Im denkmalgeschützten Krefelder Rathaus eröffnete im Januar die neugestaltete Räumlichkeit des Bürgerservice. Das moderne Design der Schalter, eigens für die Seidenstadt entworfen, weckte sogar schon das Interesse anderer Stadtverwaltungen. Doch nicht nur darin bleibt die Stadt Krefeld auf der Höhe der Zeit. Auch Chancengleichheit für Frauen strebt die Behörde tatkräftig an, wie uns Natalie Valera, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Bürgerservice, aus eigener Erfahrung berichtet hat.
Stringent, ehrgeizig, strukturiert und organisiert – so beschreibt Natalie Valera ihre Mutter. „Sie hat immer dafür gesorgt, dass sie sich beruflich weiterentwickeln kann“, erinnert sie sich an ihr erstes Vorbild und lächelt: „Darin bin ich ihr sehr ähnlich.“ Neben der stellvertretenden Fachbereichsleitung hat sie auch die Abteilungsleitung für die Bürgerbüros sowie das Melde- und Passwesen inne, die aktuelle Station auf dem geradlinigen Lebenslauf der zielstrebigen jungen Frau. Den Weg hierhin verfolgte sie konsequent, doch stets mit offenem Blick für neue Perspektiven. So absolvierte die gebürtige Krefelderin nach dem Studium der Rechtswissenschaften zwar ein Jahr in einer Kanzlei für Familien- und Erbrecht, wählte dann jedoch eine Karriere in der Verwaltung. Im Fachbereich für Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung übernahm sie nach eineinhalb Jahren eine Gruppenleitung, arbeitete Auszubildende und Kolleg:innen ein – und stellte sich bald die Frage: „Wie geht es jetzt weiter?“ Jedenfalls zu mehr Verantwortung, wusste Valera; die Teilnahme am Personalentwicklungskonzept, für Führungskräfte in der Verwaltung verpflichtend, war daher ein logischer Schritt. „Diese Maßnahme war wirklich gewinnbringend“, resümiert sie, „um die Kompetenzen in der Personalführung auszubauen, aber sich auch mit Kollegen in ähnlicher Position auszutauschen und zu vernetzen.“ Mit dem gleichen Wunsch stieg Natalie Valera in das Mentorinnen-Programm ein, das die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt 2020 ins Leben gerufen hatte. Eine Entscheidung, die ihre Karriere in den vergangenen zwei Jahren prägte, wie sie rückblickend festhält: „Das Programm hat dazu geführt, dass ich mir zugetraut habe, mich weiter zu bewerben.“
Genau darauf zielt das Konzept ab, das Frauen in Führungspositionen der Stadtverwaltung mit jungen Kolleginnen zusammenbringt. Die Teilnehmerinnen tauschen sich eng mit ihren erfahreneren Ansprechpartnerinnen aus und können sich in Gruppencoachings mit der strategischen Karriereplanung befassen. Die Notwendigkeit für ein solches Förderungskonzept speziell für Frauen erkennt die Juristin an noch immer herrschenden Denkmustern. „Anders als Männer blicken Frauen bei Stellenausschreibungen oft eher auf ihre Defizite“, weiß sie. Dank der Bestärkung durch die Mentorin in mehreren Einzelgesprächen konnte Natalie Valera diese Vorzeichen für ihre eigene Weiterentwicklung verändern. „Ich habe bei meinem nächsten Schritt nicht mehr gedacht: ‚Ich versuche das mal‘, sondern wusste klar, dass ich die Stelle will und auch realistische Chancen habe“, erklärt die ehemalige Mentee souverän. Gleichzeitig bemerkte sie eine weitere Hemmschwelle, die sie mit anderen Kolleginnen in sogenannten Sandwichpositionen teilte: „In diesen Stellen haben wir noch Vorgesetzte über uns, sind aber bereits, oft aus dem Team heraus, in eine leitende Funktion befördert worden. Wir Frauen fragen uns bei einer neuen Chance dann: Darf ich mein Team ‚zurücklassen‘?“, schildert Valera die innere Debatte. Auch hierbei half ihr die Unterstützung aus dem Mentoring, nämlich zu erkennen, dass sie nicht nur ihre persönliche Entwicklung priorisieren darf, sondern dass das zukünftige Team gleichermaßen von ihrer Kompetenz profitiert.
Natalie Valeras weitere berufliche Laufbahn verdeutlicht den Erfolg des Programms. Sie übernahm zunächst eine Abteilungsleitung im Fachbereich Sicherheit und Ordnung, seit März dieses Jahres hat sie nun die Position als stellvertretende Fachbereichsleiterin des Bürgerservice inne und gibt, inzwischen selbst Mentorin, ihre Erfahrung an jüngere Kolleginnen weiter. Mit mehr Frauen in Führung gewinnen nicht nur die Arbeitgeber, sondern die ganze Gesellschaft, unterstreicht die engagierte 36-jährige: „Diversität stärkt die Gemeinschaft, weil sich darin unterschiedliche Perspektiven und Fähigkeiten ergänzen.“ So begrüßt sie auch die Überlegung, das Mentorinnen-Programm für junge männliche Kollegen zu öffnen, schließlich können diese von der Erfahrung weiblicher Führungskräfte ebenso viel lernen. „Mir wurde in der Familie nie vermittelt, dass ich mich als Frau hintenanstellen muss“, betont Valera, ein Selbstverständnis, das sie nicht nur innerhalb des eigenen Kollegiums weitergeben möchte, sondern auch als Mitglied der Leading Ladies in Town. Denn Vorbilder und Förderer sind entscheidend dafür, dass Frauen sich verantwortungsvolle Posten nicht nur für die eigene Zukunft vorstellen können, sondern auch das Selbstvertrauen entwickeln, diese anzustreben und auszufüllen. So, wie Natalie Valera dies von ihrer Mutter vorgelebt bekam.
Über LLiT — Leading Ladies in Town
• Ziel des Netzwerks „Leading Ladies in Town“ ist es, lokale Unternehmen mit topqualifizierten Frauen in und aus Krefeld zu vernetzen sowie Future Leading Ladies zu gewinnen und zu unterstützen
• Nächste Gelegenheit, das Netzwerk persönlich kennenzulernen: Beim Renntag der Industrie am Samstag, 21. Oktober ab 13:00 Uhr auf der Krefelder Galopprennbahn. Neben spannenden Rennen präsentieren sich anlässlich des 650-jährigen Stadtjubiläums Krefelder Industrieunternehmen auf dem Freigelände – auch LLiT hat einen Stand dort. Karten gibt es unter: tickets.krefelder-rennclub.de/tickets/renntag-der-krefelder-industrie, Schüler*innen und Student*innen mit entsprechendem Ausweis haben freien Eintritt.
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