Egelsbergmühle

Ein Kleinod wird wieder zum Leben erweckt

Walter Kienen, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins Traar e. V., freut sich auf die Wiedereröffnung des historischen Schmuckstücks.

Die vier Flügelräder ragen hoch in die Luft und sind schon von Weitem für Spaziergänger auf dem Egelsberg zu erkennen. In Schneeweiß befindet sich unter ihnen das Mühlengebäude, das über 200 Jahre alte Wahrzeichen von Traar. Seit einigen Jahren scheint die Mühle verwaist, doch sowohl im Inneren als auch außen wurden viel Liebe und Schweiß, eine stattliche Summe und viel Zeit sowohl seitens der Stadt Krefeld als auch vom derzeitigen Mieter, dem Bürgerverein Traar e. V., investiert, um das Kleinod wieder zum Leben zu erwecken. Jetzt stehen die intensiven Sanierungsarbeiten kurz vor der Vollendung.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts das Wahrzeichen von Traar: die Mühle am Egelsberg.

Als sich der Bürgerverein Traar 2016 entschied, die Egelsbergmühle von der Stadt Krefeld für 15 Jahre zu mieten, war den Vereinsmitgliedern bewusst, dass die Sanierung ein intensives Unterfangen sein würde, aber bei der ersten Einschätzung eines Architekten mussten die Beteiligten des Vereins trotzdem schlucken: „Die Sanierungskosten wurden auf 300.000 bis 500.000 Euro geschätzt. Uns war damals direkt klar, dass wir da als Verein keine Chance haben, das allein zu stemmen“, erklärt Walter Kienen, zweiter Vorsitzender des Vereins. Aufgeben war für den Bürgerverein aber zu keiner Zeit eine Option: „Die Mühle als Traarer Wahrzeichen ist wichtig, deshalb mussten wir einen Plan entwickeln, wie wir die Sanierung initiieren und gleichzeitig die Sanierungskosten händeln konnten“, so Kienen. Aus dem Plan sind gleich zwei Pläne geworden. Der Bürgerverein wandt sich an den Fachbereich Gebäudemanagement der Stadt Krefeld und fand schließlich bei Rachid Jaghou, dem heutigen Leiter des Zentralen Gebäudemanagements, und seinen Mitarbeitern Gehör und offene Türen: „Dank seiner Hilfe und auf Basis unserer Vorarbeiten wurden über mehrere Jahre Gelder im Krefelder Haushalt für die Sanierung eingeplant und nach entsprechender Überzeugungsarbeit durch den Bürgerverein von der Politik bewilligt“, berichtet der Traarer. Um die Außenhülle, die Flügel, das Dach und das Balkenwerk zu sanieren, sind zudem Fördermittel in beträchtlicher Höhe beim Land Nordrhein-Westfalen beantragt und bewilligt worden.

Der Sanierungsbedarf war gewaltig: Großteile der Holzbalken waren von Schädlingen befallen und zerfressen.

Aber nicht nur aus städtischen und Landesmitteln wurde die Mühle saniert: „Die Übereinkunft mit der Stadt Krefeld als Eigentümer war, dass wir uns als Verein um das Innere der Mühle kümmern. Dem kommen wir nach und sind aktuell in den letzten Zügen der Innensanierung“, so Kienen. „Die Wände waren komplett nass und mussten saniert werden. Ebenso musste die Elektroanlage in großem Stil erneuert beziehungsweise ergänzt und eine Alternative zur nicht mehr nutzbaren Fußbodenheizung gefunden werden“, führt der zweite Vorsitzende des Bürgervereins an. Die gesamte Mühle wurde neu gestrichen.  Der wieder einsehbare Turmbereich ist mittlerweile komplett beleuchtet und bietet ein stimmungsvolles Ambiente. Unten ist neben der neuen Theke zudem ein neuer Sanitärbereich entstanden. Aber auch die Böden wurden in großen Teilen neu gefliest und neues Mobiliar angeschafft. Insgesamt sind bereits jetzt deutlich über 50.000 Euro aus Spendenmitteln in die Sanierung geflossen.

Der zwei Tonnen schwere Königsbalken, das Herzstück der Mühle, war bei der Sanierung eine besondere Herausforderung.

Für großes Herzklopfen sorgte bei allen Beteiligten die Sanierung des Königsbalkens – dem Herzstück einer Mühle: „Nach der Begutachtung durch ein Statikbüro war klar, dass der Balken dringend saniert werden muss. Ein Unterfangen, das es in sich hatte“, erinnert sich Walter Kienen. Rund zwei Tonnen wiegt der Trägerbalken, auf dem das gesamte Trägerwerk liegt. Stück für Stück wurde der Balken ausgetauscht und abgestützt mit Trägern im Erd- und Obergeschoss: „Nicht auszudenken, wenn da etwas schiefgelaufen wäre“, so Kienen. Am Ende ist aber alles gut gegangen, sodass sich der Verein nun in den Endzügen der Sanierung befindet: „Wir hoffen, dass wir die Mühle Ende Oktober wieder öffnen können. Vorher wird die gebürtige Krefelder Kirchenmalermeisterin Fabienne von der Hocht die Wand noch mit einer stilisierten Abbildung der Egelsbergmühle verschönern“, verrät Walter Kienen mit glänzenden Augen.

In Zukunft soll die Egelsbergmühle dann wieder als Traustätte, aber auch als Ort für Lesungen, Ausstellungen oder Präsentationen fungieren. Zudem wird der Bürgerverein kleinere Events vor Ort durchführen. Als Partymühle soll das Juwel allerdings nicht mehr dienen. Zur Wiedereröffnung wird die Öffentlichkeit an mehreren Terminen Gelegenheit erhalten, die Mühle zu besichtigen. Wann das genau sein wird, gibt der Verein im Vereinsblättchen „Rund um den Egelsberg“ bekannt. Bis dahin werden letzte Detailarbeiten vollendet. Eine alte Truhe kommt zum Beispiel noch in eine Nische ins obere Stockwerk, eine kleine Beschallung wird installiert und der Kaminofen, der nicht mehr in Betrieb ist, wird illuminiert. Immer alles mit dem Wunsch, dass sich die Neuerungen stilistisch der alten Mühle anpassen. Damit das Kleinod bald wieder in vollem Glanze strahlen kann.

Egelsbergmühle
Am Egelsberg 56
47802 Krefeld
egelsbergmuehle-krefeld-traar.de

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