Frankreich 1824, nach dem Tod seines älteren Bruders soll Thronfolger Charles X. in der Kathedrale von Reims zum König gekrönt werden. Aus diesem Anlass komponiert der junge Komponist Gioachino Rossini eine „Opera buffa“, die zugleich eine Lobeshymne auf Frankreich und seinen neuen König darstellt. In der Geschichte geht es um eine Gruppe sehr unterschiedlicher Personen, die ihre Reise zur Krönungsfeier unfreiwillig in einem französischen Provinzhotel unterbrechen müssen.
Diesen historischen Stoff transferieren Regisseur Jan Eßlinger und Bettina Roth, die Bühne und Kostüme entworfen hat, in die heutige Zeit: Auf einem Acker irgendwo am Niederrhein wird eine Kutsche mit der Reisegruppe nach Reims ausgegraben. Alle Teilnehmer leben – und wollen nach wie vor schnellstmöglich zu „ihrer“ Krönungsfeier. Dies geht aber nur mit einer Zeitmaschine, deren Anlieferung sich aufgrund eines Dauerstaus am Autobahnkreuz Neersen immer wieder verschiebt. In der Zwischenzeit vertreiben sich die Protagonisten ihre Zeit mit zwischenmenschlichen Irrungen und Wirrungen: Liebe, Eifersucht, Geld – ganz wie im richtigen Leben.
Die Huldigungsoper aus dem 19. Jahrhundert kommt mit viel Selbstironie auf die Krefelder Bühne. Immer wieder wird die aktuelle Staulage am Kreuz Neersen eingeblendet. Und – wenn Rossini eine Textpassage zum x-ten Mal wiederholen lässt, wird das mit launigen Kommentaren in den Übertiteln bedacht. Das sorgt im Zusschauerraum für Heiterkeit und auch der von uns befragte Opernbesucher Christian Hennig findet diese Idee ausgesprochen gelungen. „Es ist wunderschön, wie sich die Oper selbst auf die Schippe nimmt“, kommentiert er.
Überhaupt findet die italienische Oper im modern-niederrheinischen Gewand bei den Premierengästen enthusiastische Zustimmung. Rhythmischer Applaus und Bravo-Rufe wollen gar kein Ende mehr nehmen, was sich auch in den Aussagen unserer Interviewpartner widerspiegelt: „Es macht Spaß diese Musik zu hören und die Inszenierung zu sehen – absolut hörens- und sehenswert“, erklärt Dierk Schapals aus Duisburg begeistert. „Das Ensemble agiert wunderbar, jeder für sich und alle zusammen!“
Restlos überzeugt hat „Die Reise nach Reims“ auch Gitte Straub. Sie freut sich, mit einem runrum heiteren Gefühl aus dem Theater zu gehen. „Die Stimmen und das Schaupsiel haben mir sehr gut gefallen. Besonders gut fand ich die Corinna, aber auch die anderen haben überzeugt. Schön, dass die Handlung im zweiten Teil noch einmal mehr Fahrt aufnimmt.“ Und ihre Begleiterin Helga Müllers ergänzt: „Ich war hellauf begeistert. Wie immer ist es eine reine Freude hier im Theater zu sein!“
Die „Reise nach Reims“ wird von April bis Juni noch sechsmal im Krefelder Theater aufgeführt. Tickets bekommt man im Netz unter theater-kr-mg.de oder telefonisch unter 02151/805-125.
Titelfoto: Matthias Stutte, Fotos: Lucas Coersten