Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf

Dr. Hans-Jürgen von Giesen: Beständigkeit im Wandel

Die Welt verändert sich in atemberaubendem Tempo. Globalisierung und Digitalisierung sind Treiber eines Wandels, der uns mitunter schwindlig werden lässt. Gerade in der Medizin gilt es jedoch, einen klaren Kopf zu bewahren und eine ausgewogene Balance zu finden zwischen dem Fortschritt, der uns dazu befähigt, Krankheiten zu besiegen, die noch vor wenigen Jahrzehnten unbezwingbar erschienen, und über Jahrhunderte gewachsenen Werten, die uns Orientierung geben. Einer der Menschen, die täglich zwischen diesen beiden Extremen navigieren, ist Prof. Dr. Hans-Jürgen von Giesen, Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor am Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf. In seiner Zeit als Mediziner hat der 58-Jährige hautnah miterlebt, was Fortschritt bedeutet – und so manche Entwicklung mit vorangetrieben. Gleichzeitig verkörpert er als „alter Hase“ aber auch die hohe Bedeutung von Beständigkeit und Geduld.

Die Faszination für das menschliche Gehirn hat Prof. Dr. von Giesen sein gesamtes Leben lang nicht losgelassen.

Wenn der habilitierte Mediziner über seinen Beruf spricht, spürt man die Begeisterung, die ihn auch nach 17 Jahren Tätigkeit am Krankenhaus Maria-Hilf immer noch erfüllt. „Ich bin hier einfach genau am richtigen Ort“, bestätigt er. Nicht nur, weil er sich dazu in der Lage sieht, die über 800 Jahre lange Tradition der Alexianer fortzuführen, sondern auch, weil er ein „treuer Rheinländer“ ist: „Bis auf meine Auslandszeit im Studium und meine Facharztzeit, die ich jeweils in Paris verbrachte, war ich mein ganzes Leben lang hier. Ich bin Rheinländer durch und durch.“ Die andere Konstante in seinem Leben ist die anhaltende Faszination für die Neurologie: „Das Gehirn und das angeschlossene Nervensystem bilden die komplexeste Struktur im bekannten Universum“, gerät er ins Schwärmen. „Ob wir sie jemals richtig verstehen werden? Ich bezweifle es – und ehrlich gesagt, hoffe ich sogar, dass sie immer ein Stück ihres Geheimnisses bewahren wird.“ Was zunächst eine überraschende Auskunft scheint, kann der Experte sehr schlüssig erklären: „Wenn es uns irgendwann gelänge, alles zu verstehen, zu verorten und zu heilen, dann käme das dem Tod des freien Willens gleich. Menschen sind sicher in weiten Teilen ein Ergebnis ihrer Geschichte und der Umstände, in denen sie aufgewachsen sind. Aber ich kann mich immer entscheiden, davon bin ich überzeugt.“

Eine solche freie Entscheidung traf Giesen, als er als junger Mann beschloss, seine Faszination zum Beruf zu machen. Er habilitierte zu HIV und seinen Auswirkungen auf das Nervensystem, ein Thema, an das er sich in den vergangenen 18 Monaten mehr als einmal erinnert fühlte. „Sowohl HIV als auch Covid-19 nehmen deutlichen Einfluss auf das Nervensystem, zeigen bei manchen Infizierten aber keinerlei wahrnehmbare Symptome. Und eben diese Eigenschaften – beim HI-Virus die Zeit bis zum Ausbruch der Immunschwäche, bei Covid Symptomlosigkeit – machen beide so gefährlich und so schwer zu beherrschen“, erläutert er. Nachdem der vierfache Vater am Krefelder Standort der Alexianer nicht nur seine professionelle, sondern auch seine emotionale Heimat gefunden hatte, half er maßgeblich dabei mit, das Krankenhaus Maria-Hilf zu dem zu machen, was es heute ist. Die von ihm geleitete Neurologie ist enorm breit aufgestellt: Von der neurologischen Akutversorgung bei einem Schlaganfall im spezialisierten und zertifizierten Schlaganfall-Zentrum über die Vor- und Nachsorge bis zur ambulanten Rehabilitation bietet sie das komplette Leistungsspektrum. „Es ist ein vitaler, lebendiger und innovativer Standort, der Medizinern und Patienten viele Möglichkeiten bietet. Ich habe hier früh die Chance bekommen, meinen eigenen Verantwortungsbereich zu prägen. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir es geschafft haben, Lehrkrankenhaus der Uniklinik Düsseldorf zu werden“, gesteht der erfahrene Mediziner. „Vernetzung, Austausch und Wissenstransfer funktionieren hier wirklich sehr gut.“

Und das muss auch so sein. In einer Zeit, in der sich der wissenschaftliche Fortschritt in atemberaubendem Tempo vollzieht, braucht es neben dem breit aufgestellten Expertenteam ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten. „Ich benötige kommunikationsstarke Mitarbeiter, denn es gibt heute extrem viele Daten und Informationen, die es zu interpretieren, zu diskutieren und auszuwerten gilt, bevor wir eine Diagnose stellen und diese dem Patienten mitteilen. Das ist eine hohe Kunst, und auch der Grund, warum ‚Dr. Google‘ ein schlechter Arzt ist“, lächelt Giesen. „Während unsere Gesellschaft altert, überschlägt sich die Wissenschaft mit Innovationen und ein großer Teil unserer Arbeit besteht darin, genau zu eruieren, ob das, was technisch möglich auch medizinisch wirklich sinnvoll ist.“ Nicht alles, was alt ist, ist überkommen, nicht alles, was innovativ ist, hilfreich: „Manchmal kann ein Gespräch mehr zur Heilung beitragen als alle Geräte“, bestätigt der Facharzt für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin, Spezielle Schmerztherapie und Psychotherapie. „Die Verbindung zu Psychologie und Psychiatrie ist gerade in der Neurologie ein besonders wichtiger Faktor.“

Giesens Aufgabe wird auch in den nächsten Jahren herausfordernd und spannend bleiben, da ist er sich sicher. „In den Jahren meiner Tätigkeit hat sich enorm viel verändert. Diagnosen wie Demenz, Posttraumatische Belastungsstörungen oder Burnout kannten wir zu meinen Anfangszeiten noch gar nicht – und konnten Betroffene demnach auch noch nicht adäquat behandeln. Dazu kommen die enormen Herausforderungen, vor die der demografische Wandel uns stellt“, zeigt Giesen sich nachdenklich. „Wir brauchen Lösungen für anstehende Zukunftsfragen – im Ort, im Quartier. Und ich bin der Überzeugung, dass wir mit dem hier angebotenen Leistungsspektrum dazu beitragen können, die richtigen Antworten zu geben.“ Auf der Zielgeraden seiner beruflichen Laufbahn denkt Giesen gar nicht daran, sich auf dem bereits Erreichten auszuruhen: „Bis zur Rente habe ich noch einige spannende Jahre vor mir“, lacht er. Das einzig Beständige ist eben doch der Wandel.

Alexianer Krefeld GmbH – Krankenhaus Maria-Hilf
Dießemer Bruch 81

47805 Krefeld
Tel.: 02151 – 334 715 6
alexianer-krefeld.de

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