
Welcher Bergfan träumt nicht davon, irgendwann mal zu Fuß über die Alpen zu laufen? 218 v. Chr. zog Feldherr Hannibal mit 37 Elefanten und mehreren Tausend Soldaten nach Italien, um gegen Rom zu kämpfen. Heute machen sich unzählige Wanderer friedlich auf den Weg, Europas mächtigste Gebirgskette zu bezwingen und einen Lebenstraum zu erfüllen. Welche Herausforderungen dabei zu meistern sind, weiß Natalie Dickmann aus Tönisvorst: Letzten Sommer überquerte die Wanderbloggerin und Buchautorin mit Mann, Kind und Hund zu Fuß die Alpen – und spricht nun in einer Vortragsreihe über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Damit auch andere so ein Abenteuer wagen können.
Sie lebt am Niederrhein, doch ihre Welt sind die Berge: Natalie Dickmann kann nicht verhehlen, dass sie von Kindheit an mit dem Wandervirus infiziert ist: Sie trägt sportliche Schuhe und dezenten Bergschmuck, auch die Einrichtung im gemütlichen Reihenhaus spricht Bände. Während wir die verglaste Küchenfront mit Alpenpanorama und die von Sohn Levin eigenhändig dekorierte Schiefertafel bewundern, beobachtet uns Hündin Panda kritisch vom Sofa aus. „Zillertal statt Mallorca hieß es bei uns früher“, erzählt die gelernte Verlagskauffrau und zählt klassische Orte für Skiurlaube und Bergtouren auf. Noch immer verbringe sie fast jedes Wochenende draußen an der frischen Luft. „Zum Glück macht mein Mann das auch gerne“, lacht sie und freut sich, dass sie ihr Kind schon früh für das Wandern begeistern konnte: „Mit drei Jahren ist Levin drei Kilometer gelaufen, inzwischen macht er im Flachland locker mehr als 30 Kilometer am Tag.“ Und aus Mausebär wurde ein echter Outdoorjunge.

Gute Voraussetzungen also für das Familienprojekt, das die erfahrene Wanderbloggerin akribisch geplant hatte: Im Sommer 2024 marschierten Vater Andreas, Mutter Natalie, der damals elfjährige Levin und Hund Panda vom Tegernsee über die Alpen bis Südtirol. „Wir haben uns einenLebenstraum erfüllt und sind stolz und dankbar, dass wir das gemeinsam geschafft haben. Alle sind gesund, ohne Blasen oder Verletzungen, und gut gelaunt angekommen“, fasst sie zufrieden die sieben Tagesetappen mit einem Höhenunterschied bis zu 900 Metern zusammen. Panda hätte die vorsorglich mitgenommenen Pfotenschuhe gar nicht gebraucht. Dass die lange Alpenwanderung mit Kind und Hund gelang, führt Natalie neben guter Vorbereitung auf den Gepäcktransport durch den Reiseanbieter und eine familienfreundliche Variante der Originalroute über die Alpen zurück. „Wir waren, bis auf zwei Hüttenübernachtungen, nur mit Tagesgepäck unterwegs. Das Hundefutter musste ja schließlich auch mit!“
Keine Frage, die Tönisvorsterin hat sich viele Gedanken gemacht. In ihrer Vortragsreihe „Zu Fuß über die Alpen“ empfiehlt sie, auf Nummer sicher zu gehen und Alternativen im Kopf zu haben. So könne man auch mal eine Busverbindung oder Abkürzungen mit dem Schiff einplanen. Von der Wetter-App bis zum eingelaufenen Schuhwerk, von der romantischen Hütte über den einfachen Gasthof bis zum Vier-Sterne-Hotel – Natalie Dickmann liefert in 90 Minuten nicht nur jede Menge praxiserprobte Tipps und Tricks, sie schickt ihre Zuhörer mit Bildern und Anekdoten auf eine gedankliche Reise durch traumhafte Gebirgslandschaften, vorbei an grasenden Kuhherden und schneebedeckten Gipfeln. Wir dürfen einen Blick in ein liebevoll gestaltetes Stempelbuch werfen, in das jedes Familienmitglied Erinnerungen an die verschiedenen Etappen eingetragen hat. Essen, Wetter und Tiere müssen eine besondere Rolle gespielt haben. So lesen wir beispielsweise „lecker Kuchen und Eis“, „Topfenknödel“, „viele Wolken“, „Blindschleiche gesehen“, „stinkendes Plumpsklo“ oder „heute keine Kuhbegegnung“. Die passionierte Wanderin klärt uns schmunzelnd auf, dass sie große Respekt vor Kuhherden habe, da deren Reaktion auf Wanderer oder Hunde nicht vorhersehbar sei. „Ich möchte sowieso dafür sensibilisieren, wie man sich bei Touren mit Hund verhält: Das Tier sollte eng an der Leine geführt werden, und Selfies mit Kühen sind einfach keine gute Idee!“ Auch dass sie sich an Tag eins gleich den Rücken verknackste, wo Levin den ersten Bergkristall fand oder wie Andreas seinen Geburtstag mit Sekt und Riesendrehorgel auf der Alm feierte, hat die Familie sorgfältig notiert.

Nach ihren Büchern, dem Reiseblog outdoorfamilienglueck.com und den aktuellen Vorträgen plant Natalie bereits ein neues Projekt: Sie will sich im Herbst zur zertifizierten Wanderführerin ausbilden lassen, um in Zukunft geführte Naturzeiten anzubieten. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Familien dazu zu motivieren, Freizeit an der frischen Luft zu verbringen und es Kindern zu ermöglichen, die Natur mit allen Sinnen zu erleben.“ Denn schon Johann Wolfgang von Goethe wusste: „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“. Müde Beine? Egal!
Vortrag „Zu Fuß über die Alpen: Mit Kind und Hund vom Tegernsee nach Südtirol“
13. März 2025 ab 19:30 Uhr in Kempen für die KVHS Viersen
22. Mai 2025 ab 19:30 Uhr in Viersen (Katholisches Forum Krefeld-Viersen)
20. November 2025 ab 17:30 Uhr bei Globetrotter in Düsseldorf
26. November 2025 ab 17:30 Uhr bei Globetrotter in Dortmund

Fotos: Felix Burandt