Brettspiel-Verrückte

Ein gutes Spiel

Marijana Sipus, Brettspiel-Verrückte und Vereinsgründerin.

Am Anfang war da ein Würfel. Dieser Würfel hatte erstaunliche Fähigkeiten, denn je nachdem, was er anzeigte, geschahen zauberhafte Dinge, die Menschen ganz unterschiedlichen Alters gleichermaßen erfassten: Kleinkinder, die beim Spiel „Obstgarten“ verschiedene Obstsorten erwürfelten, aber auch Heranwachsende, die angesichts des langersehnten Kniffels Jubelschreie ausstießen. Um fair zu bleiben, und damit im Spielwortschatz, ging die Magie aber nicht nur einseitig vom Würfel aus, sondern auch von den Figuren und dem Spielbrett, die gemeinsam eine völlig neue Welt offenbarten.

Zu den regelmäßigen Treffen des Vereins ist jede*r willkommen.

Solche oder ähnliche Erfahrungen haben wohl viele von uns mit Brettspielen gemacht. Nicht weiter verwunderlich also, dass Menschen sich weiter danach sehnen, mehr zu spielen. Wieder einzutauchen in völlig andere Welten, sich dabei mit anderen Menschen auseinanderzusetzen und die Erfahrung von Siegen und Niederlagen miteinander teilen. Genau diese Punkte waren es auch, die Marijana Sipus vor einigen Jahren dazu brachten, Gleichgesinnte in Krefeld zu suchen. Die 43-Jährige wollte eine Gruppe mit spielbegeisterten Menschen gründen: „Ich spiele total gerne, aber hatte niemanden, der mit mir all die Brettspiele spielen wollte“, erinnert sich die Krefelderin. Die Brettspiel-Verrückten waren geboren.

Ob jung oder alt: Hier sind alle gleich.

Schnell wurde aus der kleinen Gruppe eine große Community aus Menschen, die sich heute regelmäßig trifft, um in die Welt der Brettspiele einzutauchen. Dabei sind Alter, Herkunft oder Beruf völlig egal: „Ich habe mir damals verschiedene Gruppen angeschaut, aber oft war es nahezu unmöglich, da noch reinzukommen, weil sich schon Gruppen gebildet hatten. Ich wollte, dass bei uns jede*r willkommen ist“, so Sipus. Seitdem gibt es einmal die Woche einen Spieleabend. In der Regel sind es 25 bis 30 Leute, die pro Abend zusammenkommen. Im Winter mal mehr, im Sommer mal weniger. Die Spiele werden von allen Teilnehmer*innen mitgebracht. Einen großen Fundus besitzen aber auch Sipus und Christoph Lefen: „Ich schätze, wir beide haben zusammen über 1.000 Spiele“, erklärt Sipus lachend. Klar, dass auch immer wieder Neuheiten erspielt werden wollen. Manchmal gibt es eigens Probeexemplare von Spielverlagen, oft haben Sipus und Lefen aber auch in die eigene Tasche gegriffen, um die Neuheiten zu erwerben: „In den letzten Jahren sind wir oft in Vorleistung gegangen, was die Brettspiele und auch die Events angeht“, verrät Sipus. Damit sich das ändert, wurde aus der Gruppe ein eingetragener Verein. Seit Februar 2024 sind die Brettspiel-Verrückten Krefeld e.V. ein „Novum in der Krefelder Vereinslandschaft“, wie Sipus lachend berichtet.

Freude an der Haptik: Beim Spielen hat man etwas in den Händen.

Und wie das so bei Neuheiten ist, fällt es einigen Menschen schwer, sie einzuordnen. Gehören Gesellschaftsspiele in den Sport- oder Kulturbereich? Sind sie Freizeitbeschäftigung? Die Stadt Krefeld sei noch unsicher, wie mit dem neu gegründeten Verein umzugehen sei, erklärt Marijana Sipus. Schade, denn dass Gesellschaftsspiele ein Kulturgut sind, zeigt nicht nur die lange Geschichte, die bereits bei den alten Ägyptern ansetzt, sondern auch die soziale Komponente, die Spiele beinhalten: „Spielen ist ein Mit- und Gegeneinander. Man sieht, was der andere macht, ob er flunkert oder nicht und tritt miteinander in den Austausch“, erklärt Astrid Noack ihre Faszination für Gesellschaftsspiele. Für viele ist das wöchentliche Treffen aber auch ein Abschalten vom stressigen Alltag und ein Eintauchen in die Welt der Haptik: „Ich sitze den ganzen Tag vor dem Computer und freue mich, dann etwas in den Händen zu halten und nicht mehr auf einen Bildschirm zu schauen“, berichtet Antoine Doubacis.

Die Spiele werden von den Teilnehmer*innen selbst mitgebracht.

Es ist eine bunte Truppe, die sich an diesem Abend im Nachbarschaftszimmer auf der Lewerentzstr.104 trifft. Jeden ersten Mittwoch und jeden zweiten und vierten Dienstag findet im hier ein Spieleabend statt. Jeden dritten Donnerstag dann im K3-City auf der Mariannenstraße. Am Anfang wird etwas gequatscht, dann werden die Spiele besprochen und ausgesucht. Es bilden sich kleine Gruppen, die gemeinsam ein Spiel spielen. Es wird aufgebaut und dann geht’s los: Die ersten Würfel fallen. „Man muss kein Mitglied sein, um an den Spieleabenden teilnehmen zu dürfen, aber natürlich freuen wir uns sehr über neue Mitglieder“ sagt Marijana Sipus. „Als gemeinnütziger Verein sind wir für jede Unterstützung dankbar!“

Ein besonderes Highlight war im letzten Jahr das Event „Krefeld Spielt!“: „Über 500 Menschen waren an einem Wochenende hier und haben gemeinsam gespielt“, erinnert sich Christoph Lefen. Auch für dieses Jahr haben die Vereinsmitglieder wieder Großes vor: „Am Wochenende vom 24. und 25. August wollen wir wieder ein großes Spiele-Event veranstalten“, so Sipus. Und dann darf wieder abgetaucht werden in eine Welt, voller Möglichkeiten.

Brettspiel-Verrückte Krefeld e.V.
brettspielverrueckte.de/
Instagram: brettspielverrueckte

Fotos: Felix Burandt
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