Editorial

Liebe CREVELTer,

pünktlich zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe jährte sich die Rede unseres Bundeskanzlers, in dem dieser anlässlich des Angriffs Russlands auf die Ukraine von einer „Zeitenwende“ sprach: Er meinte damit, dass eine lange Zeit des Friedens, der Sicherheit und Stabilität in Europa zu Ende gehe – und eine neue anbreche. „Danach ist nichts mehr so, wie davor“, sagte Scholz.

Die direkten Folgen dieser Zeitenwende zeigten sich schnell: vor allem natürlich medial mit den ungewohnten Meldungen eines Krieges vor unserer Haustür und den Debatten darüber, inwieweit sich Deutschland an dem Konflikt beteiligen solle, aber auch ganz unmittelbar mit einer seit Nachkriegszeiten ungeahnten Inflation, Preissteigerungen und der Energiekrise. Auch am CREVELT Magazin sind diese Entwicklungen nicht spurlos vorbeigegangen: Aufmerksame Leser werden sicherlich bemerkt haben, dass wir das Papier umgestellt haben, um angesichts von Preissteigerungen um 100 Prozent noch kostendeckend produzieren zu können. Beunruhigender als das ist aber natürlich die Ungewissheit hinsichtlich der politischen Stabilität in Europa. Müssen wir uns auf ein Klima wie zuletzt in den Achtzigerjahren einstellen, als Ost und West sich einen wahren Rüstungswettlauf lieferten? Wir wissen es nicht. Und uns bleibt kaum etwas anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen. In den vergangenen Jahren gab es ausreichend Gelegenheit, unsere Krisenfestigkeit zu trainieren – und egal, wie hart es den Einzelnen unter Umständen getroffen haben mag: Es ist nie so schlimm gekommen, wie es mancher Untergangsprophet vorausgesagt hatte. Der Begriff der „Zeitenwende“ ist zumindest ein bisschen dramatisierend: Denn die nächste Zeitenwende, nach der alles anders wird, kommt bestimmt. Und manchmal schneller als erwartet.

Wir machen deshalb unbeirrt weiter, treffen uns mit interessanten Krefelder Persönlichkeiten, stellen Unternehmen vor, die hier schon seit Jahren gute Arbeit leisten oder sich anschicken, das Stadtbild zu prägen. Führen Gespräche oder schauen hinter die Kulissen – und hoffen, damit Ihren Geschmack zu treffen. So haben wir uns in dieser Ausgabe mit dem Tanzlehrer Thomas Zanders über seine ungewöhnliche Laufbahn unterhalten: In einem frühen Leben war er „Waffensystemoffizierr“ im Tornado der Bundeswehr. Im dritten Teil unserer Reihe über die „Leading Ladies in Town“ besuchten wir Prof. Dr. Fabienne Köller-Marek, seit vergangenem Jahr die Kanzlerin der Hochschule Niederrhein, und sprachen mit ihr über ihre Arbeit und den unerschütterlichen Glauben an die Veränderbarkeit der Dinge. Einen ungewöhnlichen Ort suchten wir hingegen für den Gastrotipp auf, nämlich das ehemalige Toilettenhäuschen des Stadtgartens: Hier kredenzen die Feinschmecker des non olet ihren Gästen seit einigen Monaten außergewöhnliche kulinarische Erlebnisse. Und mit unserem Kolumnisten Christopher Borchert sprachen wir über Chat GPT, eine Software, von der ebenfalls viele behaupten, dass sie für eine „Zeitenwende“ auf unserem Arbeitsmarkt sorgen werde.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie sich eine gewisse Gelassenheit bewahren – und wünschen wie immer viel Spaß beim Lesen!

Michael Neppeßen, Torsten Feuring & David Kordes

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