Theater Krefeld

Bildmächtige Inszenierung

Der alternde Faust ist lebensmüde. Als letzten Versuch, sein Leben zu genießen, beschwört er den Teufel, ihm neue Jugend – und vor allem die Liebe junger Mädchen – zu beschaffen. Das ist für Mephisto (überragend gespielt von Matthias Wipprich) kein Problem. Mit Hilfe hinterhältiger Tricks und glitzerndem Schmuck wird die „junge Unschuld“ Margarethe (die sehr eindrucksvolle Sophie Witte) Fausts Geliebte. Doch schon bald fällt sie ins Bodenlose: Von Faust vergewaltigt und schwanger, wird sie von der Gesellschaft ausgestoßen. Ihr frommer Bruder verflucht sie, während ihr Geliebter sie im Stich lässt. Am Ende wird Margarethe wegen Kindesmords zum Tode verurteilt. Halb wahnsinnig und sehr klar zugleich lehnt sie es ab, sich von Faust und Mephisto befreien zu lassen. Sie geht aufs Schafott. Faust ist wieder ein gebrochener, alter Mann.      

Ursula Wagner

Nachdem der Vorhang fällt, wollen Bravo-Rufe und Applaus kaum enden. Am meisten Beifall bekommen Mephisto, Margarethe und der von Woongyi Lee kraftvoll gesungene Faust. Absolut überzeugt hat die Krefelder Inszenierung von Charles Gonouds Oper auch die von uns befragten Zuschauerinnen: Marie Dunker, die gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, und ihre Freundin Emma Sendler. „In den Massenszenen gab es so viele überwältigende Eindrücke“, sagt Marie Dunker und Emma Sendler ergänzt: „Immer passiert etwas. Wenn man sich einmal nicht auf die Hauptsänger konzentriert, sieht man so viele kleine Geschichten. Einfach faszinierend.“ Ebenso wie Sendler lobt auch Ursula Wagner das intelligente Bühnenbild und das ausgefeilte Farbkonzept. „Das Farbenspiel zwischen Schwarz, Weiß und Rot war hinreißend. Zusammen mit der Musik kam man von Akt zu Akt immer mehr in das Geschehen!“

Anthony Pilavachis bildmächtiges Bühnenspektakel schlug Opern-Newcomer wie Marie Dunker ebenso in ihren Bann wie die langjährige Theaterbesucherin Ursula Wagner. Die zeigte sich sehr erfreut, dass Jung und Alt im Publikum gut vertreten waren – und gleichermaßen begeistert wurden. „Man konnte die Handlung gut nachvollziehen, selbst wenn man gar keine Ahnung von Faust hatte“, stellt Marie Dunker fest. „Diese Inszenierung ist auch etwas für junge Leute, die anfangs vielleicht skeptisch gegenüber vermeintlich langweiliger Hochkultur sind.“ Eine unbedingte Empfehlung! Da sind sich die drei einig.

Fünf Krefelder Aufführungen von Margarethe (Faust) sind zwischen dem 20. Oktober und 27. Dezember noch zu erleben.
Tickets und Infos: www.theater-kr-mg.de
Kartentelefon: 02151-805-125  

Fotos: Lucas Coersten – Titelbild: Marie Dunker und Emma Sendler
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