Oft wird Schulen vorgeworfen, sie täten zu wenig für die wirtschaftliche Bildung. Die Absolventinnen und Absolventen könnten nach 13 Schuljahren zwar Differenzial- und Integralrechnung und haben Shakespeare im Original gelesen, wüssten aber nichts über Krankenkassenbeiträge und Kreditverträge. Diesen Vorwurf kann man der Gesamtschule Uerdingen nicht machen, denn hier wird im Fach Gesellschaftslehre viel über Wirtschaft und finanzielles Alltagswissen gesprochen. „Wir vermitteln im Unterricht Grundwissen über die Marktwirtschaft und reden über Themen wie Steuern, Sozialversicherungen und den Aufbau von Unternehmen“, erklärt Lehrerin Christin Vogler. „Ein wichtiger Teil sind auch Vorträge von externen Referenten. Wir hatten schon Besuch vom Finanzamt und von der Verbraucherzentrale, wobei wir etwas über Schuldenprävention und notwendige Versicherungen bei der eigenen Wohnung erfahren haben.“
Auch die Volksbank Krefeld möchte junge Menschen dabei unterstützen, schon früh finanzielle Bildung zu erwerben und unterstützt das Börsenspiel daher sehr gern. „Viele junge Menschen beschäftigen sich erst spät im Leben mit dem Thema Finanzen und dem richtigen Umgang mit Geld. Uns ist es sehr wichtig, unser Fachwissen unterstützend oder sogar ergänzend einzusetzen, wo der Lehrplan aufhört. Wir sehen es als unsere Aufgabe als Regionalbank zum Thema finanzielle Bildung in Schule vor Ort als erster Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen“, betont Melanie Thelen, die bei der Volksbank für den Bereich Jugend und Schule zuständig ist.
Die Teilnahme am VR-Börsenspiel ging aus einer Zusammenarbeit zwischen Volksbank und Gesamtschule Uerdingen hervor. Die nötige Motivation, die unter anderem zur guten Platzierung eines Schulteams führte, wurde auch durch einen Schulbesuch von „Netzwerkbanker“ Philipp Maczkowski geweckt. Anfang Februar erklärte er 70 börsenhungrigen Schülerinnen und Schülern, was ein Fonds oder ein ETF (Exchange Traded Fund, steht für börsengehandelte Indexfonds) ist. „Dabei haben mein Kollege Giuliano Vecchioni und ich verschiedenste Fragen zur Börse und eben auch zum Börsenspiel beantwortet, und den Anwesenden dabei gleich erklärt, welche Aktien-Unternehmen man eigentlich so im Alltag nutzt“, erinnert sich Maczkowski.
Dass die Botschaft gehört wurde, zeigt die Begeisterung, mit der die schulischen Börsenteams ans Werk gingen. An der Gesamtschule Uerdingen gab es etwa 40 Gruppen mit drei bis fünf Mitgliedern. Die beste davon belegte schließlich den 28. Platz von insgesamt 265 Teams aller teilnehmenden Schulen. Dass das „Siegerteam“ eine reine Mädchengruppe war, widerlegt auch das Vorurteil, dass diese sich nicht für die Börse interessierten. „Unsere Schule nimmt jetzt schon im dritten Jahr am Börsenspiel teil und die Gruppen sind immer sehr gemischt“, bestätigt auch Christin Vogler. Das VRBörsenspiel wurde in Zusammenarbeit mit den Volks- und Raiffeisenbanken entwickelt und über eine Online-Plattform organisiert. Es wird als Azubispiel, Schulspiel und in einer individuellen Version angeboten. Das Schulspiel findet einmal im Jahr statt. Dabei startet jedes Depot mit einem virtuellen Startkapital von 50.000 Euro.
Bei ihrem Besuch in der Volksbank bekamen die Teilnehmerinnen der bestplatzierten Gruppe dann von Bankmitarbeiterin Melanie Thelen ihre Urkunden überreicht. Annika, Kristin, Nathalie, Gamze und Cara sind Schülerinnen der Jahrgangsstufe 12 und hatten bis her noch nicht viele Berührungspunkte mit der Finanzwelt. Umso mehr hat sich ihr Blick auf Wirtschaft in dem drei Monate dauernden Spiel verändert. „Wir haben Nachrichten plötzlich ganz anders geschaut, denn wir wussten ja, dass sich politische Ereignisse auf unser Börsendepot auswirken konnten“, erzählt Annika. „Unsere Investitionen
haben wir in einer WhatsApp-Gruppe diskutiert. Dabei haben wir am Ende immer einstimmig entschieden“, so die Schülerin. „Schülergruppen investieren zunächst oft in Firmen, die sie kennen, wie Nike, Coca-Cola oder Adidas“, weiß Bankberater Philipp Maczkowski. „Sie merken aber schnell, welche Werte erfolgreich sind, und ändern ihr Kaufverhalten.“ So war es dann auch bei den Uerdinger Börsenschülerinnen: Unter anderem entschieden sie sich für Mercedes-Aktien sowie Wertpapiere basierend auf Biogas, Gold und Dollars, und erzielten damit schließlich ihr gutes Ergebnis. Dabei wurden teilweise auch die Eltern einbezogen, wie bei Natalie, deren Mutter in Thailand im Finanzsektor gearbeitet hat. „Natürlich waren für die Schülerinnen und Schüler auch Themen wie Ethik und Nachhaltigkeit ein Kriterium“, berichtet Lehrerin Christin Vogler. „Sonst hätten die Teams zum Beispiel einfach in Rüstungsaktien investieren können, die ja durch den Ukraine-Krieg stark zulegten. Das haben sie aber nicht getan.“
Ihren Besuch in der Volksbank nutzte die Börsengruppe auch dazu, die Erlebnisausstellung Finanzen zu besuchen. Dort erfährt man spielerisch und zugleich sehr anschaulich, wie sich das eigene Verhalten und Rahmenbedingungen wie das Zinsniveau auf Geldanlagen und Vermögensaufaufbau auswirken. Auch hier war Netzwerker Philipp Maczkowski in seinem Element, und „übersetzte“ die Ausstellung für den Alltag der Schülerinnen. „Wir zeigen hier unter anderem, wie wichtig es ist, so früh wie möglich mit dem Aufbau der Altersvorsorge zu beginnen“, erklärt er überzeugt. „Natürlich sind nicht alle so fit in Finanzthemen wie diese Gruppe hier. Aber wer Fragen hat, kann meine Kollegin Melanie Thelen oder mich gern kontaktieren.“
Melanie Thelen
Telefon: 02151-5670-91-243
melanie.thelen@vbkrefeld.de
Philipp Maczkowski
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