Justine Bolle

Ohne Pappnase an der Bütt

Den Begriff „Bütt“ verbinden die meisten wohl mit Karneval, doch eigentlich kommt er aus der Papiermacherei. Die „Bütt“ ist das wichtigste Werkzeug der Papierschöpferin Justine Bolle: Es handelt sich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Bottich, an dem sie mit einer Schürze steht und in den sie immer wieder ihre Hände taucht. Beim alten Handwerk der Papierschöpferei wurden Papierbögen nämlich aus alten Stofflumpen gewonnen. Zellstoff und Leim werden in Wasser eingeweicht, die daraus entstehende Pulpe mit handgemachten Schöpfsieben so entnommen, dass ein gleichmäßiges Papiervlies entsteht. Dieses muss nachfolgend „abgegautscht“ – also auf eine trockenere Oberfläche übertragen und getrocknet – werden.

Als Papierrestauratorin ist Justine Bolle ohnehin sehr an Papier, seiner Materialität und Beschaffenheit interessiert. „Beruflich betrifft das natürlich vor allem den Erhalt der originären Eigenschaften, und dafür muss man wissen, wie es hergestellt wurde“, erklärt sie. „Zudem schafft es einen höheren Respekt vor der Arbeit, die auch in modernen, aber vor allem in historischen Papieren und anderen Beschreibmaterialien steckt.“ Ihre Motivation beschreibt sie so: „Ich möchte die historischen Prozesse erleben und ein Material, das ich liebe, mit eigenen Händen erschaffen. Es sehr viel befriedigender, wenn man zum Beispiel Karten verschenkt, die vollständig von einem selbst gefertigt wurden, anstatt sie zu kaufen.“

Justine Bolle freut sich auf viele Zuschauerinnen und Zuschauer, die ihr Schöpfen auf dem Flachsmarkt verfolgen möchten. „Dabei erkläre ich die einzelnen Prozesse und erläutere auch die historischen Zusammenhänge. Wer will, kann sich auch selbst an die Bütt begeben und das Handwerk selbst erleben.“

Fotos: Flachsmarkt
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