Digitalisierung zum Anfassen

Künstliche Intelligenz: Ist der Mensch jetzt abgemeldet?

Buchdruck, Elektrizität, Computer, Telefon, Glühlampe, Automobil, Flugzeug, Fernsehapparat: Erfindungen, die die Welt grundlegend veränderten. Wie weitreichend der Einfluss von Künstlicher Intelligenz sein wird, darüber spekulieren Science-Fiction-Autoren, Wissenschaftler und Philosophen schon seit Jahrzehnten. Einen Vorgeschmack auf das, was uns bevorstehen könnte, erhalten wir derzeit beinahe täglich.

Es ist noch nicht lange her, knapp vier Monate, als die AI-Software (AI = Artificial Intellgence, zu Deutsch: Künstliche Intelligenz) Chat GPT kostenlos im Internet gelauncht wurde. Seitdem überschlagen sich die Medien mit Untergangsszenarien, prophezeien erdrutschartige Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt wie im Zeitalter der Industrialisierung. Der Technologiegigant Google berief sogar eine Notfallsitzung ein, um das Risiko für sein Geschäft zu ermitteln und schnelle Maßnahmen zu erörtern. Auf YouTube veröffentlichen Technikblogger hingegen beinahe im Minutentakt Erklärvideos, in denen sie erläutern, wie man mithilfe von Chat GPT in kürzester Zeit und ganz ohne Arbeit zum erfolgreichen Unternehmer wird. Die Design- und Kunstbranche wird durch Midjourney in Aufruhr versetzt, eine AI-Software, die Bilder und Grafiken erzeugt und in der Lage ist, den Stil eines beliebigen Künstlers täuschend echt zu imitieren. Wer sich unter www.openai.com in Chat GPT einloggt und mit seinen Möglichkeiten beschäftigt, erkennt schnell das Potenzial – nicht umsonst zählen Elon Musk und Microsoft zu den Investoren. Aber es zeigen sich auch Schwachstellen: Noch muss man also keine Angst haben. Aber es gilt jetzt zu lernen, Künstliche Intelligenz für sich zu nutzen. Wer die Augen davor verschließt, wird den Anschluss verlieren.

Zunächst: Wie funktionieren diese AI-Programme eigentlich? Sie werden als erstes mit riesigen Datenmengen gefüttert, die sie speichern, um sie dann bei Bedarf durchsuchen zu können. Chat GPT ist ein Chatbot, hat also die Aufgabe, an ihn gerichtete Fragen korrekt zu beantworten. Diese Fragen können auch sehr komplexer Natur sein: So kann man es etwa auffordern, den Code für ein bestimmtes Computerprogramm oder einen Aufsatz zu einem bestimmten Thema zu schreiben. Als Feedback bewertet der User die gegebene Antwort. So lernt die Software kontinuierlich, welche Antworten „richtig“ sind. Das lässt sich durchaus mit dem menschlichen Spracherwerb vergleichen oder der Erziehung eines Hundes. Es bedeutet auch, dass Chat GPT mit der zunehmenden Menge an ihn gerichteter Fragen und abgegebener Bewertungen immer besser und genauer werden wird. Schon jetzt liefert es mitunter erstaunliche Ergebnisse: Wer sich in die Software einarbeitet und lernt, sie zu bedienen, kann sich erheblichen Zeitaufwand sparen, den es zum Beispiel braucht, Gebrauchstexte oder kleinere standardisierte Programmbestandteile zu schreiben. Bei App Logik greifen wir bereits täglich auf AI zurück und schaffen so neue Kapazitäten. Die Grafik-AI Midjourney eignet sich etwa hervorragend, um erste Designideen zu generieren oder mit den Kunden gemeinsam zu entwickeln. Der Vorteil ist, dass das alles in Sekundenschnelle funktioniert. Unternehmen, die unvoreingenommen und aufgeschlossen an AI herantreten, werden sich hier ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Steht der Mensch also bereits auf dem Abstellgleis? Die Arbeitswelt wird sich mit der Entwicklung von AI ganz sicher weiter verändern. Bestimmte Tätigkeiten werden in absehbarer Zukunft von Rechnern und Robotern übernommen werden, die günstiger, schneller und verlässlicher arbeiten als Menschen, die schlechte Tage haben, krank werden oder eine Gehaltserhöhung wollen. Aber es wird weiterhin Menschen brauchen, die AI-Software zu bedienen wissen und ihre Ergebnisse abschließend kontrollieren können. Chat GPT ist nämlich nicht gefeit vor Fehlern, die unter Umständen unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen können, wenn sie ungeprüft übernommen werden. Schon jetzt gibt es AI-Software, die nichts anderes tut, als von AI generierte Inhalte zu enttarnen, um etwa Betrugsversuche aufzudecken. Überhaupt eröffnet sich mit der Weiterentwicklung und -verbreitung der Technologie neuer Regulierungsbedarf durch Politik und Rechtsprechung. So stellt sich die Frage, inwieweit von AI erzeugte Grafiken, die sich stilistisch an bekannten Künstlern orientieren, eine Urheberrechtsverletzung darstellen. Und es werden sicherlich weitere Probleme auftreten, die wir jetzt noch gar nicht absehen können – ähnlich, wie wir das heute beinahe täglich mit Social Media erleben. Daran, dass AI immer mehr in unser Leben eindringen, wird das aber nichts ändern.

Zugegeben, ein bisschen unheimlich ist diese Entwicklung schon. Unweigerlich fallen einem Zukunftsdystopien wie „Terminator“ oder „The Matrix“ ein, in denen denkende Maschinen die Menschheit versklavt haben. Aber noch sind Menschen nicht zu ersetzen. Und mit der Nutzung von AI werden auch wir uns weiterentwickeln und hoffentlich lernen, sie in unserem Interesse zu nutzen.

Viele Grüße,
Christopher Borchert

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