Menschen, die sich durch besondere, „außeralltägliche“ Taten auszeichnen oder ausgezeichnet haben, bezeichnen wir als „Helden“. Es handelt sich beim Helden um einen Menschen, der sich vom Durchschnitt abhebt, aber mit seinem Tun doch etwas leistet, von dem die Allgemeinheit proftiert. Der Held handelt uneigennützig, weder aus Interesse an materiellem Gewinn noch an Ruhm und Ehre, es geht ihm allein um die Sache, für die er sich einsetzt. Dem Helden fliegen unsere Herzen aus zwei Gründen zu: zum einen, weil er uns mit seinen Taten hilft, zum anderen, weil wir seine Größe bewundern. Der Held zeigt uns, wer wir sein könnten. Er ist Inspiration und Vorbild.
Die meisten denken beim Begriff „Held“ wahrscheinlich ans Kino und die seit Jahren grassierenden Filme um fantastisch begabte und bunt kostümierte Superhelden, die sich mit außerirdischen Mächten um das Überleben der Menschheit balgen, oder vielleicht an die Heroen der griechischen oder germanischen Mythologie. Aber wir müssen nicht erst in fantastische Sagenwelten abtauchen, um auf Helden zu treffen: Menschen, die sich durch besondere Taten auszeichnen, sind überall um uns herum. Wir erkennen sie nicht sofort, weil sie uns nicht den Gefallen tun, einen Umhang zu tragen, und sie kämpfen allerhöchstens mit metaphorischen Drachen, aber ihr Einsatz trägt doch dazu bei, den Ort, an dem wir leben, zu einem besseren zu machen. In einer Stadt wie Krefeld, in der viele Dinge im Argen liegen, sind ihre Heldentaten umso wichtiger. Leider jedoch erhalten unsere Helden deutlich weniger Aufmerksamkeit als die Superhelden auf der Leinwand.
Genau hier setzt die Aktion „Heroes in Krefeld“ an, die wir gemeinsam mit dem Künstler Michael Strogies ins Leben gerufen haben. „Wir möchten Krefelder Helden vorstellen und ihnen die Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenken, die sie verdienen“, erläutert Mit-Initiator Michael Neppeßen den Hintergrund der Aktion. „Als Dank, aber auch als Inspiration: Wenn wir unsere Stadt zum Besseren verändern wollen, müssen wir uns an die eigene Nase packen und unseren Teil dazu beitragen. Je mehr Menschen in unserer Stadt das begreifen, umso schneller kommen wir auch voran!“
Alle Helden werden auf diesen Seiten in Wort und Foto porträtiert: Auf Basis unserer Fotos fertigt Michael Strogies dann ein grafisches Kunstwerk. Die Kunstwerke werden an verschiedenen Orten der Stadt zu sehen sein und zu einem wohltätigen Zweck versteigert. „Alle Einnahmen spenden wir in diesem Jahr dem Kinderzirkus Ponzelar, dem Leuchtturmprojekt von ,Krefeld für Kinder‘, einer Initiative, die auf das Problem der Kinderarmut aufmerksam machen möchte“, ergänzt David Kordes, einer der Herausgeber des CREVELT Magazins. Hinter dem Kinderzirkus steckt kein Geringerer als Joachim Watzlawik, der deshalb auch unser erster Krefelder Hero ist.
Joachim Watzlawik setzt sich in verschiedenen Tätigkeiten schon seit Jahrzehnten für unsere Stadt ein und sein Engagement und seine Leistungen kann man gar nicht genug loben. Vor allem, weil er selbst die Bescheidenheit in Person ist. Den nächsten Helden wird Joachim Watzlawik selbst nominieren – aber auch andere Krefelder sollen die Möglichkeit erhalten, ihren persönlichen Hero vorzuschlagen. Das Ziel dieser Art der Nominierung soll sein, nicht nur wieder die üblichen Verdächtigen zu ehren, sondern auch auf Menschen aufmerksam zu machen, die ihre Heldentaten bisher im Verborgenen ausüben. „Heroes in Krefeld“ ist zeitlich nicht begrenzt. „Wir würden uns freuen, wenn sich daraus durchaus ein langfristiges Projekt mit wechselnden Begünstigten entwickeln würde“, so Neppeßen.
Der Künstler Michael Strogies kehrt für „Heroes in Krefeld“ an seine alte Wirkungsstätte zurück, denn der gebürtige Düsseldorfer lebte und arbeitete lange in der Seidenstadt. Der gelernte Kommunikationsdesigner war unter anderem als Promoter und Manager im Musikgeschäft tätig, produzierte und gestaltete Cartoons und Trickfilme und erlernte die Porträtmalerei auf der Essener Folkwangschule. Über seine zahlreichen Kontakte zu Spitzensportlern, Musikern und Schauspielern entwickelte sich irgendwann die Idee zur Heroes-Aktion: „Ich habe zahlreiche Promiporträts gemacht, die dann zu wohltätigen Zwecken versteigert wurden, etwa für die Lukas-Podolski-Stiftung“, erklärt Strogies. „Aber die Heroes-Aktion hat einen etwas anderen Hintergrund, denn hier sollen bewusst nicht nur Prominente abgebildet werden. Im Idealfall stehen am Ende ganz normale Menschen gleichberechtigt neben berühmten. Ich male sie auch alle gleich, ihr Name oder Status spielen für mich bei der Darstellung überhaupt keine Rolle.“ Auf Grundlage eines Fotos fertigt Strogies zunächst eine Bleistiftzeichnung an, die er dann noch einmal mit Öl- und Acrylfarbe bearbeitet.
Für „Heroes in Hannover“ verewigte Strogies so unter anderem Bettina Wulff und Annalena Baerbock, aber am schönsten ist es für ihn, völlig unbekannte Menschen mit einem Bild ehren zu dürfen. „In Hannover wurde etwa eine Dame nominiert, die nach ihrem Arbeitstag Essen kocht, es in Henkelmänner füllt und dann zu den Obdachlosen bringt. Sie macht das einfach so, aus eigenem Antrieb und ohne dafür irgendeine Gegenleistung zu erhalten. Ein anderes tolles Beispiel sind die Barber Angels, Friseure, die sich zusammengeschlossen haben, um Obdachlose zu frisieren.“ Bisher gab es die Heroes schon in Hannover und in Magdeburg, neben Krefeld sollen demnächst auch Hamburg, München, Frankfurt, Aachen, Koblenz, Erfurt und weitere eine eigene Heldengalerie bekommen. „Ich habe Deutschland also fest im Griff“, lacht Strogies. „Es ist toll, dass meine Idee so viel Anklang findet. Ich bin Jahrgang ’58 und habe schon viel gemacht, aber ich habe im Moment das Gefühl, dass es eigentlich erst jetzt richtig losgeht.“
Und wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Michael Strogies viele Heldengeschichten erzählen zu können!
Sie sind interessiert, Porträts aus der Reihe „Heroes in Krefeld“ in Ihren öffentlich zugänglichen Räumen auszustellen? Dann melden Sie sich bei uns unter 02151 – 6588399 oder eine E-Mail schreiben:
Fotos: Lucas Coersten, Titelbild von links nach rechts: Michael Neppeßen, Joachim Watzlawik, Michael Strogies und David Kordes.