahme am Großlehrgang verpflichtend“, erläutert Shi Fu Dominik Janßen. „Neben den Schülern aus Krefeld werden auch Schüler aus den Akademien in Kerken und Oberhausen sowie von weiteren Außenstellen teilnehmen. Das wird ein großes Fest, das auch das Gemeinschaftsgefühl stärkt.“ Die Kampfkunst-Schüler absolvieren aber nicht nur das Aufwärmprogramm sowie ihre jeweiligen Übungen, sie erfahren von Anästhesist Dr. med. Reza Röttger auch etwas über die Bedeutung der Atmung, die beim Taiwan Do eine ganz zentrale Rolle spielt. „Wer richtig atmet, kommt zur Ruhe, hat bessere Kontrolle über sein Gemüt und seinen Körper. Die Atmung ist eine der tragenden Säulen unserer Kampfkunst“, weiß Janßen. Der achtjährige Rupert, der sich auf die Prüfung zum gelben Gütel vorbereiten wird, hat zwar nach eigenem Bekunden ein bisschen Lampenfieber, aber er weiß trotzdem ganz genau, was ihm am Taiwan Do gefällt: „Wenn ich mich auf die Übungen konzentriere, vergesse ich meine Sorgen. Und nach dem Training sind sie dann viel kleiner. Außerdem finde ich es toll, mich zu verbessern. Und ich mag das freundschaftliche Miteinander in der Akademie!“
Die Veranstaltung steht neben den Prüflingen selbst auch Angehörigen und interessierten Zuschauern offen und bietet eine gute Gelegenheit, sich über die Lebensphilosophie hinter dem Kampfsport zu informieren – und sich einen ganz unmittelbaren Eindruck von der Wirkung zu verschaffen, die das Training auf die Teilnehmenden hat. Für das leibliche Wohl ist mit einem gastronomischen Angebot ebenfalls gesorgt, außerdem gibt es vor Ort die Möglichkeit, Sportequipment zu erwerben.
Taiwan Do Großlehrgang
Sonntag, 21. Mai, 10 bis 14:30 Uhr
Robert-Jungk-Gesamtschule
Reepenweg 40
47839 Krefeld