Wenn die Glocken einer Kirche läuten, können die Anlässe unterschiedlichster Natur sein. Immer jedoch lädt das Geläut zum Innehalten ein, zum Gedenken an geliebte Menschen. Mit der Teilentwidmung der Pfarrkirche St. Elisabeth in eine Grabeskirche entstand 2016 ein Ort, der darüber hinaus die Möglichkeit bietet, Angehörige beisetzen zu lassen.
Was von außen wie eine normale Kirche aussieht, zeigt sich beim Öffnen der Holztüren als ein ganz besonderer Ort. Glastüren mit einem Rosenmotiv, das sich durch die gesamte Kirche zieht, bilden den Eingang in die Grabeskirche. Im Mittelgang des ehemaligen Kapuzinerklosters befinden sich vier Blöcke mit Urnengrabstätten, die von weiteren Grabstätten in den Seitengängen ergänzt werden. Überall befinden sich Möglichkeiten, sich hinzusetzen, innezuhalten, und den geliebten Menschen zu gedenken, während das Sonnenlicht durch die hohen Fenster ins Innere scheint.
Das, was die Architekten Willi Theelen und Monika Aulbur im Zuge des Umbaus geschaffen haben, ist ein Ort des Gedenkens, aber auch ein Ort der Gemeinschaft: „Nicht selten treffen hier Hinterbliebene aufeinander, die sich beim wöchentlichen Gottesdienst wiedersehen. Daraus ist eine eigene Gemeinde entstanden“, erklärt Volker Matter, der für die Verwaltung in der Grabeskirche St. Elisabeth zuständig ist.
Eine Gemeinschaft gilt laut Soziologen als ursprünglichste Form des Zusammenlebens und kann auch über den Tod hinaus verbinden. Deshalb gibt es in der Grabeskirche auch die Möglichkeit, in einer Gemeinschaftsgrabstätte bestattet zu werden. In einer gemeinsamen Grabstätte werden die Urnen der Verstorbenen in einem kleinen Raum neben der Kapelle beigesetzt. An der Wand angrenzend werden magnetische Steintafeln mit dem Namen der Verstorbenen angebracht: „Niemand wird hier anonym bestattet. Die Totenruhe beträgt in der Regel 15 Jahre“, so Matter.
Nachdem die Totenruhe abgelaufen ist, wird die Asche im „Ort der Erwartung“ endbestattet. Dieser Ort befindet sich draußen an der Grabeskirche, direkt über eine seitliche Tür zu erreichen. Es ist ein ruhiger Ort. Blumen zieren die Beete, im Boden ist ein Deckel eingelassen, den wieder eine Rose schmückt. Dort finden die Verstorbenen die ewige Ruhe: „Das erste Mal, dass dort jemand endbestattet wird, ist zwar erst 2038, aber es war uns wichtig, dass auch der Ort der Erwartung von den gleichen Architekten gestaltet wird, wie der Rest der Grabeskirche“, berichtet Volker Matter. Deshalb wurde dieser besondere Ort bereits jetzt angelegt.
Seit 2018 dürfen Bestattungen in dem ehemaligen Kapuzinerkloster durchgeführt werden. Dazu gehört auch die Trauerfeier für die Hinterbliebenen: „Wir richten uns da nach den Wünschen der Hinterbliebenen und setzen gemeinsam und individuell die Wünsche um“, verrät Matter. Ein Pfarrer kann die Trauerfeier dabei genauso begleiten wie eine Beauftragte im Besetzungsdienst.
Besonders zu den kommenden Feiertagen ist die Grabeskirche ein Ort der Erinnerung: „Nach bestimmten Tagen erstrahlen hier hunderte von Kerzen und zahlreiche Blumensträuße stehen vor den Kolumbarien.“ Ein Anblick, der von der Liebe der Hinterbliebenen zeugt, aber auch zeigt, wie dankbar die Grabeskirche angenommen wurde. Ein Team von Ehrenamtlichen sorgt dafür, dass die Kirche in einem guten Zustand bleibt, entsorgt verwelkte Blumen und hält alles sauber. Damit die Gemeinschaft, die sich unlängst gefunden hat, auch in Zukunft einen einzigartigen Ort des Gedenkens und der Erinnerung vorfindet.
Grabeskirche St. Elisabeth
Hülser Straße 576
47803 Krefeld
Telefon: 02151 – 623 18 10
grabeskirche-krefeld.de
Fotos: Felix Burandt