Niepkuhler Krähennest

Gemeinschaftlich leben – Das Niepkuhler Krähennest sucht Familien und Alleinstehende mit Kindern als Mistreiter

Dr. Bernd Kaufmann hat große Pläne für das Niepkuhler Krähennest.

Katharina ist vor wenigen Wochen mit ihrem Partner nach New York gezogen. André und Kathrin leben mit ihren beiden Kindern inzwischen in Dänemark. Und Thomas wurde gerade einen Fulltimejob in München angeboten, sodass er sich räumlich umorientiert. Die Globalisierung bringt Länder und Nationen zusammen. Wir steigen in einen Flieger, beantragen ein Visum und können in fast in jedem Land der Welt arbeiten. Vermittelt uns diese Globalisierung, wie klein unser Planet eigentlich ist, erleben wir gleichzeitig aber auch, wie groß die Gräben zwischen Familien und Freunden durch die räumliche Trennung werden können. Katharinas Mutter, um die 70 Jahre alt, lebt nun alleine in Krefeld. André und Kathrin haben in Dänemark keine Verwandtschaft, die zwischendurch mal eben auf die Kinder aufpassen kann. Und auch Thomas wird erst einmal auf sich allein gestellt in München starten. „Einsamkeit ist nicht nur im Alter ein Problem, fehlende Sozialstrukturen sorgen auch in der Familienplanung immer wieder für Herausforderungen“, beschreibt Dr. Bernd Kaufmann vom Niepkuhler Krähennest. „Ich habe das selbst vor 40 Jahren erlebt, als ich damals mit meiner Frau als junger Vater während des Praxisjahres nach Krefeld kam. Für uns als Familie war das Leben ohne Angehörige in der Nähe damals ein Kraftakt.“

Genau deswegen möchte Kaufmann nun noch einmal explizit Familien und Alleinstehende mit Kindern für gemeinschaftliches, generationsübergreifendes Wohnen begeistern. Der Hausarzt ist Kopf der Genossenschaft „Niepkuhler Krähennest“, die voraussichtlich im nächsten Jahr mit dem Bau eines Mehrgenerationen-Wohnkomplexes am Luiter Weg in Verberg beginnen wird. Auf drei Etagen bietet das Krähennest zukünftig in abgetrennten Wohneinheiten mit Balkon oder Terrasse ein Zuhause für Alleinstehende, Paare und Familien. Durch Gemeinschaftsräume, durch die gemeinsame Haltung von Tieren, die Bewirtschaftung von Land und durch das Teilen von zum Beispiel Lastenfahrrädern und Autos entsteht eine besondere Einheit. „Für mich ist unser Krähennest die Wohnform der Zukunft“, erklärt er. „Wir können unsere Kräfte teilen und uns gemeinsam organisieren, wenn wir Lust haben. Wenn wir aber mal nicht möchten, können wir einfach die Türe hinter uns schließen. So funktioniert Gemeinschaft.“

Kaufmann ist sich sicher, dass das Leben so für alle Parteien leichter werden wird. Er und die älteren Bewohner beugen der Alterseinsamkeit vor und können ihre Lebenserfahrung an die jüngere Generation weitergeben. Und Familien und Alleinstehende mit Kindern haben ein Sozialnetz, auf das sie unkompliziert bauen können. „Hat der Papa eine kurzfristige berufliche Verpflichtung, gibt es in der Nachbarschaft immer jemanden, der die Kinder hüten kann“, erklärt er. „Das gleiche gilt für die Mama. Möchte sie einfach mal die Füße hochlegen, findet sie in der Gemeinschaft Sicherheit und Hilfe.“

Dabei profitieren die Bewohner nicht nur vom besonderen Charakter der Genossen-Nachbarschaft, Kaufmann ist sich vielmehr sicher, dass das Leben für alle auch günstiger wird. Autos, Waschmaschinen oder Lastenräder müssen nur einmal angeschafft werden und werden geteilt. Auch Unterhaltskosten werden dadurch geringer. Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote für Familien oder Alleinstehende mit Kindern mit einem schmalen Geldbeutel: Die Genossenschaft hat entschieden, solidarisch zu finanzieren. Die Mitglieder, die mehr Geld haben, als sie benötigen, werden mehr in die Genossenschaft einzahlen, um es anderen Genossen leichter zu machen. Geldanleger können die Genossenschaft mit ihrem Invest unterstützen und so für Familien eintreten, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind. Es gibt besondere Zuschüsse von der KFW und zusätzlich werden ein Drittel der rund 25 Wohneinheiten über Wohnberechtigungsscheine sozial gefördert. „Fehlendes Geld sollte kein Grund dafür sein, sich nicht mit uns in Verbindung zu setzen“, beschreibt Kaufmann. „Am Ende ist das wichtigste, dass eine Familie oder auch ein Alleinstehender mit Kind zu unserer Gemeinschaft passt.“

Und passend sind eben diejenigen, die Lust auf Gemeinschaft haben. Kaufmann selbst brennt darauf, seine Ideen im Krähennest umzusetzen. Als Kind liebte er es, in seiner Heimat bei Wesel im Wald zu spielen und sich große Wiesen zu eigen zu machen. Am Lagerfeuer stellte er Winnetou nach, im Feld fand er es toll, sich zu verstecken und immer wieder fand er Bäume, die nur darauf zu warten schienen, endlich erklettert zu werden. Auch in unmittelbarer Nähe zum Krähennest möchte er gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine Obstwiese mit Kletterbäumen erschaffen und Stallungen für Hühner, Schafe, Ziegen und Kaninchen bauen. „Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie wenig Platz Kinder heute noch zum Spielen haben“, erklärt er. „Auch das wird hier anders sein.“ Denn Wohnraum allein ist teuer, gemeinschaftliches Land dagegen wird gemeinsam getragen.

Kaufmann und seine Mitstreiter wünschen sich, die Hemmschwelle für Familien und Alleinstehende mit Kindern so niedrig wie möglich zu halten. Wer Interesse hat, mehr über das besondere Wohnprojekt zu erfahren, soll sich nicht scheuen, das Gespräch zu suchen. „Wir veranstalten offene Infoabende oder verabreden uns auch gern individuell“, erklärt er. „Das ist alles unverbindlich.“ Wer am Ende merkt, dass es nicht passt, muss sich keine Sorgen über Verpflichtungen machen. Denn der menschliche Umgang steht im Krähennest immer im Vordergrund.

Niepkuhler Krähennest
Ansprechpartner Dr. Bernd Kaufmann
Telefon: 54 66 71
Mail: vorstand@n-kn.de

www.n-kn.de

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