Samstag, 17. Juni, Burg Linn

Jazz an einem Sommerabend

Jazz, Jazz, Jazz: Die milde Sommerluft, das glitzernde Wasser vor der Burg – alles flirrt vor Musik, Leichtigkeit, Freiheit. Und das bereits zum 39. Mal. Seit 1985 veranstaltet der Jazzklub Krefeld ein Open-Air-Festival, das Jazzfans aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland anzieht. Denn nicht nur die gefeierten Stars schätzen die Kulisse der mittelalterlichen Burg Linn. Am 17. Juni gibt es gleich zwei Novitäten: Eine Frauenjazzband und zwei Bands mit rein französischer Besetzung. Ob geschützt unter dem Zeltdach mit 400 Sitzplätzen oder entspannt auf der Picknickdecke – Besucher erwartet ein mitreißendes Event in sommerlicher Atmosphäre. Cateringstände locken mit einem reichhaltigen Angebot an Speisen und Getränken. Der Ticketverkauf läuft bereits.

„Jazz ist eine Wundertüte“, fasst Rainer Schürcks seine jahrzehntelange Begeisterung für diese Musikrichtung abseits des Mainstreams zusammen. „Man weiß nie, was auf der Bühne passieren wird. Und das ist großartig!“ Der Mitbegründer des Jazzklubs sitzt entspannt mit Kassenwart Christoph Kuntze im Café an der Tannenstraße und freut sich insgeheim schon auf das Rührei, das er nach dem Interview bestellen wird. Jetzt gibt es erst mal Cappuccino mit Keks und einen schnellen Überblick zur Geschichte von „Jazz an einem Sommerabend“. Schon im sechsten Jahr des Vereinsbestehens, also 1985, habe man die „verrückte“ Idee gehabt, ein Festival auf die Beine zu stellen, berichtet Kuntze trocken. Über die Jahre sei es immer größer und erfolgreicher, aber auch deutlich arbeitsintensiver geworden. „Mittlerweile verbringe ich gut 30 Stunden pro Woche mit der Organisation, vor allem mit Bauanträgen und Regularien. Das ist fast ein Vollzeitjob.“ Schürcks lacht: „Wenn wir ihn nicht hätten!“ Stimmt, dann ginge es jetzt wohl nicht in Runde 39 eines jährlichen Kultur-Highlights.

Am Anfang stehe die Suche nach interessanten Acts, wobei auch die Reisepläne der Bands eine Rolle spielten, weiß der ehrenamtliche Eventmanager Kuntze. Rund 25 Bewerbungen von Musikern trudelten pro Woche ein, und diese Flut an Mails sei manchmal „Fluch und Segen“ zugleich. Ex-Moderator Schürcks verweist stolz auf die „eingespielte Truppe“ aus Veranstaltungstechnikern und Zeltverleihern – und lobt die große Zahl an Clubmitgliedern, die am langen Festivaltag für einen reibungslosen Ablauf sorge. „40 bis 45 Leute kümmern sich um den Einlass oder den Verkauf von Wertmarken, sie zapfen Bier, schenken Wein aus und betreuen die Künstler.“ Dass sich die zwei seit gefühlt einer Ewigkeit kennen, schimmert im Grunde bei jedem Satz durch. Für den 17. Juni versprechen die Veranstalter ein handverlesenes wie abwechslungsreiches Programm.

Sisters in Jazz, Fotomontage: ©Peter Schmitz

SISTERS IN JAZZ

Den Auftakt machen um 18:30 Uhr die „Sisters in Jazz“, eine reine Frauenjazzband, die 2015 beim Jazzfestival im norwegischen Ystad aus der Taufe gehoben wurde. Das Quintett spielt projektorientiert in unterschiedlichen Besetzungen, bedient sich aus diversen Musiktöpfen und finde über die Möglichkeiten, die so nur der Jazz biete, immer wieder zu neuen Formen musikalischen Ausdrucks zusammen. Kuntze und Schürcks sind sich einig: „Das Burgpublikum erwartet Spielfreude pur.“

RAULIN / BEKKAS / BIAYENDA

Trio Raulin/Bekkas/Biayenda, Foto: ©Martin Stahl

Gegen 20 Uhr geht es divers weiter mit dem Trio „Raulin / Bekkas / Biayenda“. Jeder verkörpert eine andere Musikkultur – aber es gelingt ihnen ohne Mühe, einen gemeinsamen Spielplatz zu finden. Alle drei sind auf ihre Weise von afrikanischer Musik geprägt. Der Jazz von François Raulin schöpft stark aus dieser Quelle, die er selbst als eine der auffälligsten seiner Inspirationen bezeichnet. Tatsächlich lernte er durch das Spielen mit vielen afrikanischen Musikern ihre komplexen Polyrhythmen. Bekkas bringt unbestreitbar den orientalischen Ton seines Liedes mit, kraftvoll und voller Emotionen. Biayenda schließlich ist als künstlerischer Leiter der „Les Tambours De Brazza“ ein Spezialist für kongolesische Percussion.

Émile Parisen, Foto: ©Samuel Kirszenbaum

ÉMILE PARISIEN SEXTET

Ein musikalisches Wunderkind wird mit dem „Émile Parisien Sextet“ um halb zehn die Bühne betreten. „Le Monde“ nennt den Sopransaxophonisten Parisien „das Beste, was dem europäischen Jazz seit langem passiert ist.“ Seine Mentoren: Wynton Marsalis, Clark Terry, Bobby Hutcherson und Oscar Peterson. Mit „Louise“ wird laut Webseite ein bemerkenswertes Projekt versprochen, „in dem wilde Energie ganz harmonisch und natürlich mit einer weichen Seite koexistiert, dessen Freiheit und Schönheit umso mehr zum Vorschein kommt, je genauer man hinhört.“

Wer sich auf einen vergnüglichen Sommerabend einstimmen möchte, sollte vorab den Dokumentarfilm „Jazz on a Summer’s Day“ aus dem Jahr 1960 anschauen. Im Gegensatz zum weltberühmten Jazzfestival in Newport, das auch den Klassiker „Die oberen Zehntausend“ inspirierte, sind die Tickets für das Krefelder Event bezahlbar. Wundertüte inklusive.

Jazz an einem Sommerabend
Samstag, 17. Juni 2023
Beginn 18:30 Uhr, Einlass 18:00 Uhr
Vorburg der Burg Linn
Rheinbabenstraße 85
47809 Krefeld

Eintritt 42 Euro, erm. 28 Euro
VVK 36 Euro, erm. 23 Euro zzgl. VVK-Gebühr
Jazzklub-Mitglieder 21 Euro
Vorverkauf online: jazz-an-einem-sommerabend.de

Vorverkauf in Krefeld:
Der andere Buchladen
Dionysiusstraße 7
47798 Krefeld
Jazzkeller Krefeld
Lohstraße 92
47798 Krefeld
Informationen zu den Bands auf jazz-an-einem-sommerabend.de

Titelbild: Thomas Berner
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