Chronische Gelenkschmerzen und Beschwerden des Sehnenapparates schränken die Mobilität und damit auch die Lebensqualität erheblich ein – und leider erzielen konservative und operative Therapien nicht immer eine zufriedenstellende Wirkung. Die transarterielle periartikuläre Embolisation, kurz TAPE, macht Leidgeplagten nun neue Hoffnung: Das Helios Klinikum Krefeld importierte das innovative Therapieverfahren aus Japan, wo es von interventionellen Radiologen bereits seit einigen Jahren erfolgreich angewendet wird.
„Die genaue Ursache für chronische Gelenkschmerzen hat der Medizin lange Rätsel aufgegeben“, weiß Prof. Marcus Katoh, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Mittlerweile gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass chronische Fehlbelastungen und Entzündungsreize die Bildung krankhafter Gefäße auf Kapillar-Ebene begünstigen. Mit diesen Gefäßen entstehen auch neue, ebenfalls krankhafte Nervenenden, die den Schmerzreiz übermitteln und so die Beschwerden verursachen.“ Auf Schmerzmedikamente reagieren diese „neuen“ Nervenenden deutlich schlechter oder gar nicht, weshalb mit ihnen oft nur bedingt eine Linderung zu erreichen ist. Doch mit dieser Erkenntnis eröffnete sich auch eine Lösung: Gelänge es, die überschüssigen Gefäße zu verschließen, müssten auch die Schmerzen gelindert werden können.
Die Technik der Embolisation leistet genau das: die gezielte Unterbindung der Blutzirkulation auf Mikroebene durch Einbringung winzig kleiner Partikel. Das Verfahren ist nicht neu: Es wird etwa in der Urologie angewendet, um gutartige Vergrößerungen der Prostata zu unterbinden. In der Behandlung von Gelenkbeschwerden kam es hingegen bislang nicht zum Einsatz – außer in Japan. Katoh, der selbst über japanische Wurzeln verfügt, wurde von einem japanischen Kollegen auf die Technik aufmerksam gemacht – und brachte sie kurzerhand nach Krefeld. „Unter örtlicher Betäubung führen wir einen dünnen Katheter über die Leisten- oder Handgelenksarterie bis zum betroffenen Gelenk. Mit diesem Katheter bringen wir die weniger als 100 µm großen Partikel ein und verringern so die Überversorgung der krankhaften Gelenkstrukturen wie z.B. Gelenkbinnenhäute oder Sehnenansätze“, erklärt er das Verfahren. Der positive Effekt des Eingriffs: Durch die Normalisierung der Blutversorgung wird die Stimulierbarkeit der übersensiblen Nerven reduziert und das Einschwemmen von Botenstoffen, die die Entzündung unterhalten, verringert. So kann eine deutliche Schmerzlinderung erzielt werden.
Das Verfahren eignet sich für ganz unterschiedliche Krankheitsbilder, zum Beispiel chronische Schmerzen im Zusammenhang mit einer aktiven Arthrose der großen (Knie, Schulter) und der kleinen Gelenke (Finger-, Hand- und Fußgelenke), schmerzhafte Schultersteife (Frozen Shoulder), Sehnenansatzbeschwerden wie Tennis- oder Golfer-Ellenbogen, das Patellaspitzensyndrom (Jumpers Knee), Plantarfasziitis sowie Entzündungen im Bereich eines Fersensporns. Auch für Patienten, bei denen konservative Therapien bisher versagten, liegt nun eine erfolgversprechende Alternative vor. Das gleiche gilt für Menschen mit atypischen Beschwerden, bei denen ein chirurgischer Eingriff entweder nicht sinnvoll oder aber mit großen Risiken verbunden ist. Die Indikation für eine Gelenk-Embolisation ist jeweils individuell zu stellen und abhängig von der Vortherapie, Schmerzentwicklung und dem vorhandenen Gefäßstatus. Die Behandlung erfolgt in enger Kooperation mit der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie.
Helios Klinikum Krefeld
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