Surfpark-Investor Simon Tal Doyev

Für die Liebe zum Surfen!

Simon Tal Doyev: Surfen ist seine große Leidenschaft.

„Guten Morgen“, sagt Simon nahezu akzentfrei und lächelt. Er kommt gerade aus dem Meer. Nach dem Aufstehen zu surfen, ist sein morgendliches Ritual. Er liebt das Wasser, die Klänge des Ozeans und den Ritt auf den Wellen, bei dem für ihn ein paar Sekunden die Zeit still steht und kein anderer Gedanke seinen Kopf kreuzt. Nicht erst seit dem 07. Oktober ist das Surfen für Simon Lebenselixier und Meditation zugleich, doch seither wichtiger denn je. Israel ist latente Gefahren gewöhnt, dennoch ist die aktuelle Situation besonders. Sich in diesem Spannungsfeld Lebensfreude und Zuversicht zu erhalten, ist eine Eigenschaft, die Simon mit vielen seiner Landsleute teilt. Während in Gaza die Armee gegen die Hamas kämpft, der Konflikt mit dem Iran schwelt und ein Flächenbrand im Mittleren Osten droht, wird auf der Baustelle des von Simons Firma Elakari entwickelten Surfparks in Tel Aviv unvermittelt weitergearbeitet. Der Surfpark ist nicht nur sein Herzensprojekt, sondern Sinnbild einer Geisteshaltung, die eine ganze Nation eint.

Simon ist der Prototyp des stilvollen Best Agers. Haselnussbraune Haut, wache Augen, gut in Form. Er spricht fließend Englisch. Schnell, aber immer mit Bedacht. Obwohl seine Biografie von Superlativen geprägt ist, umgibt ihn nicht ein Hauch von Eitelkeit. „Ich war ein sehr sportives Kind“, beginnt er zu erzählen, „ich spielte Fußball, Basketball, Tennis und war mit dem Kajak auf Flüssen unterwegs. Tatsächlich war ich im Fußball so gut, dass sich eine Profikarriere anschickte, aber als Surfen in mein Leben trat, war es um mich geschehen. Es war wie eine Droge, die alles andere in den Schatten stellte und mich völlig vereinnahmte.“ Menschen, die noch nie auf der Welle geritten sind, die Faszination des Surfens zu beschreiben, gleicht dem Versuch, einem Blinden das Sehen zu erklären. Am greifbarsten wird es, wenn man Simon beobachtet. Seine Augen leuchten, die Stimmlage verändert sich. Es ist weit mehr als Schwärmerei. „Mit der Zeit wurde ich auf der Welle so gut, dass ich an Wettkämpfen teilnehmen konnte und gewann. So kam ich irgendwann nach Kalifornien, der Wiege des Surfens, wo ich als Profi die bis dahin schönste Zeit meines Lebens verbrachte“, so Simon weiter.

Vor rund 15 Jahren wurde der Unternehmer zum ersten Mal auf die Wavegarden-Technologie aufmerksam. Doch damals befand er sie für noch nicht ausgereift.

Inspiriert von der Lebensart und der Surf-Community an der amerikanischen Westküste formt Simon aus seiner Leidenschaft eine Geschäftsidee, die er mit nach Israel trägt. Nach dem Vorbild im Surfsport nahezu omnipräsenter Marken wie Billabong und Quiksilver kreiert er das Label „Gazoz“, das rasch den Nerv der Zeit trifft und zum Kult weit über die Grenze der Szene hinaus avanciert. „Tatsächlich wurden unsere Klamotten binnen zwei Jahren zur Uniform des ganzen Landes“, lacht er mit Blick auf seinen unternehmerisch ersten Streich, dem über die folgenden Dekaden hinweg noch einige folgen sollten. Simon, heute 61 Jahre alt, hat ein feines Gespür für Trends und gesellschaftliche Strömungen. Er fühlt, wann etwas noch Zeit braucht oder genau jetzt umgesetzt werden sollte. „Mit dem Konzept eines Surfparks bin ich erstmalig in den Neunzigerjahren in Berührung gekommen. Damals war die Wavegarden-Technologie aber noch nicht ausgereift und die Welt noch nicht bereit dafür. Das sieht heute völlig anders aus“, beschreibt er die Entwicklung. Über verschiedene Etappen mündet Simons Engagement letztlich in der Entwicklung der Kindermodenmarke „TV Mania“, die er 1997 mit seinem Geschäftspartner Addi Haft gründete, der ebenfalls leidenschaftlicher Surfer ist.

Für angesagte Prints wie „Bob, der Baumeister“ oder „Spider-Man“ braucht man Lizenzen. Diese zu vertreiben war seinerzeit die Aufgabe von Andreas Niedergesäss, der heute als Hauptverantwortlicher Elakaris in Deutschland die Entwicklung des Surfparks in Krefeld vorantreibt. „Andreas und mich verbindet eine lange, gute Beziehung, in der unsere gemeinsame Leidenschaft für den Surfsport natürlich schon immer ein gutes Fundament war. Wenn wir uns früher trafen, haben wir fünf Minuten übers Geschäft geredet und den Rest der Zeit einfach Spaß miteinander gehabt. Es ist eine alte, langgewachsene Verbindung, die von absolutem Vertrauen geprägt ist“, erzählt Simon und schüttelt den Kopf, weil er an den Moment denkt, als man gemeinsam entschied, sich der Entwicklung von Surfparks zu verschreiben. „Ich hatte das Telefon in der Hand und wollte ihn gerade anrufen, als es klingelte und er dran war. Er wollte sich beruflich verändern und wir mit der zu diesem Zeitpunkt bereits gegründeten Elakari Surfparks entwickeln. Es passte also perfekt.“

In Tel Aviv realisiert Elakari gerade einen weiteren Surfpark.

Überall in der Welt werden dieser Tage Surfparks entwickelt und gebaut. Das Surfen ist der am schnellsten wachsende Sport überhaupt. Mit Wavegarden hat sich Elakari die fortschrittlichste und energieeffizienteste Methode zur Wellenerzeugung gesichert. Viele Monate der Planung haben die Initiatoren investiert, die Lage sondiert, das Konzept feingeschliffen, Gutachten eingeholt und strategisch günstige Orte identifiziert. „Wir waren von Anfang an von der Absicht getragen, es so gut wie möglich zu machen, in allen erdenklichen Hinsichten“, sagt Simon mit in Falten gelegter Stirn, „wir haben uns mit Fragen der Nachhaltigkeit ebenso auseinandergesetzt wie mit den Einflüssen auf angrenzende Wohngebiete und den Verkehr. Natürlich hat ein Bauprojekt dieser Dimension Einfluss auf den Ort, in dem es entsteht, aber da wir alles nach besten Wissen geplant haben, dachten wir, die positiven Einflüsse stünden weit mehr im Fokus als die Zweifel.“  Vielleicht so räumt er ein, habe man die Lage in Krefeld unterschätzt. Projekte dieser Größenordnung hätten immer eine lange Entwicklungsphase, aber nach zwei Jahren sei klar gewesen: Krefeld ist besonders.

Es ist Kennzeichen seiner Persönlichkeit, dass Simon die Kritik nicht mit einem Handstreich beiseite schiebt und unterstreicht seine ehrbaren Absichten abseits monetärer Interessen eines Investors. „Ich habe großen Respekt vor der grünen Bewegung in Deutschland und gerade für jemanden wir mich, der versucht, im Einklang mit der Natur zu leben, sind Nachhaltigkeitsthemen von großer Bedeutung. Wenn jemand Zweifel an unseren Gutachten, Zahlen und Energiekalkulationen hat, dann soll er gerne an uns herantreten und wir schauen uns das an. Kurzum: Wenn jemand Vorschläge hat, wie wir es noch besser machen können, dann sind wir mehr als erfreut, diese entgegenzunehmen. Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es uns ist, dieses Projekt so klimaverträglich zu gestalten, wie es geht“, erklärt Simon mit entwaffnender Ehrlichkeit. Dass ein „Spaßprojekt“ nicht in diese Zeit gehöre, Surfen keine Lobby hätte oder ein Surfpark nur für die Eliten sei, dem widerspricht er allerdings vehement: „Wir haben als Weltbevölkerung mit dem Klimawandel eine große Herausforderung, keine Frage. Aber deswegen jede Form von Spaß, Erholung und Zerstreuung zu dämonisieren, ist absurd. Vor allem, wenn bei der Planung so viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird.“ Wenn das Argument valide wäre, was würde es für ein Land wie Israel bedeuten?

Simon wird ruhig, er denkt nach, wirft seinen Blick an die Decke. „Weißt du,“ sagt er dann, „ich glaube, es liegt daran, dass Krefeld nicht am Meer liegt, Surfen dort keine wirklich Lobby hat. Ich habe von Krefelds Eishockey-Begeisterung erfahren und der großen Zustimmung für den Bau zweier Eishallen. Dort heißt es, der Sport habe ja auch Tradition in der Stadt. Ich glaube, das bringt es am besten auf den Punkt. Noch fehlt der Bezug zum Surfen, aber wenn der Surfpark erst einmal da ist und die Menschen erleben, auf wie viele Weisen der Park das Leben bereichert, würde sich die Meinung schnell ändern. Aber das kann man leider nicht simulieren, man muss es erleben.“ Zwei Millionen Euro hat Simon mit Elakari bereits in die Entwicklung des Surfparks investiert. Eine Summe, die aus seiner Sicht genug Ernsthaftigkeit und Verpflichtung erkennen lässt. „Da wir auch als Hauptgesellschafter der späteren Betreibergesellschaft in Erscheinung treten werden, würde ich mir wünschen, dass uns die Politik ein bisschen mehr Vertrauen entgegenbrächte“, sagt er mit Blick auf die neuesten Entwicklungen auf lokaler Ebene.

Obwohl Simon in Israel alle Hände voll zu tun hat, ist er Ende April nach Krefeld gereist, um im Rahmen einer Presskonferenz Rede und Antwort zu stehen. Es sei an der Zeit, sowohl der Politik als auch den hier lebenden Menschen zu zeigen, wer sich hinter Elakari und Surfpark verbirgt, Antworten zu geben und zum Diskurs einzuladen. Trotz der Tatsache, dass er sich in seinem Heimatland jeden Tag existenziellen Bedrohungen ausgesetzt sieht, für uns beinahe umvorstellbare Spannungen und weit größere Verwerfungen aushalten muss, nimmt er jede Kritik, jeden Wunsch nach Informationen ernst. Vielleicht ist genau diese innere Gelassenheit im Sturm des Lebens ein Resultat der Leidenschaft, die ihn seit 50 Jahren durchs Leben trägt und die er gerne nach Krefeld bringen möchte: Surfen!  

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