Ganz ruhig liegt der Mischlingshund Lupo auf dem Boden des Empfangsbereichs in der Klinik Königshof. Über den Korridor kommt ein Mann mit einem Rollschrank über den unebenen Boden gelaufen. Es rattert. Es lärmt. Alle Menschen drehen sich um, gestört von der Geräuschquelle. Lupo hebt noch nicht mal den Kopf. Er bleibt ruhig neben seinem Frauchen, Meike Brebeck, liegen und strahlt tiefe Gelassenheit aus.
Als Meike Brebeck nach einem kleinen Exkurs an einer anderen Klinik wieder an die Krefelder Klinik zurückkam, hatte sie den Wunsch, einen Therapiehund auszubilden. Ein Wunsch, der bei ihrem Chef, aber auch dem gesamten Team auf offene Ohren stieß: „Anfangs habe ich dann meine neunjährige Hündin Ylvie mitgebracht, um auszuprobieren, ob es funktionieren könnte“, berichtet die Fallmanagerin der Klinik Königshof. Und das tat es!
Für die Kamp-Lintforterin war schnell klar, dass ein weiterer Therapiehund nicht aus irgendeiner Züchtung kommen solle, stattdessen entschied sich Brebeck bewusst für einen Hund aus einer rumänischen Tötungsstation. Für einen Hund, der eine eigene Geschichte mitbringt und eine zweite Chance verdient. Dieser Hund ist Lupo.
Gemeinsam mit dem Mischling startete Brebeck im März 2023 an einer Kamp-Lintforter Hundeschule die Ausbildung zum Therapiehund: „Am Anfang musste Lupo einen Wesenstest absolvieren. Er wurde wirklich auf Herz und Nieren geprüft und hat alles mit Bravour bestanden, obwohl der Trainer bewusst etwas härter mit ihm in die Testung gegangen ist“, berichtet Lupos Frauchen nicht ohne Stolz, streichelt ihm durch sein wunderschönes, braunes Fell und fügt hinzu, „diese unglaublich warme Aura hat er mitgebracht. Das ist nichts, was ich ihm beibringe konnte.“
Das, was danach kam, war quasi die Kür – wenngleich auch nicht weniger anstrengend. In vielen Einheiten bekam Lupo beigebracht, wie er sich in den unterschiedlichsten Situationen verhalten soll. Immer vor dem Hintergrund, dass er in der Klinik auf Menschen mit den verschiedensten Bedürfnissen treffen würde: „Lupo hat gelernt, still zu bleiben, wenn Menschen laut schreien, oder auf dem Bett liegen zu bleiben, wenn er zugedeckt wird. Alles Situationen, die im Klinikalltag hilfreich sein können“, erklärt Meike Brebeck. Insgesamt haben die beiden 15 Monate lang Woche für Woche trainiert.
Am Ende stand die Prüfung in der Klinik an. Zweieinhalb Stunden wurde Lupo geprüft und zeigte dabei, was er kann. Nicht nur das Wohl der Patient*innen hatte der Prüfer dabei genau im Blick: „Er sagte mir, dass es nicht nur darum geht, zu schauen, ob Lupo in die Klinik passt, sondern auch, ob die Klinik zu Lupo passt. Das hat mir sehr gut gefallen und mir ein gutes Gefühl gegeben“, so die Fallmanagerin.
Am Ende passte beides zusammen: Lupo und die Klinik. Und das ist ein enormer Gewinn für alle, die dort arbeiten oder Patient*innen sind. Egal wer über den Flur läuft und Lupo entdeckt, binnen Sekunden erscheint bei jedem ein Lächeln auf dem Gesicht. Diese Positivität ist es auch, die den Patient*innen guttut: „Mit einem Therapiehund können verschiedene therapeutische Effekte erzielt werden“, weiß Brebeck und zählt auf, „neben der Aufhellung der Stimmung kann ein Therapiehund beim Abbau von Ängsten helfen und Zuneigung vermitteln.“
Dreimal wöchentlich darf Lupo für 45 Minuten im Einzelkontakt mit Patient*innen arbeiten. Meike Brebeck achtet darauf, dass die Zeiten eingehalten werden und Lupo genügend Erholungsphasen bekommt: „Montags bis donnerstags ist er hier mit mir an der Klinik, freitags bis sonntags ist er zu Hause. Manchmal passiert es auch, dass ich ihn aus einer Situation heraushole, um seine Grenzen zu wahren und dann läuft er doch wieder zurück“, berichtet die Kamp-Lintforterin lachend. Lupo ist einfach eine Seele von einem Hund. Er spürt, wenn Menschen traurig sind, und legt sich bewusst neben sie. Vielleicht, weil er selbst seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht hat. Gerade diese Geschichte erzählt Brebeck den Patient*innen bewusst: „So erkläre ich ihnen, dass nach einer schwierigen Situation auch wieder bessere Zeiten kommen. Lupos Geschichte macht ihnen Mut.“
Klinik Königshof
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Fotos: Felix Burandt