Krähen sind gesellige, sozial lebende Tiere mit einer bemerkenswerten Intelligenz. Sie sind erfindungsreich, spielerisch, stimmbegabt und ahmen Laute und Texte bravourös nach. Schon das sind genügend Gründe, sich als Kabarett-Ensemble nach dem Rabenvogel zu benennen. Der Volksmund weiß auch, dass „eine Krähe der anderen kein Auge aushackt“: Wenn man ihnen altes Brot anbietet, gibt es kein Gezerre oder Streit um das Futter. Die weisen Vögel locken Artgenossen sogar mit ihrem Ruf, um die Beute zu teilen. Und genauso halten es auch die „Krefelder Krähen“, die sich das inoffizielle Wappentier ihrer Stadt zum Vorbild nahmen.
„100 Prozent gemeinnütziges Kabarett seit 1985!“ bringt Philipp Schmitz, der Manager der Kabarettgruppe, die Mission der Krähen auf eine prägnante Formel, und Peter Gronsfeld, der erste Vorsitzende des humorigen Vereins, ergänzt: „Die gesamten eingespielten Reinerlöse kommen karitativen Zwecken in Krefeld und Umgebung zu Gute.“ Seit ihrer Gründung sammelten die Krähen bei etwa 220 Auftritten mit insgesamt 29 Ensemblemitgliedern bereits über 400.000 Euro für den guten Zweck. Aktuell sind acht Krähen auf der Bühne und acht Crew-Mitglieder im Hintergrund aktiv.
Gemeinsam riefen die Krähen 2005 einen Kabarettpreis ins Leben – die Krefelder Krähe –, um den Kabarettnachwuchs in Deutschland zu fördern und ihm eine Bühne zu bieten. Der Preis findet im jährlichen Wechsel als Ehren- und Nachwuchspreis statt. Die Wahl der Ehrenpreisträger wird im Ensemble getroffen, auch Jochen Butz, Gründer und Ehrenvorsitzender der Krähen, bringt Vorschläge ein und wählt mit aus. „Infrage kommen nur Kabarettisten, die ein Standing in Deutschland haben und Bekanntheit in Funk und Fernsehen. Sie werden für eine Lebensleistung geehrt“, erläutert Gronsfeld das Vorgehen. „Noch ist die Liste gut gefüllt, sodass wir in den folgenden Jahren noch einige Preise vergeben werden“, freut sich Schmitz.
Die Bewerbungsphase für den Wettbewerbspreis im nächsten Jahr ist bereits angelaufen. Das Formular dazu findet man auf der Internetseite der Krähen. Der Preis ist mit einer Anerkennung von 6.000 Euro dotiert, die von Krefelder Unternehmen als Sponsoren getragen wird. „Man merkt, dass die Kabarettszene in Deutschland jetzt nach Corona, als sie wie so vieles brach lag, langsam wieder aufwacht. Das sieht man auch an den Agenturen und den Künstlern, die sich bei uns bewerben“, freut sich Schmitz auf das kommende Jahr. Über die Vergabe des Nachwuchspreises wird sowohl vom Publikum, einer Fachjury und den Krähen selbst entschieden. „Einige der Preisträger erreichen mittlerweile eine gewisse Bekanntheit in Deutschland. Das führen wir nicht allein auf unseren Preis zurück, aber vielleicht hat er auch ein bisschen dabei unterstützt“, begeistert sich der erste Vorsitzende. So erhielt etwa der aktuelle TV total-Moderator Sebastian Pufpaff 2009 die Krefelder Nachwuchs-Krähe.
Die Krefelder Krähe selbst, also die Trophäe, hat nach der coronabedingten Pause eine kleine Transformation erlebt. „Nachdem Florian Növer, der Künstler, der die Krähe zuvor gestaltet hatte, verstorben ist, stellten wir uns die Frage, ob wir einfach so weitermachen sollen“, berichtet Gronsfeld. „Wir waren uns im Ensemble schnell einig, dass es moderner geht. Die neue Krähe ist nicht mehr so massiv, sondern schlanker.“ Georg Ettl gestaltete die Krähensilhouette unter anderem für das Kaiser-Wilhelm-Museum. „Der Bezug zur Stadt ist uns sehr wichtig, daher sind wir sehr froh, die Ettl-Krähe für den Kabarettpreis nutzen zu dürfen“, so Schmitz.
Am 29. April wird Ehrenpräsident Jochen Butz die neue Krefelder Krähe nach langer Wartezeit endlich an Mathias Richling übergeben. Die Verleihung stand coronabedingt seit 2020 aus. Der Kabarettist wird mit der Ehrenkrähe für seine mehr als 30-jährige Kabarett-Karriere geehrt. Die Zuschauer erwartet eine Gala mit einem abwechslungsreichen und bunten Programm der Extraklasse. „Die Nachwuchspreisträger treten beim Ehrenpreis vor dem hochkarätigen Preisträger auf“, erklärt Schmitz die Idee hinter dem Zusammenspiel zwischen Ehren- und Nachwuchspreis „Seine Bekanntheit zieht natürlich Publikum an, sodass wir das Stadttheater füllen, um dem Nachwuchs eine große Bühne und ein breites Publikum zu bieten.“ Dieses Jahr treten Timo Wopp, Mackefisch sowie das Duo Blömer und Tillack auf. „Wer natürlich nicht fehlen darf, sind die Krähen selber, die den zweiten Akt an diesem Abend eröffnen werden. Sozusagen als Warm-up für den Preisträger“, lacht Peter Gronsfeld. Sie werden zum letzten Mal eine Szene aus ihrem aktuellen Programm zum Besten geben, wer „Krähloaded“ also noch nicht gesehen hat, sollte diese Chance nutzen. Für die Krähen ist dies auch eine Gelegenheit, zu zeigen, was sie neben dem Kabarettpreis machen. „Es lohnt sich im Herbst zur neuen Tour der Krähen zu kommen, das werden die Zuschauer sehen“, begeistert sich ihr Manager. „Mit dem Besuch der Veranstaltung unterstützt man nämlich gleichzeitig gemeinnützige Hilfsprojekte in der Region“, sagt Schmitz.
„Wir bekommen immer wieder Anfragen von Vereinen, die dringend Geld brauchen, und wir sind in der Lage, sehr kurzfristig darauf zu reagieren“, berichtet der Krähen-Manager, der hauptberuflich als Projektmanager für die SWK tätig ist. „Uns ist es wichtig zu wissen, wo die Gelder hingehen und was damit passiert. Ich finde es immer schön, kleine Dinge mit großem Effekt zu unterstützen“, so Schmitz über das große Engagement der Krähen. „Es gibt zum Beispiel viele Senioren, die früher einen Garten hatten und im Heim die aktive Arbeit im Grünen vermissen.“ Die Einrichtungen haben zwar genügend Außenflächen, aber im Rollstuhl komme man nicht uneingeschränkt überall hin. Schmitz erklärt: „Wir haben also einen Schreiner finanziert, der rollstuhlgeeignete Hochbeete gebaut hat. Die Senioren fahren mit dem Rollstuhl darunter, legen von oben ein Beet an und pflegen es.“ Die letzte Förderung erhielt ein Jugendprojekt des Neukirchener Erziehungsvereins. Die dort lebenden Jugendlichen legten selbstständig eine Art Dorfplatz an, an dem sie sich im Sommer aufhalten können. „Die Jugendlichen dabei zu unterstützen, selbst etwas auf die Beine zu stellen: Das sind sehr schöne Anfragen für uns, die wir gern unterstützen“, so Schmitz. Die Freude darüber, dass nicht nur ihre Bühnenleistung gut ankommt, sondern sie auch noch etwas mit den Erlösen bewegen, sieht man den Krähen sofort an. Aber natürlich beteiligen sie sich neben solchen lokalen Aktionen auch an großen Hilfsprojekten, wie bei Hochwasserkatastrophen oder dem Krieg in der Ukraine.
Im Herbst gehen die Krähen mit einem neuen Programm auf Tour. In Planung sind mindestens sechs Veranstaltungen im Krefelder Raum. Das Ensemble ist gerade in der Ideenfindung. „Wir haben Brainstorminglisten. Da picken wir uns das ein oder andere raus und kreieren eine Szene darum. Am Ende schauen wir, was dabei herauskommt“, so der kreative Vorsitzende, hauptberuflich Lehrer. Im neuen Programm wird der Generationenkonflikt eine Rolle spielen, so viel hat Peter Gronsfeld verraten: „Der Fokus liegt auf der Kindheit und dem Erwachsenwerden, Eltern sein, Großeltern sein, Kinder von Großeltern sein und dann kehrt sich die ganze Geschichte wieder um.“ Pro Abend erwarten die Krähen etwa 300 Zuschauer. Die geselligen Schwarmvögel werden ihnen gerantiert kein Auge aushacken. Für die Unversehrtheit ihrer Zwerchfelle können sie hingegen keine Garantie aussprechen.
Vorstand Peter Gronsfeld: vorstand@die-kraehen.de
Management Philipp Schmitz: management@die-kraehen.de
Spendenbetreuung Günter Nuth: spenden@die-kraehen.de
die-krähen.de
Fotos: Felix Burandt