Gefühlt war doch vor ein paar Wochen noch der schönste Spätsommer mit herrlichen Temperaturen und viel Sonnenschein. Das Leben hat sich draußen abgespielt und wir haben jede Minute davon genossen. Doch seit einiger Zeit werden die hellen Stunden des Tages immer weniger und auch die Temperaturen sinken kontinuierlich. Es lässt sich nicht länger verbergen: Der Herbst ist da!
Für viele ist der Herbst mit seinen bunten Blättern und den vielen Lichtern überall die Jahreszeit, in der sie beginnen, es sich zu Hause gemütlich zu machen. Kerzen werden wieder vermehrt angezündet und die Kuscheldecke liegt auf dem Sofa parat. Doch was für die einen der Inbegriff von Gemütlichkeit ist, ist für andere eine Last, die auf der Seele liegt. Mit der Dunkelheit draußen schleicht sich auch eine Dunkelheit in die Seele.
Etwas weniger Antrieb zu haben und sich auf die Couch zu kuscheln, anstatt abends auszugehen, ist nicht per se schlecht oder das Anzeichen einer Erkrankung. Auch eine gedrückte Stimmung über ein paar Wochen ist nicht gleich ein Symptom für eine saisonale Depression. Ich erlebe heutzutage bei immer mehr Menschen eine Verunsicherung über ihren eigenen Gemütszustand, was durch die sozialen Medien noch befeuert wird. Nicht jeden Tag müssen wir „instagram-like“ gut drauf sein. Stimmungsschwankungen gehören zu unserem Leben dazu und dazu gehören auch Gefühle wie Trauer, Wut oder Niedergeschlagenheit.
Ich rate meinen Patient*innen, wie auch allen anderen, die mit dem Wechsel in die dunklere Jahreszeit Probleme haben, immer dazu, sich trotzdem viel draußen zu bewegen. Auch wenn die Sonne nicht zu sehen ist, hilft uns das Tageslicht. Ein Spaziergang am Wochenende im Wald ist nicht nur für unsere Seele, sondern auch für unseren Körper gut. Aber auch der Kontakt zu anderen Menschen ist wichtig, damit wir uns wohlfühlen.
Abgrenzen würde ich eine Stimmungsschwankung zur saisonalen Depression, wenn die Person ihren sozialen Rollen nicht mehr nachkommen kann. Wenn zum Beispiel Arbeit und Haushalt vernachlässigt werden und auch keine sozialen Interaktionen mehr stattfinden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Neben den oben genannten Maßnahmen würden wir dann gegebenenfalls noch eine medikamentöse Therapie in Erwägung ziehen.
Ich wünsche Ihnen eine helle Herbstzeit,
Ihr Jan Dreher
Klinik Königshof
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