Hochschule Niederrhein

Experimentieren mit Oma und Opa

Dr. Ing. Andreas Kitzig, Dr. Armin Knors (Vorsitzender des Hochschulrats) und Prof. Dr. Achim Eickmeier leiten den erfolgreichen Kurs.

Am Anfang war da ein Ei. Ein Ei, das aus fünf Metern Höhe hinuntergeworfen wird und dabei nicht kaputt gehen soll. Die Frage ist nur: Wie kann das Wurfei präpariert werden, damit es ganz bleibt? Wie können Luftwiderstand und Stoßdämpfung genutzt werden? Eine knifflige Aufgabe, der sich die Kinder bei der vierten Veranstaltung „Technik für Großeltern“ gemeinsam mit Oma und Opa stellen.

Okay, um ganz genau zu sein: Am Anfang war da nicht das Ei, sondern eine Idee. Eine Idee, die Dr. Armin Knors, Hochschulratsvorsitzender an der Hochschule Niederrhein, gemeinsam mit seiner Frau hatte: „Bei meiner Arbeit im Hochschulrat habe ich festgestellt, dass immer weniger Studierende Interesse an Ingenieurstechnik zeigen und dass wir etwas tun müssen, um den Nachwuchs zu begeistern. Meine Frau hatte von einem Angebot in einer anderen Stadt gehört, bei dem Großeltern mit Enkelkindern zusammen Experimente machen und so die Welt der Wissenschaft kennenlernen.“ Die Idee fand Knors so gut, dass er, selbst gerade Großvater geworden, sie direkt an der Hochschule Niederrhein initiierte: „Im trubeligen Alltag sind es oft die Großeltern, die Zeit haben, um sich mit den Enkelkindern hinzusetzen und ihnen den Spaß am Experimentieren zu vermitteln. Sie können den ersten Funken zünden“, so Knors.

Im letzten Jahr fand der Auftakt der neuen Reihe statt – mit großem Erfolg. Seitdem haben sich die kleinen und großen Forschenden mit Fragen wie „Wie funktioniert eine Rakete?“, „Warum ist Schaum immer weiß?“ oder „Warum leuchtet die Glühbirne?“ auseinandergesetzt. Und an diesem Wochenende geht es um das Wurfei und einen Einstieg in die Welt der Säuren und Basen mithilfe von Rotkohl. Dabei gibt es zahlreiche große Augen. Achim Eickmeier, Physikprofessor im Ruhestand, hatte im Vorfeld mehrere Liter Rotkohlsaft abgekocht, damit die Kinder mit ihren Großeltern den Saft als pH-Indikator verwenden und beobachten können, wie dieser auf verschiedene Haushaltsstoffe wie Essig oder Backpulver reagiert. Eine kleine Einführung in das Thema Laugen und Säuren, die die Kinder fasziniert.

Zum Beispiel den zehnjährigen Titus, der mit seinem Opa Peter vor Ort ist: „Schau mal, wie das anfängt zu blubbern“, ruft er aufgeregt und zeigt auf sein Reagenzglas. Opa Peter erklärt das Zusammenspiel von Lauge und Säure. Das Wissen müssen die Großeltern aber nicht im Vorfeld haben, sondern Erlernen es vor dem Praxistag: „Das Angebot ist so konzipiert, dass es immer eine Vorlesung zu den Experimenten gibt und dann den Praxistag, an dem die Großeltern mit den Enkelkindern kommen“, berichtet Eickmeier. Die Großeltern agieren dann als Laborexpert*innen und erklären den Kindern die Welt der Wissenschaft. Und wenn doch mal Fragen offenbleiben, helfen Eickmeier und einige studentische Tutorinnen gerne aus.

Titus und sein Opa experimentieren währenddessen weiter mit ihrem Rotkohlsaft. Alles wird dabei auf einem Blatt genau notiert: Welcher Stoff reagiert womit? Welche Reaktion erfolgt? Titus ist voll dabei. „Physik und Chemie sind in der Schule oft Mangelware“, erklärt Opa Peter. Noch ein Grund mehr, dass er mit seinem Enkel bereits zum dritten Mal an dem Angebot der Hochschule Niederrhein teilnimmt.

Im Kurs „Technik für Großeltern“ ging es unter anderem darum, ein Ei von einem Hubwagen fallen zu lassen, ohne dass es Schaden nimmt.

Ortswechsel. Vom Chemie-Crashkurs geht es jetzt nach draußen. Im Vorfeld haben die Kinder mit ihren Großeltern Vorrichtungen gebaut, die ihr Ei vor dem Aufprall schützen sollen. Und da waren der Kreativität keinerlei Grenzen gesetzt. Es gibt Vorrichtungen aus Styropor, die das Ei schützen, aber auch aus Müllbeuteln gebasteltete Fallschirme oder gar Mini-Flugzeuge, die das Ei langsam segelnd herunterbringen sollen. Dr. Knors wird mittels eines Hubwagens auf fünf Meter Höhe gefahren. Dann wird gemeinsam heruntergezählt. Voller Spannung schauen alle Teilnehmer*innen, welches Ei ganz bleibt. Benedikt und Niklas sind mit ihrem Opa Wilfried hier und bibbern, ob es ihr Ei ohne Sprünge herunterschafft. Und tatsächlich! Es bleibt ganz. Ein echter Erfolg für die beiden. Der zwölfjährige Benedikt hat bei diesem Erfolgserlebnis auch direkt Pläne für das nächste Schuljahr: „Opa, nächstes Jahr haben wir Chemie in der Schule, da bräuchte ich dann auch mal deine Hilfe.“ Da lässt sich Opa Wilfried nicht zweimal bitten.

Für das Team um Dr. Knors, zu dem auch Dr. Andreas Kitzig, Leiter des Maker Spaces, gehört, war der Tag wieder ein voller Erfolg: „Wir möchten einfach auf die Angebote, die wir hier direkt an der Hochschule in unserer Stadt haben, aufmerksam machen“, so Kitzig. Und vielleicht, so überlegt Eickmeier, sehe man einige der Kinder dann in 10 bis 15 Jahren wieder. Bei Benedikt ist das nicht ausgeschlossen. Mit einem breiten Grinsen geht er nach Hause und verkündet dabei: „Allein das Experimentieren mit den Farben war spannender als ein ganzer Schultag.“ Mission erfüllt!

Die nächste Veranstaltung „Technik für Großeltern“ findet am 3. (Vorlesung für die Großeltern) und 6. September (Praxisteil mit den Enkelkindern) statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Hochschule Niederrhein
Reinarzstraße 49
47805 Krefeld
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Fotos: Felix Burandt
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