Flachsmarkt

Endlich wieder Pfingsten auf Burg Linn

Alexander Raitz von Frentz kann es kaum erwarten, dass der Flachsmarkt nach zwei Jahren Abstinenz seine Wiedergeburt feiert.

Krefeld hat eine seiner beliebtesten Traditionen wieder: Nachdem der Flachsmarkt in den vergangenen beiden Jahren ausfallen musste bzw. nur virtuell stattfinden konnte, ist dieses Pfingsten wieder (fast) alles so, wie es schon immer war. Von Samstag, 4. Juni, bis Montag, 6. Juni, soll die 46. Auflage des Flachsmarktes wieder zahlreiche große und kleine Besucher auf Burg Linn begeistern. Dann treffen sich hier Kunsthandwerker, darunter sind auch viele neue Gesichter, um ihre Arbeiten, althergebrachten Tätigkeiten und Traditionen zu präsentieren. Premiere feiert in diesem Jahr zudem das KombiTicket.

Alexander Raitz von Frentz und Melanie Teeuwen kennen das Flachsmarkt-Geschehen und die monatelangen Vorbereitungen im Vorfeld bestens. Doch in diesem Jahr verspüren der Vorsitzende und die Kassiererin der verantwortlichen Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt e.V. eine besondere Aufregung. „Es war eben eine lange Zeit ohne Flachsmarkt auf Burg Linn“, meint Alexander Raitz von Frentz, dessen Vater Helmer jahrzehntelang die Geschicke der Veranstaltung mitbestimmt hatte. Im Frühjahr 2020 waren die Eintrittskarten schon fertig, als Corona alle Planungen zunichte machte. „Die Karten gingen von der Druckerei direkt in die Altpapiercontainer“, erinnert sich Raitz von Frentz an diese bitteren Tage.

Aber nun ist gemeinsames Feiern wieder möglich. Was auch bedeutet, „dass nun wieder alle Rädchen ineinander greifen müssen“. So ist es verständlich, dass das Organisationsteam, das aus den neun Vereinsmitgliedern sowie rund 400 Helferinnen und Helfern aus dem gesamten Linner Vereinswesen besteht, in den Tagen und Wochen vor dem großen Ereignis nervös sind. „Wir sind aber zuversichtlich, dass alles klappen wird“, betont der Vereinsvorsitzende. Nach der digitalen Ausgabe des vergangenen Jahres freue man sich, den Flachsmarkt in bewährter Form durchführen zu können.

Knapp 300 Stände sind geplant. Das sind etwas weniger als 2019, was vor allem an der Unsicherheit der vergangenen Monate liegt: „Einige Aussteller haben uns gesagt, dass sie es zwar in diesem Jahr nicht schaffen, aber 2023 natürlich gern wieder dabei sind“, sagt Alexander Raitz von Frentz. „Einige haben wegen der Pandemie keine Waren vorproduziert, die sie auf den Markt zeigen und verkaufen könnten.“

Trotz Zwangspause ist die Auswahl an Ausstellern, die Marktpremiere feiern, in diesem Jahr beachtlich: Mit dabei sind unter anderem ein Papierschöpfer, Bürstenmacher, eine Modistin, eine Tierillustratorin und viele andere traditionelle Gewerke. Zum Beispiel der Blaudruck, ein Färbeverfahren, das auf Naturmaterialien wie Leinen, Baum- wolle oder Seide angewandt wird, und seit 2018 zum immateriellen Weltkulturerbe zählt. Der Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt liegt es besonders am Herzen, dass auch die Kinder traditionelle Handwerkskunst kennenlernen. Deshalb laden viele Handwerker zum Mitmachen ein. Es wird gedrechselt, getöpfert, gefilzt, geschmiedet und vieles mehr.

Seit Generationen ist Pfingsten in Linn ein fester Termin im Kalender. Seit Mitte der 1970er-Jahre erinnern die Linner an die große Vergangenheit. Zu den Hochzeiten strömten bis zu 50.000 Besucherinnen und Besucher auf das Gelände. Der ursprüngliche Flachsmarkt entstand Anfang des 14. Jahrhunderts, als der heutige Krefelder Stadtteil zur Stadt erhoben wurde. Mittelpunkt des damaligen Linn war der Andreasmarkt. Hierhin brachten die Bauern ihren Flachs und tauschten ihn gegen Dinge des Alltages ein. Der letzte ursprüngliche Flachsmarkt fand 1903 statt und geriet dann zunächst in Vergessenheit. Bis einige engagierte Bewohnerinnen und Bewohner die Idee zur Neuauflage hatten und sozusagen die Zeitmaschine anwarfen.

Einer der Garanten für den großen Erfolg ist die Linner Ritterrunde, die auch diesmal nicht fehlen darf. In ihren farbenprächtigen historischen Gewandungen geben die Recken in ihrem Heerlager auf der Festwiese Einblick in ein typisch mittelalterliches Ritterlager. Dazu gehören spannende Kampfszenen, das Bogenschießen und ein Kinderturnier. Wer schon beim Zuschauen hungrig wird, braucht nicht zu darben. Der Flachsmarkt ist für seine kulinarische Vielfalt bekannt. Es wird gegrillt, geschmort, gewürzt und gebacken.

Eine „Neuheit“ ist das KombiTicket, das eigentlich schon 2020 eingeführt werden sollte: Die Flachsmarkt-Eintrittskarte gilt erstmalig auch für die Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln im VRR (Preisstufe B im Tarifgebiet Krefeld). „Besucher können mit der Eintrittskarte bequem und kostenlos Bus und Bahn für die Fahrt zum Flachsmarkt und später nach Hause zurück nutzen“, erklärt Melanie Teeuwen. „Die 044 hält ja direkt beim Flachsmarkt.“ Das Ticket ist an den Pfingsttagen auf allen SWK-Linien beim Bus- oder Straßenbahnfahrer erhältlich. Es kann zudem im Vorverkauf an allen SWK MOBIL Verkaufsstellen sowie in den Filialen der Sparkasse Krefeld in Oppum, Uerdingen und Linn und im „Netten Eiscafe“ (Albert-Steeger-Straße 10) erworben werden.

Der Flachsmarkt hat am Pfingstsamstag (4. Juni) sowie am Pfingstsonntag (5. Juni) jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Am Pfingstmontag (6. Juni) können Besucher das bunte Treiben von 10 bis 18 Uhr erleben. Am Samstag (4. Juni) ist Familientag: Kinder unter 16 Jahren haben freien Eintritt. Ansonsten zahlen Erwachsene 10 Euro und Kinder 3 Euro (für das KombiTicket).

flachsmarkt.de

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