Theater Krefeld

Moby Dick – Einsamer Kampf auf dem großen Meer

Von der hasserfüllten Jagd Captain Ahabs auf den großen weißen Wal hat fast jeder schon einmal gehört, auch wenn er Hermann Melvilles Buch aus dem 19. Jahrhundert nicht gelesen hat. Maja Delinić (Inszenierung) und Verena Meis (Dramaturgie) schufen aus der literarischen Vorlage ein sehr intensives Theaterstück, in dem fünf einsame Protagonisten in den Kampf gegen Moby Dick und die übermächtige Natur ziehen. Wie auf der unendlichen See ist es düster auf der Bühne, Grau- und Blautöne dominieren. Hauptelemente des Bühnenbilds sind zwei massive Platten in Steinoptik, die mal als begrenzende Wand, mal als Schiffsdeck genutzt werden – während sich bauschende Vorhänge Wind und Segel darstellen.

Gut eineinhalb Stunden ohne Pause dauert die Handlung, in der die fünf Schauspieler – Christoph Hohmann, David Kösters, Nicolas Schwarzenberger, Paul Steinbach und Rommy Tomiska – ihre Rollen immer wieder wechseln und mal Captain Ahab, mal den Matrosen Ishmael, mal den Harpunier Queequeg oder weitere Seeleute spielen. Philosophische Passagen wechseln sich mit dramatischen Jagd- und Kampfszenen ab. Eingestreut sind ironische Anspielungen auf die Gegenwart – zum Beispiel durch weiße Plastikstühle, Dosenbier und einen metallisch glänzenden Hightech-Grill.

Patrick Wanders

Dem Publikum fordert die Inszenierung eine hohe Konzentration ab, was unterschiedliche Reaktionen hervorruft: So fanden zum Beispiel Nicole Kollenbroich und Katja Hügen (oben) das Stück sehr anstrengend. „Man ist von der Kompaktheit und der Textmenge überfordert. Gerade hat man den einen Satz verdaut, da kommt schon der Nächste“, stellt Hügen fest. Patrick Wanders gefallen dagegen die Einstiege in religiöse und philosophische Themen. Er ist davon begeistert, wie die Schauspieler den Text transportieren: „Das ist eine sehr schöne Sprache“, lobt er. „Es hat sich ausgezahlt, immer dranzubleiben.“

Ebenso unterschiedlich wird das Bühnenbild gesehen. Während Patrick Wanders es wunderbar findet, wie die Düsterkeit auf der Bühne die schauspielerische Leistung untermalt, haben Katja Hügen und Nicole Kollenbroich ihre Probleme damit. Sie bemängeln genau die graue Eintönigkeit – die Wanders lobt, weil sie seiner Meinung nach sehr gut die dunkle Nacht auf einem Schiff allein auf dem großen Meer vermittelt. Er zieht ein positives Fazit und möchte das Stück definitiv empfehlen – wenn man bereit ist, die nötige Aufmerksamkeit zu investieren.

Weitere Termine in Krefeld sind der 4., 9. und 20. Juni.
Anfang 2024 geht Moby-Dick nach Mönchengladbach. Zu jeder Krefelder Vorstellung gibt es um 18.45 Uhr eine kostenlose Einführung auf der Lesebühne durch Dramaturgin Verena Meis.

Tickets und Infos: theater-kr-mg.de
Kartentelefon: 02151 – 805-125

Fotos: Felix Burandt
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