Sport Borgmann

„Wir schauen positiv in die Zukunft“

Christoph Borgmann stieg in den Neunzigerjahren in das Sportgeschäft seines Vaters ein.

Als Christoph Borgmanns Vater Winfried sich 1961 selbständig machte, war er erst 23 Jahre alt. Er hatte eine Lehre in einem Münsteraner Sportgeschäft gemacht und anschließend in Bottrop gearbeitet. In Krefeld übernahm Borgmann dann das 1888 gegründete Unternehmen Sport Gerke von der Eigentümerfamilie Matthäus. In Anbetracht der Tatsache, dass es vor Ort bereits vier Sportartikelhändler gab und der Sportmarkt noch lange nicht so entwickelt war wie heute, war die Übernahme des Krefelder Fachgeschäfts ein sehr mutiger Schritt. Aber der Mut wurde belohnt: Schon fünf Jahre später konnte Winfried Borgmann das heutige Firmengebäude an der Königstraße kaufen.

Das Gebäude an der Königsstraße erwarb Winfried Borgmann schon in den Sechzigerjahren.

Das Geschäft entwickelte sich weiter so gut und rasant, dass 1969 und 1974 weitere Standorte in Solingen und Mülheim eröffnet wurden. Später kamen dann noch Uerdingen, Essen und Wesel dazu. So konnte Winfried Borgmann auf ein gelungenes Lebenswerk zurückblicken, als seine Söhne Michael und Christoph in den 90er-Jahren in das Unternehmen einstiegen. Allerdings begann parallel eine Phase erhöhten Wettbewerbsdrucks. Die großen Warenhauskonzerne expandierten. 1994 wurde in Krefeld Karstadt Sports eröffnet – und auch Discounter drängten zunehmend in den Sportmarkt. Aber Sport Borgmann hielt durch – und straffte seine Organisation durch die Aufteilung in das von Christoph Borgmann geleitete Krefelder Haupthaus und die von seinem Bruder Michael gemanagten Außenfilialen. Das sind heute Solingen, Hilden, Bottrop und Viersen. 

Anfang der 2000er ging es dann wieder aufwärts. Jetzt gerieten die Großen unter Druck – und mit dem Internet kam ein neuer Akteur in die Handelswelt. Sport Borgmann gehört bereits seit 1963 der Einkaufsgenossenschaft Intersport an, die nach und nach zum Marketingverbund wurde und ihren heute rund 1.000 Mitgliedsunternehmen eine professionelle Online-Plattform bietet. Da auch Borgmanns stationärer Handel ein moderneres Gesicht bekommen sollte, wurde das Haupthaus im Jahr 2002 gründlich renoviert. Das Geschäft bekam eine neue Treppe und ein modernes Lichtkonzept. Die dunklen Buchenvertäfelungen wurden entfernt. Intersport Borgmann war im 21. Jahrhundert angekommen. 

„Der Sportartikelhandel ist heute ein wesentlich anderer als vor 30 oder 40 Jahren“, erklärt Christoph Borgmann. Inzwischen ist der Individualsport wichtiger als der Mannschaftssport. Fußball, der in den Sechzigern mehr als die Hälfte des Sortiments ausmachte, ist nur noch ein Spezialthema“, so der Krefelder Unternehmer. „Wichtige Produkte sind heute unter anderem Sportschuhe und Funktionskleidung, die nicht mehr nur rein für den Sport genutzt werden.“ Auch das Thema Fahrradfahren hat Bedeutung gewonnen. Dazu kommen Sportarten wie Yoga und Fitness. Eine Yogamatte war früher exotisch. Heute hat fast jeder eine zu Hause. Selbst die demografische Entwicklung, hin zu mehr älteren Menschen, hat sich erfreulicherweise positiv für die Branche ausgewirkt. „Die 60- bis 70-Jährigen sind heute fit und aktiv und legen Wert auf hochwertige Sportbekleidung“, betont Christoph Borgmann.

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Geschäft rasant weiterentwickelt – und das Angebot mit der Nachfrage stark verändert.

Den Online-Handel konnte Sport Borgmann gut in die Strategie integrieren. „Die Kunden wollen eine Mischung aus online und offline und wir können beides bedienen“, berichtet der Krefelder Sporthändler. Reine Online-Händler haben inzwischen Probleme. Vor allem die hohe Zahl an Retouren drückt deren Marge. Das kommt bei uns stationär zum Glück selten vor. Wir müssen von 100 verkauften Artikeln vielleicht einen zurücknehmen“, weiß Borgmann und fährt fort: „Durch das Internet sind Kunden heute viel informierter als früher. Daher finden die Beratungsgespräche im Geschäft heute auf einem komplett anderen Niveau statt“, erklärt er. „Da ist es wichtiger, dass unsere Mitarbeiter fachlich fit sind, was natürlich am besten mit Fachkräften geht, die lange im Unternehmen sind. Wir haben zum Glück eine gute Verbundenheit mit unseren Teammitgliedern erreicht. Viele sind schon 20 Jahre und länger bei uns.“

Mit seinem Unternehmen setzt Christoph Borgmann auf eine Mischung aus bodenständiger Tradition und Innovationsbereitschaft. Das Firmenjubiläum feiert er in dem Bewusstsein, immer am Puls der Zeit zu sein. Als Einzelhändler muss man auch mal etwas probieren und schlau investieren“, betont er „Daher haben wir 2016 den Sneakers Store eröffnet und dieses Jahr in den Sport-Pop-Up-Store Endlich umgewandelt. Auch die Eröffnung des Rose Bikes Concept Store voriges Jahr war eine gute Idee. In den Innenstädten ist Platz für interessante Showrooms“, ist Christoph Borgmann überzeugt. „Es geht nicht mehr um Großflächen und Regalmeter. Ich kann mir sehr gut ein Autohaus oder ein Küchenstudio in einer Citylage vorstellen.“

Als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Krefeld ist er mit allen lokalen Akteuren in Kontakt – und hat schon einige Marktbegleiter kommen und gehen sehen. Dass ein Unternehmen wie Sport Borgmann inzwischen bereits 135 Jahre besteht, ist absolut nicht selbstverständlich. Die Entwicklung vom 1888 gegründeten Lederwarenhandel über das kleine Sportgeschäft der Nachkriegszeit bis zum breit aufgestellten Sportfachhandel zeigt aber, dass Erfolg möglich ist, wenn man proaktiv agiert und den Markt immer im Blick hat. Christoph Borgmann freut sich zusammen mit seinem Team über das erfolgreiche Jubiläumsjahr und das sehr gute Kundenfeedback. „Wir schauen positiv in die Zukunft“, ist sein Resümee.

Intersport Borgmann
Königstraße 78
47798 Krefeld
intersport.de

Fotos: Sport Borgmann & Luis Nelsen
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