Die moderne Arbeitswelt befindet sich im Wandel – und birgt viele Herausforderungen für Beschäftigte, Arbeitsuchende und Unternehmen. Ausbildung, Fachkräftesicherung, Langzeitarbeitslosigkeit, Digitalisierung, Zuwanderung oder die Erwerbsbeteiligung von Frauen sind nur einige der Herausforderungen, die Dr. Sarah Borgloh bei der Agentur für Arbeit täglich bewegen. Als neue Vorsitzende der Geschäftsführung für Krefeld und den Kreis Viersen schaut die passionierte Netzwerkerin und Marathonläuferin jedoch nicht nur auf Arbeitslosenzahlen und trockene Statistiken, sondern auch auf die Menschen, mit denen sie im Berufsalltag zu tun hat. Ihre Strategie: ein gutes Miteinander und die richtige Bündelung von Aktivitäten.
„Dass der Niederrheiner nix weiß, aber alles erklären kann, dat wissen se ja. Un oft genug weiß er nix Genaues un sacht dann einfach: So ähnlich jedenfalls.“ Mit scharfer Beobachtungsgabe und trockenen Worten beschrieb der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch den Umgang des Niederrheiners mit Wissen. Und obwohl Dr. Sarah Borgloh auch aus dieser Region stammt, genauer gesagt aus dem Willicher Stadtteil Neersen, passt dieses Zitat so gar nicht auf die promovierte Volkswirtin. Denn sie bezeichnet sich heute selbst als „Statistikfreak“, der Zahlen und Fakten als Basis für fundierte Entscheidungen nutze. Seit September ist die 41-Jährige als Vorsitzende der Geschäftsführung nicht nur für die Arbeitsagentur in Krefeld verantwortlich, sondern hat auch die Geschäftsstellen Viersen, Kempen und Nettetal im Fokus.
Im freundlichen Besprechungsraum hängen die aktuellen Arbeitsmarktstatistiken an der Wand. Spontan erläutert uns Borgloh die einzelnen farbigen Kurven, schließlich habe sie einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschung zugebracht, bevor sie sich wegen der „besseren Perspektiven“ für ein Traineeprogramm bei der Bundesagentur für Arbeit entschied. Wir merken schnell, dass sie sich für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen regelrecht begeistert – ihre rechte Hand flitzt über das Diagramm, sachliche Erklärungen sprudeln aus ihr heraus: „Die schwarze Linie zeigt einen Anstieg schon im Juni, was eher untypisch ist, aber zu diesem Zeitpunkt ging 2022 die Betreuung der ukrainischen Flüchtlinge in die Jobcenter über. Das sieht man ganz deutlich an den Zahlen. Spannend, oder?“ Borgloh ist eindeutig in ihrem Element.
Nach verschiedenen beruflichen Stationen, davon vier Jahre bis 2018 als Bereichsleiterin in Krefeld, landete sie vor zwei Monaten wieder in ihrer vertrauten Heimat. Sie wohnt in Düsseldorf, pendelt täglich entspannt mit der K-Bahn zur Arbeit und kann sich mit ihrem langjährigen Wissen über die Region auch gut in praktische Fragen einfühlen. So verstehe sie beispielsweise, was es bedeute, ohne PKW von Krefeld nach Niederkrüchten zu kommen. Mit einem zugewandten Lächeln bringt sie auf den Punkt, was sie als Person auszeichnet: „Ich mag Zahlen, und ich mag Menschen.“ Ob als Führungskraft oder bei ihren Herzensthemen Arbeit und Ausbildung – grundsätzlich stelle sie die Menschen in den Mittelpunkt.
Zu primären Zielen hat Borgloh die Fortsetzung und Intensivierung der bisher schon gut funktionierenden Netzwerkarbeit aller Partner auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Krefeld und im Kreis Viersen erklärt, um den Fachkräftebedarf und die Transformation der Arbeitswelt erfolgreich zu bewältigen. Sie lobt die „tolle Zusammenarbeit“ vor Ort und stellt fest: „Ich habe hier sehr viele engagierte Menschen vorgefunden, die sich gegenseitig unterstützen. Miteinander macht immer stärker!“ Mit diesem Credo engagieren sich die Chefin und ihre Teams sowohl bei der Fachkräftesicherung als auch bei der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit, denn gleich mehrere Bausteine griffen hier sinnvoll ineinander.
So sei eine gute Erstausbildung junger Menschen schon ein guter Schutz davor, überhaupt arbeitslos zu werden. Mit Qualifizierung und Fortbildung unterstütze die Agentur nicht nur arbeitsuchend gemeldete Personen ohne Berufsabschluss, sie helfe auch dabei, Beschäftigte weiter zu qualifizieren. „In sogenannten Engpassberufen wie der Altenpflege können bewährte Hilfskräfte zu Fachkräften ausgebildet werden. Dank des Qualifizierungschancengesetzes werden Weiterbildungskosten übernommen oder Zuschüsse zum Entgelt gezahlt“, betont die Geschäftsführerin nachdrücklich. Um die in Krefeld relativ niedrige Erwerbsquote von Frauen zu steigern, versuche man aktiv, Minijobberinnen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu bringen oder bei Teilzeitjobs die Stundenzahl zu erhöhen. Auch der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt und die Zusammenarbeit mit den niederländischen Partnern sind Borgloh wichtig. „Zudem schaue ich, welche Potenziale wir vor Ort haben. Wen können wir nach jahrelangem Leistungsbezug in den Arbeitsmarkt integrieren, indem wir Lohnkosten bezuschussen?“
Angesichts der Themenfülle ist klar: In den kommenden Jahren gibt es noch viel zu tun für Dr. Sarah Borgloh. Aber als Langstreckenläuferin kennt sie sich mit Ausdauer bestens aus.
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