Der Blick in die Küche ist der Auslöser. In der Spüle stapelt sich das dreckige Geschirr, die Spülmaschine ist voll und der Mülleimer ebenso. Wutentbrannt rufen wir unserem Partner zu: „Du hast immer noch nicht gespült und den Müll runtergebracht.“ Er fühlt sich in die Enge getrieben und eine Diskussion über leidige Haushaltsthemen lässt den freien Abend unschön enden. Doch wie geht es besser?
In meiner Praxis lege ich meinen Patient*innen gerne das Modell der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg ans Herz. Sein Ansatz ist unterteilt in vier verschiedene Komponenten. Als erstes beobachten wir und schildern dann wertfrei und in Ich-Botschaften, was wir sehen. Das könnte zum Beispiel sein: „Ich sehe, dass der Müll noch nicht herausgebracht wurde.“ Im zweiten Schritt erfühlen wir unsere Gefühle dazu. Klar, wir sind wütend, aber können wir das vielleicht auch formulieren, ohne die Schuld bei dem anderen abzuladen? „Es stresst mich, wenn die Küche unaufgeräumt ist, weil ich es gerne ordentlich mag“, wäre hier ein gutes Beispiel.
Wir befinden uns jetzt auf einer Ebene, auf der der Partner/die Partnerin versteht, was genau uns stört und warum. Es geht jetzt darum, unsere Bedürfnisse mitzuteilen. „Wenn ich abends nach Hause komme, brauche ich ein ordentliches Zuhause, um mich von einem langen Tag entspannen zu können“, ist ein konkretes Bedürfnis, das von der anderen Person auch verstanden werden kann. Wichtig ist es hierbei, keine negativen Konsequenzen aufzuzeigen, sondern bei sich zu bleiben.
Zum Schluss wird eine Bitte formuliert, die möglichst präzise und erfüllbar sein könnte: „Könntest du jetzt bitte den Müll herunterbringen?“ Natürlich kann eine Bitte auch abgelehnt werden. Versteht die andere Person jedoch, was unser eigentliches Bedürfnis ist, ist die Kommunikation wesentlich entspannter.
In der gewaltfreien Kommunikation geht es darum, Empathie füreinander aufzubringen. Oftmals werden in dem Zusammenhang auch die Begriffe der Giraffen- und Wolfsprache verwendet. Die Giraffe hat einen guten Überblick über alles. Die Giraffensprache ist die Sprache des Herzens. Im Gegensatz dazu steht die Sprache des Wolfes, die gewaltvoll und herrschend ist. Verwenden Menschen die Sprache des Wolfes, verletzten sie einander und lassen ihrem Gegenüber keinen Platz. Der fühlt sich dann in die Ecke gedrängt und die Kommunikation eskaliert.
Auch in der Praxis arbeiten wir in Rollenspielen daran, wie wir kommunizieren, denn nicht ohne Grund heißt es: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Ich wünsche Ihnen einen gewaltfreien Austausch miteinander,
Ihre Kim Schlangenotto
Klinik Königshof
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