Die Freunde laden zum Grillen ein, die Familie möchte zum Badesee und in der Stadt findet das große Kulturfestival statt. Ganz schön was los im Sommer! Doch wie sollen alle Unternehmungen unter einen Hut gebracht werden? Und dabei der Spaß nicht zu kurz geraten?
„Die anderen machen viel mehr als ich und sind bei jedem spannenden Event dabei.“ So oder so ähnlich ist wahrscheinlich die Wahrnehmung vieler Menschen. Mich schließe ich da auch nicht aus. Doch oftmals entspricht dieser Eindruck, der vielfach durch die sozialen Medien geprägt wird, nicht der Realität. Menschen teilen eher ein Erlebnis als das Alltägliche. War die Freundin nicht letztens bei diesem großen Festival? Und der Cousin am Strand? Ja, waren sie, aber der ganze Alltag, der daneben stattgefunden hat, wird nicht gepostet. Unser Gehirn erinnert sich aber nur an diese Erlebnisse. In der Praxis nennen wir das eine falsche Zuordnung der Häufigkeit. Hierbei erscheint uns die Häufigkeit von gewissen Erlebnissen viel höher, als sie wirklich ist. Das liegt daran, dass sich unser Gehirn diese Bilder viel leichter in Erinnerung rufen kann. Die Lücken dazwischen werden dabei fast ausgeblendet. Das Ergebnis: Wir denken, andere machen ständig tolle Sachen.
Ich rate dazu, sich von den sozialen Erwartungen, die vielfach fälschlicherweise durch die sozialen Netzwerke entstehen, zu lösen und auf das eigene Bedürfnis zu hören. Es ist völlig in Ordnung, an einem Wochenende nicht zu drei Veranstaltungen zu fahren und nebenher noch den Haushalt zu managen. Stattdessen empfehle ich, sich achtsam zu überlegen, was die eigenen Bedürfnisse sind. Möchte ich wirklich zu der Grillparty? Ist ein Wochenendtrip in die Niederlande wirklich die perfekte Entspannung für mich? Oder möchte ich einfach mal ein Wochenende zu Hause im eigenen Garten verbringen und nichts tun?
Wenn ich eine anstrengende und arbeitsreiche Woche hinter mir habe, ist es völlig okay, am Wochenende einfach mal gar nichts zu tun. Hierzu rät auch die Slow-Living-Bewegung, die ich sehr empfehle. Eine Unternehmung pro Tag reicht völlig aus. Stattdessen empfehle ich, wieder etwas mehr Müßiggang in unser Leben zu bringen. Vor 50 Jahren waren auch nicht alle ständig unterwegs. Müßiggang kann natürlich für die eine Person etwas anderes bedeutet als für die andere Person, da die Bedürfnisse völlig unterschiedlich sind. Wichtig ist nur, dass wir uns vom sozialen Druck lösen, ständig überall dabei sein zu müssen.
Und eine Sache dürfen wir bei all dem sowieso nicht vergessen: Über die sozialen Medien sollen Erlebnisse vermarktet und verkauft werden. Es ist also kein Wunder, dass dort die Wahrnehmung entsteht, dass überall etwas stattfindet und andere stets dabei sind.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen entspannten Sommeranfang,
Ihr Jan Dreher
Klinik Königshof
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