Es ist der zweite Montag im neuen Jahr, ein wolkenverhangener Morgen. Nieselregen lässt den zu milden Januar kälter wirken. Noch nicht ganz warmgelaufen, werden wir über das Gelände der SWK zum Büro unserer Gesprächspartnerin geleitet, und dort geht dann die Sonne auf. Daniela Jost, seit November Leiterin Asset Management und Planung bei der NGN, hat trotz Montagmorgen gute Laune und eine Ausstrahlung, die den grauen Tag erhellt. Das passt, denn die öffentliche Beleuchtung Krefelds fällt neben Gas, Wasser, Strom und Fernwärme auch in ihr Ressort.
Für althergebrachte Rollenbilder und überkommene Strukturen hat Daniela Jost wenig übrig. Mit vereinzelten Ärgernissen in einer männlich geprägten Arbeitswelt will sie sich nicht lange aufhalten. Ein Professor, der überrascht ist, dass ‚in dem hübschen Köpfchen auch etwas drin‘ sei, oder Kollegen, die sie für ‚zu jung‘ hielten, als sie mit Dreißig eine Führungsposition übernahm, diese Anekdoten wirft die inzwischen Vierzigjährige nebenbei ein. Um gleich anschließend zu betonen: „Ich will mich mit meinen Aufgaben beschäftigen, nicht mit den altmodischen Vorstellungen anderer Leute!“ Diese pragmatische Haltung verdankt die gebürtige Dresdnerin wohl ihren Eltern. Der Vater ließ sie an seiner Werkbank ihre Liebe zur Technik entdecken, die Mutter war Bauleiterin und nahm sie als ‚MiKi‘, als Mitarbeiter-Kind, schon mit vierzehn auf Großbaustellen mit. Von ihr lernte sie, sich von Gegenwind nicht aufhalten zu lassen. Maschinenbau gehörte bei Daniela Jost zu den Abiturfächern, es folgte logisch das Studium zur Wirtschaftsingenieurin in Mittweida. An der kleinen Hochschule schätzte Jost vor allem die Praxisorientierung: „Dort saß ich nicht in einem riesigen Hörsaal, um der Theorie zu lauschen, sondern konnte in Laboren und Werkstätten die Dinge wortwörtlich begreifen. Ich habe zum Beispiel als Studentin auch das Schweißen gelernt.“
Ein Praktikum im sechsten Semester brachte sie nach Düsseldorf, wo sie sich verliebte: in den Niederrhein und in ihren heutigen Ehemann. 2006 zog sie aus Sachsen in die Landeshauptstadt zurück und schrieb ihre Diplomarbeit im Asset Management der Stadtwerke Düsseldorf. In einer Traineestelle erhielt sie Einblick in alle Bereiche des Versorgungsunternehmens. „Wenn man aus dem Studium kommt, kennt man ja die wirkliche Arbeitswelt noch nicht“, räumt Jost ehrlich ein, „und mir war wichtig, einen ganzheitlichen Blick auf das Unternehmen zu bekommen, in dem ich arbeite.“ Dieser umfassende Eindruck führte sie zunächst weg von der Technik, in die Strategie und die Personalentwicklung. Dennoch war es die richtige Entscheidung, erklärt die selbstbewusste Frau: „Ich würde mich als Generalistin beschreiben. Ich denke strategisch und bin prozessaffin, sehr organisiert und kommunikativ. Mir war wichtig, etwas Sinnstiftendes zu tun und spürbare Veränderungen zu bewirken.“ Mit dieser Maßgabe übernahm sie schließlich die Leitung der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für die Stadtwerke Düsseldorf, eine Position, in der sie es 2019 sogar zur Düsseldorferin des Jahres brachte. Die Auszeichnung erhielt sie für ihre entscheidende Rolle in der Einführung der eddys: leise, emissionsfreie und flexible Elektroroller, die im ganzen Stadtgebiet gemietet werden können. Daniela Jost erlebte diese Zeit als besonders spannend: „Ich hatte mit Marketing, der Strategie und der Finanzierung unterschiedlicher Projekte zu tun. Da war jeder Tag anders!“
Doch nach acht Jahren dort spürte sie selbst das Bedürfnis nach einer Veränderung, außerdem war Jost mit ihrem Ehemann schon 2018 nach Krefeld gezogen. „Die SWK hatte ich daher bereits als Kundin kennengelernt und einen sehr positiven Eindruck gewonnen“, erzählt die überzeugte Seidenstädterin. Im letzten Frühjahr bewarb sie sich kurzerhand auf eine ausgeschriebene Stelle bei der NGN und durchlief in nur zwei Wochen den Bewerbungsprozess. Seit November vergangenen Jahres leitet Daniela Jost nun den Bereich Asset Management und Planung, mit dem Anspruch: „Gestalten, machen, anpacken!“ Ihre erste Amtshandlung war es, mit allen Mitarbeitenden Kennenlerngespräche zu führen, um das Vertrauen zueinander aufzubauen, das Jost als Grundlage ihres Führungsstils wertet. „Ich arbeite nicht nur an technischen Netzwerken, ich zehre auch zwischenmenschlich von der Gemeinschaft“, fasst die aufgeschlossene Führungskraft ihr Selbstverständnis in Worte.
Damit ist sie eine naheliegende Ergänzung für das Netzwerk der Leading Ladies in Town, mit dem sie in den kommenden Wochen erste Termine wahrnimmt. Ihre Motivation: Schubladendenken aufzubrechen und zu einem Kulturwandel beizutragen. „Meine Karriereentscheidungen waren intuitiv, ich habe nie etwas getan, ‚nur‘ weil ich eine Frau bin“, betont Jost ernst, „dennoch wurde ich manchmal gefragt, warum ich ‚als Frau‘ in einem technischen Bereich arbeite. Diese Denkweisen sollten wir aufbrechen, bei jungen Frauen wie in den Unternehmen. Die Leading Ladies leisten dafür wichtige Arbeit hier in Krefeld, bei der ich mich gerne einbringe.“
Über LLiT – Leading Ladies in Town
- Ziel des Netzwerks „Leading Ladies in Town“ ist es, lokale Unternehmen mit topqualifizierten Frauen zu vernetzen und Future Leading Ladies zu gewinnen und zu unterstützen
- Initiator*innen: Kerstin Abraham, Mario Bernards, Heike Hinsen, Inge Röhnelt
- 170 Frauen und Männer aus Wirtschaft, Politik, Bildung, Sport und Kultur sind bereits miteinander vernetzt
- Zuletzt trat das Netzwerk am 5. Januar beim Marketing Club Krefeld auf
- Nächste Möglichkeit, den LLiT live zu begegnen:
LLiT- ExklusivVorstellung „Frauengold“, Dienstag, 21. März 2023, Beginn um 20 Uhr im Theater Krefeld (Einlass 19:30 Uhr) Karten (je 22 Euro) einfach persönlich oder telefonisch (02151 – 805125) mit dem Stichwort „LLiT-Netzwerk“ an der Theaterkasse kaufen - linkedin.com/company/llit-krefeld
- llit-krefeld.de