Wer kennt es nicht: Eben noch waren wir im Park spazieren und haben den wunderschönen Kirschblütenbaum bewundert und fotografiert und kaum wieder zu Hause, posten wir ihn in den sozialen Medien. Dann warten wir. Kommt ein Like, zehn, oder sogar 100? Dies ist der Moment, in dem Dopamin in unserem Körper ausgeschüttet wird, denn das Dopamin signalisiert in unserem Gehirn die Erwartung einer Belohnung. Sind wir deshalb in der heutigen Zeit also alle süchtig nach dem nächsten schnellen digitalen Rausch? Voll auf Dopamin?
Ich kann sie beruhigen. Es kommt niemand zu uns in die Praxis, weil er sich zu viele TikTok-Videos angeschaut hat. Natürlich sind die sozialen Medien, insbesondere TikTok, so aufgebaut, dass die Verwender*innen viel Belohnung für wenig Einsatz erhalten, weil sie gekonnt durch ihre Algorithmen erkennen, was wir wollen. Wir bekommen kurze Reize. Immer und immer wieder. Kann das für uns gefährlich werden?
Ganz klar, wenn wir unser reales Leben vernachlässigen oder zum Beispiel Jugendliche abrupt schlechter in der Schule werden und keinen Hobbys mehr nachgehen, ist Vorsicht geboten. Wenn wir uns aber ertappen, wie wir abends mal auf der Couch sitzen und nach einem langen Arbeitstag entspannen und dabei durch einige Videos switchen, ist das nicht gleich ein Anzeichen für eine Sucht. Während früher der Fernseher oft verteufelt wurde, sind es heute die sozialen Medien. Dabei sollte auch hier genau geschaut werden, was konsumiert wird und wie häufig. Für die Jugendlichen ist TikTok ein Fenster in die Welt. Sie konsumieren nicht nur zur reinen Unterhaltung, sondern schauen sich auch Nachrichten oder lehrreiche Tutorials an. Warum sollten wir ihnen dieses Fenster also schließen?
Merken wir selbst aber, dass unsere Aufmerksamkeit öfters nachlässt, wir schneller abschweifen und wir reflexartig zum Handy greifen, kann es nicht schaden, das Handy einfach mal bewusst auszumachen oder zur Seite zu legen und sich mit guten Freund*innen zu treffen oder eine Runde durch den Park zu drehen. Auch ohne Handy sind dort bestimmt sehr viele schöne Erlebnisse für die innere Kamera möglich.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit,
Ihr Jan Dreher
Klinik Königshof
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