Wer kennt es nicht? Dem einen grummelt beim Gedanken an den nächsten Flug der Magen, der andere ist heilfroh, wenn er den Aufzug wieder verlassen kann. Ängste sind Teil unseres Lebens und oftmals auch hilfreich. Was passiert aber, wenn die Angst die Oberhand gewinnt und unser alltägliches Leben enorm erschwert?
Wir unterscheiden in der Klinik zwischen konkreten Ängsten beziehungsweise Phobien und einer generalisierten Angststörung. Bei Phobien versuchen wir gemeinsam mit dem Patienten, der Angst ins Auge zu sehen und dieser in kleinen Schritten zu begegnen. Hat zum Beispiel jemand Angst vor Spinnen, hilft es, sich erstmal vorzustellen, dass im Nebenraum eine Spinne sein könnte. Auf einer Angsthierarchie von 1 bis 10 wäre das dann eine 0,5. Auf der mittleren Skala, also eher bei 5, könnte dann ein Zoobesuch stehen, bei dem Spinnen betrachtet werden. Als letzte, große Herausforderung könnte dem Patienten dann eine Spinne auf die Hand gesetzt werden. Das wäre dann die 10 auf der Skala.
Wichtig bei diesen kleinen Schritten ist der Lerneffekt. Wir merken, dass nichts Schlimmes passiert, wenn wir einen Schritt gehen und trauen uns dann, einen weiteren zu gehen. Selbst wenn wir in einer Situation Angst verspüren, werden wir die Erfahrung machen, dass diese nicht ewig anhält. Wir sind nicht in der Lage, elf Stunden lang nur Angst zu verspüren. Dass ist eine wichtige Erkenntnis, die oftmals schon sehr weiterhilft.
Anders als bei Phobien verhält es sich bei einer generalisierten Angststörung. Hierbei hat der Patient meist eine diffuse Angst vor dem gesamten Alltag und kann die eigene Wohnung manchmal nur noch schwer verlassen. Bei dieser Art der Angsterkrankung kommen oftmals auch Panikattacken und Depressionen dazu, die nicht nur räumlich einschränken, sondern auch die Lebensqualität senken. In so einem Fall ist eine Psychotherapie oder ein Aufenthalt bei uns in der Klinik ebenso ratsam wie eine Therapie mit Medikamenten.
Bei Ängsten vor realen Situationen, zum Beispiel vor einem Krieg oder einem finanziellen Verlust, hilft es hinzuschauen, was dahintersteckt. Ist jemand zum Beispiel in einer prekären finanziellen Lage, ist die Angst vor einem finanziellen Verlust natürlich nicht von der Hand zu weisen. Hilfreich ist es hier, alles aufzuschreiben und sich gegebenen- falls Hilfe von einem Coach oder einer Schuldnerberatung zu holen.
Was wir nicht ändern können, ist die Welt oder besser gesagt das Weltgeschehen. Hier müssen wir lernen, etwas Abstand von alltäglichen Ereignissen zu gewinnen, um unsere Ängste in Relation zu setzen. Oftmals erweisen sich Ängste dann als weniger schlimm, als anfangs angenommen.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit,
Ihr Jan Dreher
Klinik Königshof
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