Motorrad Faßbender

77 Jahre – und kein bisschen leise!

Volker Faßbender ist seit immerhin 30 der 77 Jahre für die Geschicke des Motorradhandels verantwortlich.

Es war eine große Party am dritten Oktoberwochenende. Schon am Samstagmorgen fanden sich Motorradfans aus der gesamten Region an der Krefelder Hafelsstraße ein, um mit Volker Faßbender und seinem Team 77. Geburtstag zu feiern. Wobei natürlich weder der Chef noch sein Team dieses biblische Alter bereits selbst erreicht haben. Das Unternehmen wurde nach dem zweiten Weltkrieg von Heinrich Kreuz gegründet, der damals noch unterschiedliche Motorradmarken im Programm hatte, während Faßbender heute BMW-Motorrad Exklusivhändler ist. Anfang der 70er-Jahre übergab der Gründer das Unternehmen an seinen Sohn Heinz-Josef, der den Betrieb weitere zwei Jahrzehnte führte, bevor 1992 sein Schwiegersohn, Volker Faßbender, übernahm. Hinter der Schnapszahl 77 verstecken sich also 30 Jahre unter der Leitung des jetzigen Chefs.

„Eigentlich wollten wir ja schon die 75 feiern“, erinnert sich Volker Faßbender. „Aber das fiel dann wegen Corona ins Wasser, und auch den 76. Geburtstag konnten wir nicht gebührend begehen. Also haben wir unsere Party auf die 77 gelegt“, so der Motorrad-Unternehmer mit einem Strahlen im Gesicht. Bereits von der Hafelsstraße aus hört man den satten Sound der Coverband „Fake“. Auf der Bühne stehen fünf kernige Jungs und spielen ebenso kernige Songs – von Billy Idol bis Depeche Mode. Musik, die die meisten der Zuhörer bereits in ihrer Jugend gehört haben dürften. Denn der typische Biker trägt sein Haar grau, wobei sich auch schon Nachwuchs unter die Menge gemischt hat.

Der Wheelie-Simulator war nur eine Attraktion auf der großen Geburtstagsfeier.

Egal ob jung oder alt, Männlein oder Weiblein: Die Besucher genießen eine gelungene Geburtstagsfeier. Für das leibliche Wohl gibt es zünftigen Spießbraten und Currywürste, aber auch frisch gekochte Pasta – im großen Parmesanlaib geschwenkt. Ebenso viel Mühe hat sich Motorrad Faßbender mit der übrigen Auswahl seiner Geburtstags-Acts gegeben: Im verglasten BMW-Truck kann man das Fahren auf einer schnellen Maschine simulieren, während Mutige hinter dem Firmengebäude auf dem „Wheelie-Simulator“ das Balancieren auf einem Reifen üben. Deutlich ruhiger, aber nicht weniger faszinierend, sind die Airbrush-Kunstwerke für Bikes und die Helme ihrer Fahrer. Kaum glaublich ist die Ruhe, mit der Handlinierer Ekrem Pala präzise Formen auf die Motorradtanks bringt.

Das Aufarbeiten und Restaurieren von in die Jahre gekommenen Bikes ist eine Spezialität von Faßbenders Unternehmen – ebenso wie Sonderausstattungen aller Art. „Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan“, weiß der Unternehmer. „Früher gab es zum Beispiel eine Fußraste für alle Modelle – heute 25 verschiedene Ausführungen.“ Aus der „guten alten Zeit“ stammt noch die BMW R60/6, Faßbenders erste eigene Maschine, die ebenfalls toprestauriert viele Bewunderer anzieht – darunter den bekannten Fernsehmoderator und Koch Horst Lichter. Als gelernter Zweiradmechaniker schraubt Volker Faßbender immer noch gern selbst an Bikes herum, hat dazu in den letzten Jahren allerdings nicht mehr oft Zeit. Das übernimmt heute sein sechsköpfiges Werkstattteam. Insgesamt arbeiten bei Motorrad Faßbender aktuell 19 Teammitglieder, darunter auch Ehefrau Susanne und Tochter Lisa.

Auch wenn in Faßbenders Team aktuell die Männer überwiegen, wird die traditionell von „harten Kerlen“ geprägte Bikerszene durchaus weiblicher. So sind im Unternehmen aktuell zwei junge Frauen in der Ausbildung – zur Zweiradmechatronikerin und zur Automobilkauffrau. Weitere im Betrieb mögliche Ausbildungsberufe sind Einzelhandelskaufleute und Bürokaufleute, und auch ein duales Maschinenbaustudium ist bei Motorrad Faßbender möglich. Auf der Kundenseite finden sich traditionell viele Männer mittleren Alters, die in ihrer Freizeit die Freiheit genießen möchten, die in ihren oft anstrengenden Jobs nicht möglich ist. Gerade in den letzten Jahren sind aber auch immer mehr Frauen auf den Geschmack gekommen und haben sich für das Motorradfahren entschieden. Dabei hat Volker Faßbenders Geschäft während der beiden Corona-Jahre sogar einige Kunden hinzugewonnen. „Als fast alle Gemeinschaftsaktivitäten unmöglich waren, haben viele Menschen das Motorrad für sich entdeckt“, berichtet Faßbender. „Jetzt sind wir allerdings froh, unsere Kunden wieder uneingeschränkt in unseren Räumen empfangen zu können – und solche Partys zu feiern, wie an diesem Wochenende“, freut er sich. „Auch unsere gemeinsamen Touren finden wieder statt.“

Volker Faßbender ist überzeugt, dass die Faszination Motorrad auch in Zukunft weiterlebt. „Die Bikerszene war schon immer eine ganz eigene Welt, in der man per Du ist, und Jeans und kariertes Hemd statt Schlips und Kragen trägt“, betont er. „Technisch entwickeln sich Motorräder natürlich weiter. BMW arbeitet zum Beispiel erfolgreich am E-Antrieb und hat die ersten Modelle auf den Markt gebracht“, so Faßbender. „Ich bin sehr froh, dass ich damals den Schritt in die Selbständigkeit gewagt habe. Heute habe ich ein tolles Team, tolle Kunden – weit über Krefeld hinaus – und genieße unsere gute Stimmung. Ich freue mich auf ein paar weitere spannende Jahre mit meinem Unternehmen“, stellt Volker Faßbender fest. „Danach übergebe ich das Geschäft gern an die vierte Familiengeneration. Darüber hinaus suchen wir einen Nachfolger, der das Unternehmen zusammen mit meiner Tochter Lisa mit viel Spaß und Leidenschaft fortführen möchte.“ Auf die nächsten 77 Jahre!

Motorrad Faßbender
Hafelsstrasse 246
47809 Krefeld
Telefon: 02151 – 15 98 70
motorrad-fassbender.de

Fotos: Felix Burandt
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