Leading Ladies in Town

Nah am Menschen, klar in der Sache

Im August hat für viele Kinder und Jugendliche das Schuljahr neu begonnen, einige davon starteten ganz neu an einer weiterführenden Schule. Die Wahl der Schulform nach der Grundschule erscheint vielen Eltern entscheidend für den weiteren Lebensweg, überwiegt doch die Vorstellung, dass Abitur und ein anschließendes Studium der sicherste, ja vielleicht einzige Weg in eine Karriere mit Führungsverantwortung sind. Dass es durchaus auch andere Möglichkeiten gibt, in leitende Funktionen aufzusteigen, zeigt der Lebensweg von Christin Kaulhausen, Abteilungsleiterin des Vorstandsstabs bei der Sparkasse Krefeld.

„Als ich damals 2009 nach der mittleren Reife mit meiner Ausbildung anfing, war ich die Einzige von 60 Auszubildenden, die noch minderjährig war“, erinnert sich Christin Kaulhausen lächelnd, „alle anderen hatten Abitur gemacht.“ Nach Abschluss der zweieinhalbjährigen Ausbildung arbeitete sie zunächst im Vertrieb als Privatkundenbetreuerin; der direkte Kundenkontakt in der Beratung lag der empathischen Bankkauffrau. „Wir bauen ein Vertrauensverhältnis zu unseren Kunden und Kundinnen auf und unterstützen sie in den unterschiedlichsten Lebenssituationen“, erläutert Kaulhausen rückblickend, „das fand ich sehr bereichernd. Doch stellte sich schließlich für mich die Frage: Was ist der nächste Schritt?“ Die Antwort darauf kam in Form eines Stipendiums: Im Rahmen eines Auswahlverfahrens ihres Arbeitgebers wurde ihr ein Studium an der Hochschule für Finanzwesen und Management ermöglicht, die Ausbildung und zwei Jahre Arbeitserfahrung wurden als Qualifikation stellvertretend für das Abitur angerechnet. Während der Studienzeit übernahm die engagierte Finanzfachfrau die Filialleitung in Stahldorf und schloss dem Bachelor in Banking und Sales, nach einem Positionswechsel in die Assistenz der Geschäftsleitung, kurzerhand noch ein Masterstudium in Management und Leadership an der Hochschule Niederrhein an. Heute führt sie als Abteilungsleiterin des Vorstandsstabes ein Team von acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, neben der Vorstandsassistenz liegen hier auch Gremienbetreuung sowie das Thema Nachhaltigkeit und Lieferkettensorgfalt in ihrer Verantwortung. „Das Wichtigste in der Kundenbetreuung war für mich, Lebenssituationen positiv gestalten zu können, und das kann ich als Führungskraft jetzt auch, mit den Menschen in meinem Team“, zieht Kaulhausen die Parallelen zwischen ihren unterschiedlichen beruflichen Stellungen. Sie räumt ein, dass dieser Lebensweg für sie mit dem Eintritt ins Arbeitsleben noch nicht klar war: „Ich habe die Ambition für weitere Karriereentscheidungen erst entwickelt, als ich die vielen Möglichkeiten in meinem beruflichen Umfeld in der Sparkasse erkennen konnte.“

Einen Anstoß gab ihr damals die Bemerkung einer Kollegin aus dem Vertrieb. „Sie fragte mich, warum ich mir nicht mehr zutraue? Das gab mir zu denken“, blickt die 31-jährige zurück. In ihrer Familie waren ihr Selbstständigkeit und Bescheidenheit vorgelebt worden, Tugenden, die sie heute noch immer schätzt. „Es kommt jedoch der Moment in der Karriereplanung, in dem speziell für Frauen das Selbstbewusstsein, was wir können und was wir uns zutrauen, der bessere Ratgeber ist“, erklärt Kaulhausen souverän. Parallel zur beruflichen Weiterentwicklung nahm sie auch an internen Mentoring-Programmen der Sparkassen-Finanzgruppe teil. Diesen Austausch mit erfahrenen Führungskräften betrachtet sie als entscheidende Unterstützung, um sich über Karrieremöglichkeiten, aber auch über die eigenen Fähigkeiten und Ziele klarer zu werden. „Meine Mentoren hatten eine eigene Perspektive auf unsere Berufswelt und auf mich als Person“, legt die besonnene Abteilungsleiterin die Vorteile des Mentorings dar, „daraus entstanden ganz neue Impulse für meine persönliche Entwicklung, die mich wirklich weiterbrachten.“ Ein Satz ist ihr als Essenz dieser Erfahrung besonders in Erinnerung geblieben: „Einer meiner Mentoren, Vorstandsmitglied in einer anderen Sparkasse, sagte zum Abschluss: ‚Frau Kaulhausen, sie sind nah am Menschen und klar in der Sache.‘“

Aufgrund ihrer eigenen guten Erfahrungen ist es für Christin Kaulhausen nur logisch, heute selbst als Mentorin anderen Nachwuchs-Führungskräften unterstützend zur Seite zu stehen. Daher begleitet sie in einem internen Programm der Sparkassen eine jüngere Kollegin ebenso wie in einem gemeinsamen Projekt der Hochschule Niederrhein mit der Unternehmerschaft Niederrhein und den Leading Ladies in Town eine Studentin der Chemie. „Das Fach meiner Mentee ist zwar außerhalb meiner Expertise“, gesteht die Mentorin freimütig, „doch es geht bei diesem Angebot auch nicht um inhaltliche Weiterbildung, sondern um die Persönlichkeitsentwicklung.“ Die Veränderungen der modernen Arbeitswelt bieten neue Chancen für die nachkommenden Generationen, doch ist das Thema Gleichstellung nach Kaulhausens Meinung noch nicht beendet. „Es lässt sich nicht leugnen, dass Frauen in Hinblick auf höhere Karrierestufen noch Nachholbedarf haben“, stellt sie nachdrücklich fest. Aus diesem Grund ist sie auch Teil des internen Frauen-Netzwerkes der Sparkasse. „Wir möchten Frauen in unterschiedlichen Positionen sichtbar machen“, fasst sie zusammen, „aber auch über die vielfältigen Aufgaben und Tätigkeiten in unserer Sparkasse und die damit verbundenen Chancen aufklären.“ Denn aus der eigenen Biografie weiß Kaulhausen, dass sich viele Fähigkeiten, aber auch Zukunftsperspektiven erst im Berufsleben entfalten, die in schulischer Theorie verborgen bleiben.

Über LLiT – Leading Ladies in Town

Leading Ladies in Town Krefeld ist das Netzwerk für Förderung von Fach- und Führungsfrauen in der Krefelder Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtgesellschaft.

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Fotos: Niklas Breuker

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