Klinik Königshof

Achtsamkeit lernen

Unser aller Alltag ist meist voll mit den verschiedensten Aufgaben, sodass wenig Zeit bleibt, sich zu besinnen und durchzuatmen. Während wir im Büro sitzen, planen wir schon den restlichen Tag: Die Einkaufsliste wird im Kopf erstellt, die Betreuung für die Kinder organisiert und die nächste Präsentation vorbereitet. Wie wäre es, einfach mal die Pause-Taste zu drücken und sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren?

Der Begriff „Achtsamkeit“ ist in den letzten Jahren zum Modebegriff geworden, doch gerade jetzt in der Fastenzeit lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Bedeutung hinter dem Wort zu werfen.  Es geht darum, sich zu beobachten, frei von jeder Bewertung. Mir fällt oft bei meinen Patienten auf, dass sie gedanklich größtenteils entweder in der Vergangenheit verhaftet sind oder sich Gedanken über die Zukunft machen. Schauen wir uns stattdessen doch lieber den gegenwärtigen Moment an: Was nehme ich jetzt gerade wahr? Wo bin ich? Was sehe ich? Ziel der Achtsamkeit ist es, den Autopiloten auszuschalten und das bewusste Wahrnehmen zu trainieren.

Ich erzähle meinen Patienten gern die folgende Geschichte nach einer zenbuddhistischen Parabel, denn sie verdeutlicht den Kern des achtsamen Handelns: Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Zenmeister. „Meister“, fragte einer von ihnen „was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Ich wäre auch gern so glücklich wie du.“ Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“ Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: „Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?“ Es kam die gleiche Antwort: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“ Die Unruhe und den Unmut der Suchenden betrachtend, fügte der Meister nach einer Weile hinzu: „Sicher liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr, wohin Ihr geht, und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.“

Die Forschung hat in den letzten Jahren die enormen Vorteile dieser Haltung dargelegt: Wir können wesentlich besser mit Stress umgehen und sind geduldiger mit uns und anderen. Wenn wir Achtsamkeit in unseren Alltag integrieren, fällt es uns auch leichter, Gedankenmuster zu durchbrechen. Auch unsere Konzentration kann sich verbessern. Natürlich müssen wir achtsames Handeln erst trainieren, aber schon kleine Übungen zeigen eine große Wirkung. Bauen Sie zum Beispiel Achtsamkeitspausen in Ihren Alltag ein. Hierbei kann die Atmung als Anker dienen. Kommen Sie jede Stunde einmal bewusst zur Ruhe und konzentrieren Sie sich dann nur auf Ihre Atmung. Auch ein Spaziergang kann einen ähnlichen Effekt haben. Konzentrieren Sie sich dabei ganz auf die Natur und lassen Gedanken vorbeiziehen. Welche Farben sehen Sie? Was riechen Sie? Seien Sie ganz im Hier und Jetzt. Oder schreiben Sie doch heute Abend drei Dinge auf, die schön waren. Ich wünsche Ihnen eine achtsame Woche,

Ihre Kim Schlagenotto

Klinik Königshof
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Fotos: Luis Nelsen, Klinik Königshof
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