Leading Ladies in Town

Mit Witz gegen Vorurteile

Ines Rektor, Teamleiterin der Workplace IT der SWK.

Verschroben, lichtscheu und mit wenig zwischenmenschlichem Geschick: So zeichnet das Klischee gern die Experten für Informationstechnologie, kurz: die IT. In Wirklichkeit ist aber auch dieses Berufsfeld vielseitig und die Individuen, die in der IT arbeiten, sehr unterschiedlich. Das bezeugt zum Beispiel Ines Rektor, Teamleiterin der Workplace IT bei der SWK, die in ihrer Position gleichermaßen Verständnis für Computer wie für Menschen mitbringen muss.

„Have you tried turning it off and on again?“ fragt der Aufkleber auf Ines Rektors Laptop. Mit dieser Frage eröffnet Roy, ein Charakter in der Serie „The IT Crowd“ jedes Telefonat, das in seiner Abteilung eingeht. „Manchmal scherzen meine Mitarbeiter, ich sei wie Jen, die Vorgesetzte von Roy und Moss“, schmunzelt Rektor und beweist damit ihren Sinn für Humor – Jen hat in der Serie nämlich keinerlei Qualifikation für ihre Position in der IT. Das trifft auf Ines Rektor sicher nicht zu, die nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit IT-Schwerpunkt in Koblenz vor 16 Jahren zur SWK kam. Wenn sie sich auch nicht als ‚klassischen Nerd‘ bezeichnen würde, gehören Computer dennoch seit ihrer Kindheit zu ihrem Leben. „Meine Eltern sind beide Ingenieure und hatten beruflich mit Computern zu tun, so hatten wir natürlich auch einen zu Hause“, erzählt die gebürtige Westerwälderin. „Im Studium standen eher Planung und Analyse von IT-Strukturen im Vordergrund – was heute das Fach Wirtschaftsinformatik abbildet.“ Bei der SWK begann sie in der IT-Organisation, wo sie verschiedene IT-Projekte betreute, 2019 übernahm sie zum ersten Mal Führungsverantwortung. Das Team Workplace leitet sie seit vergangenem Jahr und ist hier verantwortlich für die Einrichtung neuer Arbeitsplätze und die Versorgung mit der benötigten Software. „Wir haben im gesamten Unternehmen in etwa 1.800 Rechner, 500 Handys und an die 2.000 Software-Produkte“, erläutert Rektor ihre Tätigkeit. „Durch die Pandemie erhielt natürlich Microsoft365 mit der Teams-Funktion eine besondere Rolle, und noch heute bietet die SWK weiterhin an, einen Großteil der Arbeitszeit von zu Hause zu leisten. Unsere Kollegen in HomeOffice unterstützen wir IT-technisch ebenso wie die im Innen- und Außendienst.“

Auch die Teamleiterin nutzt gelegentlich die Möglichkeit, aus dem heimischen Büro zu arbeiten, obgleich sie die Arbeit vor Ort schätzt. „Die Normalisierung der Heimarbeit hat einen kulturellen Wandel gebracht: Früher hieß es ‚Zeig‘ mir mal eben‘, jetzt werden Dateien versendet und Bildschirme geteilt. Remote Work ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, aber das hat massiven Einfluss auf die Bürokultur. Spontaner Austausch an der Kaffeemaschine findet so seltener statt“, führt Ines Rektor aus und gibt noch einen anderen Grund an, warum sie selbst gern an die St. Töniser Straße kommt. „Ich habe drei Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter! Zeit für mich allein hat da Seltenheitswert, hier im Büro erhole ich mich eigentlich vom Trubel zu Hause“, scherzt sie über die moderne Rollenverteilung in ihrer Familie. Ihre Führungsposition übt sie in Vollzeit aus, ihr Mann ist derzeit in Elternzeit mit dem jüngsten Kind und arbeitet sonst in Teilzeit bei einem Tochterunternehmen der SWK. „Ohne die tatkräftige Unterstützung eines Partners lassen sich Beruf und Familie schwer vereinbaren“, betont Rektor. Auffällig findet sie, dass sie eher gefragt wird, ob sie ihre Kinder nicht vermisst, während ihr Mann oft hört, dass andere Väter sich auch mehr Zeit mit ihren Kindern wünschen. „Da muss sich in der Gesellschaft nicht nur das Bild von der Rolle der Frau verändern,“ findet die 40-jährige, „auch hinsichtlich der Chancen bei Bewerbung. Da herrscht immer noch der Gedanke vor, dass junge Frauen ‚bestimmt bald Kinder bekommen‘, dabei könnte das bei jungen Männern ja ebenso der Fall sein.“

Auch angesichts der Tatsache, dass Elternschaft im Beruf noch dazu unterschiedliche Folgen hat – laut Statistik steigt bei Vätern das Gehalt, Mütter verdienen eher weniger –, sieht Ines Rektor noch viel Handlungsbedarf. Eine Organisation wie die Leading Ladies in Town betrachtet sie deshalb als eine wichtige Institution für die Geschlech- tergerechtigkeit. „Es ist ja schon bezeichnend, dass so etwas überhaupt noch benötigt wird,“ stellt sie nüchtern fest, „aber wir brauchen als Frauen mehr und stärkere Netzwerke.“ Vor unbequemen Positionen dürfen Frauen auf diesem Weg ihrer Meinung nach nicht zurückschrecken; so sei es vielleicht undankbar, als „Quotenfrau“ zu gelten, doch damit sich etwas tut, ginge es möglicherweise nicht anders. Schließlich erinnert sich Rektor noch lachend an den Ratschlag, den sie einmal von einer anderen erfolgreichen Frau bekommen hat: „Ziehen Sie doch einfach mal die zu großen Schuhe an – die Männer machen’s auch!“ Genau wie Jen von „The IT Crowd“: Die bekommt die Stelle als Abteilungsleiterin, weil sie behauptet, sich sehr gut mit Computern auszukennen, obwohl das gar nicht der Fall ist. Ihre männlichen Chefs merken das jedoch nicht, weil sie ebenso wenig Ahnung haben, das aber niemals zugeben würden. Vielleicht also ist Jen gar kein so schlechtes Vorbild – mit Humor betrachtet.

Über LLiT Leading Ladies in Town

  • Ziel des Netzwerks „Leading Ladies in Town“ ist es, lokale Unternehmen mit topqualifizierten Frauen in und aus Krefeld zu vernetzen sowie Future Leading Ladies zu gewinnen und zu unterstützen
  • Nächste Gelegenheit, uns kennenzulernen: Veranstaltung in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein „Karriereschritt Professur – Beruf und Berufung“ am 15. Juni 2023, 17 bis 20 Uhr, Campus Krefeld-Süd, Reinarzstraße 49, Raum JE09. Diese Veranstaltung richtet sich insbesondere an Promovendinnen, promovierte Frauen in der Wirtschaft, Industrie, Verwaltung und Wissenschaft, die mit dem Gedanken spielen, eine Professur anzustreben. Anmeldung (bis 11. Juni 2023) per E-Mail mit Namen, Adresse, Tel. an gleichstellung@hs-niederrhein.de
  • Auf dem Laufenden bleiben: linkedin.com/company/llit-krefeld
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