In Finnland ist es seit 1938 üblich, dass jedes dort geborene Baby ein Starterpaket erhält; darin enthalten sind unter anderem eine Grundausstattung an Bekleidung, Windeln und eine Matratze, die mit dem Karton selbst als erstes Bett funktioniert. Seit 2021 wird dabei auch auf die Nachhaltigkeit geachtet – für einen rundum fairen Start für alle finnischen Kinder. In Deutschland sind wir noch nicht ganz so weit, doch die Stadt Krefeld hat seit vergangenem Jahr ein Programm für i-Dötzchen, das sowohl Nachhaltigkeit wie faire Bedingungen für alle Erstklässler*innen im Blick hat.
„Wir haben die Starterpakete vor den Sommerferien an die Schulen ausgegeben“, erläutert Andrea Winterstein, Projektmanagerin FairTrade der Stadt Krefeld, „sodass diese zum Teil schon an die aktuellen i-Dötzchen verteilt wurden.“ In einem Turnbeutel aus Fairtrade-Baumwolle, der mit Textilstiften individuell gestaltet werden kann, erhalten die Kinder eine Trinkfl asche aus Edelstahl, gesponsort von der Sparkasse Krefeld, einen HB-Bleistift, einen metallenen Anspitzer für kleine und große Stifte sowie ein kleines Holzlineal. Dazu gibt es ein ausmalbares Lesezeichen von der Mediothek, Postkarten von FairTrade Deutschland und eine Karte, die zu einmaligem freiem Eintritt im Krefelder Zoo berechtigt. Die Befüllung der Turnbeutel erfolgte durch Mitarbeitende der Heilpädagogischen Zentren Krefeld/Viersen. „Auch wenn die Grundschulen sehr aktive Fördervereine haben, sind doch alle Eltern dankbar für Material, das sie nicht selbst erwerben – oder gegebenenfalls ersetzen – müssen“, weiß Winterstein. Es geht neben der Fairness beim Schulstart auch darum, Eltern und Kindern möglichst früh die Möglichkeiten der Nachhaltigkeit nahezubringen. „Wiederverwendbare Alternativen sollten normalisiert werden“, führt die Stadtbeauftragte aus. So ersetzt die Edelstahl-Flasche Getränkebehälter aus PET oder Karton, die im Müll oder als Mikroplastik im Wasserkreislauf und letztendlich auch im menschlichen Organismus enden.
Die Stadt Krefeld ist seit 2018 bereits als Fair Trade Town zertifiziert und erneuert dieses Zertifikat jährlich. Die Stabsstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit unterstützt auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen dabei, sich für ein solches Zertifikat zu qualifizieren. Die Hochschule Niederrhein etwa ist zertifiziert, die drei Jugendhäuser in Krefeld erlangen in diesem Jahr mit der Unterstützung der Stadt ebenfalls die Zertifikate. Doch bei Kindertagesstätten, Grund- und weiterführenden Schulen ist noch reichlich Potenzial. „Die meisten Schulen müssten wahrscheinlich nicht mehr viel tun“, ist Andrea Winterstein überzeugt, „und wir begleiten die erste Zertifizierung gerne, die die größte Anstrengung benötigt.“ Bisher haben sich erst eine Kita und das Gymnasium am Stadtpark Uerdingen um das FairTrade-Siegel bemüht, doch Winterstein hofft nach der Verteilung der Starterpakete auf wachsendes Interesse. Auch Sponsoren, die Materialien für das i-Dötzchen-Starterpaket beitragen möchten, sind dem Team der Stabstelle noch immer sehr willkommen.
Foto: Fair-Trade der Stadt Krefeld – Nele Eisermann (Verbraucherzentrale NRW), Schülerin Emma, Christin Kaulhausen (Sparkasse Krefeld), Andrea Winterstein (Projektmanagerin Fairtrade), Sabine Lauxen (Dezernentin Stadt Krefeld), Schülerin Marie und Norbert Schrey (HPZ)