Im Leben stellen sich uns immer mal wieder Hürden in den Weg. Wir können dann davor stehen bleiben oder den Sprung ins Ungewisse wagen. Genau diesen Sprung hat Christine Lotz-Keens gewagt, als die promovierte Ingenieurin sich dazu entschloss, gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Keens an den Niederrhein zu ziehen und neu anzufangen.
Die 56-jährige Ingenieurin war als leitende Wissenschaftlerin in der Verkehrsforschung tätig und kannte ein Leben, das immer schneller wurde und wenig Luft zum Atmen bereithielt: „Ich war ständig unterwegs. Brüssel – Berlin und wieder zurück. Als wir nach dem Tod meiner Schwiegermutter den Hof übernahmen, beschloss ich auszusteigen.“ Auszusteigen aus einem sicheren Beamtenverhältnis, das die gebürtige Hessin aber nicht mehr glücklich machte. Sie wagte den Schritt ins Ungewisse und gründete mit ihrem Mann den Keens Hof #campus in Kempen: einen Ort, an dem sich Teams ihre Lösungen erspielen und dabei das Teamgefühl stärken können.
„Anfangs sind wir mit einem größeren Bauchladen an Events gestartet“, verrät Lotz-Keens. Rückblickend hat sich schnell herauskristallisiert, dass diese Bandbreite nicht umsetzbar ist und der Fokus des Campus auf Teamentwicklung und Teambuilding liegen soll. Aber auch diese Erfahrungen gehören zu einem Veränderungsprozess dazu: „Polynesisch Segeln“, rät die Trainerin, die selbst über einschlägige Erfahrungen in den Bereichen Mitarbeiterführung und Coaching verfügt. Dabei geht es um das „Ins-Handeln-Kommen“, ums Lossegeln auf ein grobes Ziel, Erfahrung sammeln und Bewerten und dann notfalls Umdenken und die Richtung ändern. Spielerisch lockt sie ihre Kunden aus der Reserve. Sie hat sich im „Lego® Serious Play“ zertifizieren lassen: „Es geht darum, dass wir aus dem theoretischen Diskutieren rauskommen und spielerisch unsere Intuition einbeziehen“, so Lotz-Keens. Dabei entstünden oftmals kreative Lösungen für bisher ungeklärte Probleme.
Der Neustart am Niederrhein war für die Neu-Unternehmerin allerdings auch alles andere als easy. Die Pandemie brachte den Campus zum Erliegen, noch bevor das Ehepaar richtig starten konnte. Doch die sympathische Trainerin gab ihren Fokus und Wunsch, Teams zu betreuen, nicht auf. Gemeinsam mit ihrem Mann erschuf sie auf dem Keens Hof einen Ort des Ausprobierens. Aus dem alten Kuhstall ist ein offener und lichtdurchfluteter Seminarraum entstanden, der nicht nur zum produktiven Miteinanderarbeiten einlädt, sondern auch zum gemeinsamen Kochen in der Mittagspause. 2022 startete das Ehepaar richtig durch: „Seitdem konnten wir schon viele Kunden betreuen und es ist für mich immer wieder ergreifend zu sehen, wie ein Ortswechsel beflügelt und wie ich dabei helfen kann, Lösungen neu zu denken.“
Für sich hat Christine Lotz-Keens ihre Lösungen mit dem Ausstieg damals gefunden. Sie hat den Schritt raus aus der Referatsleitung einer Bundesbehörde gewagt und ist mit einer Mission von Köln nach Kempen gezogen: „Wir leben in einer Welt, die viel von uns fordert und ich möchte gern einen Beitrag dazu leisten, dass Teams besser miteinander arbeiten können und Achtung und Wertschätzung im Fokus stehen“, erklärt die 56-Jährige lächelnd.
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