Schwarzes Fell, aufmerksamer Blick mit niedlichen Knopfaugen und ein quirliges Wesen: Paule ist ein Meerschweinchen, das von seinen Besitzern als vollwertiges Familienmitglied behandelt wird. Als diese ihn zu Dr. Jochen Krüger und Dr. Alexander Hendricks in das Zentrum für Tierzahnheilkunde in Uerdingen brachten, war allerdings nur noch wenig von seiner aufgeweckten Art erkennbar: Paule hatte Zahnschmerzen und das schon ziemlich lange. Seine Besitzer konnten sich das nicht erklären, waren sie doch zuvor in ihrer Haustierarztpraxis gewesen und hatten hier eine teure Operation bezahlt. Mithilfe eines einzigartigen Diagnoseverfahrens, der Cone Beam CT, konnte Hendricks das Problem schnell lokalisieren: Die Kollegen hatten den Zahn zwar gezogen, aber Wurzelstücke im Kiefer zurückgelassen, die zu einem schmerzhaften Abszess führten. Er operierte Paule noch einmal.
Für das Zentrum für Tierzahnheilkunde ist der Einsatz der neuen CBCT revolutionär. Das Zentrum gehört zu den einzigen drei Tierarztpraxen in Deutschland, die das besondere CT-Gerät für die Tiermedizin nutzen. „Eigentlich stammt dieses Verfahren aus der Humanmedizin“, erklärt Krüger. Die Anschaffung des Gerätes war daher gar nicht so einfach, denn bislang nutzte in Deutschland ein einziger Kollege die Technik, die er für die Anforderungen in der Tiermedizin umfunktioniert hatte. Hendricks und Krüger wurden letztendlich bei einer renommierten Firma in Finnland fündig. „In Deutschland sind wir nun so etwas wie die Vorzeigepraxis“, bestätigt Krüger. „Unsere Kollegen können zukünftig von unseren Erfahrungen profitieren. Das ist für uns natürlich ein spannendes Projekt.“
Das CBCT ermöglicht im Gegensatz zum klassischen Röntgen deutlich detailliertere und vor allem dreidimensionale Bilder. Auch ist die Strahlenbelastung sehr viel geringer als beim konventionellen CT. Per Knopfdruck können die Tierärzte nicht nur die Perspektive wechseln, sondern auch Schicht für Schicht die erkrankten Knochenstrukturen darstellen. Prinzipiell kann jeder Körperbereich des Tieres damit aufgenommen werden. Vor allem aber soll das CBCT die Diagnose im Zahn- und Kieferbereich vereinfachen. „Nehmen wir Paule als Beispiel“, erklärt Hendricks. „Bislang hätten wir zwar durch das Röntgen die abgebrochene Zahnwurzel gesehen, nicht aber, wie weit sich der Wurzelabszess in den Kieferknochen hineingefressen hat. Nun können wir durch die Aufnahmen vor einer möglichen Operation genau lokalisieren, an welcher Stelle sich das Problem befindet.“ Auch Tumorbildung in der Maulhöhle kann durch die Aufnahmen besonders analysiert werden. Die CBCT-Bilder zeigen, wie tief der Tumor sitzt und wie weit er sich schon ausgebreitet hat. „Die Aufnahmen helfen uns, auch ethisch zu entscheiden, wie wir in Individualfällen mit dem Tier umgehen“, beschreibt Krüger. „Nicht immer tun wir einem Haustier mit einer Operation etwas Gutes. In manchen Fällen ist es für mich wichtig, dass auch hier Entscheidungen zukünftig aufgrund umfassender Diagnostikmöglichkeiten besser getroffen werden können.“
Genau wie Paule werden viele Tiere nach einer langen Odyssee in die Tierarztpraxis mit besonderer Spezialisierung auf die Zahnmedizin gebracht. Da die Zahnmedizin im klassischen Veterinärmedizinstudium eher stiefmütterlich behandelt wird, kennen sich die meisten niedergelassenen Tierärzte nur wenig mit Kiefer- und Zahnproblemen aus. Immer wieder erreichen Patienten aus ganz NRW und sogar aus den Niederlanden und Belgien die Praxis der besonderen Tierärzte. „Im letzten Jahr hatten wir eine arme Katze, deren behandelnder Tierarzt einfach alle Zähne abgesägt, aber den gesamten Wurzelstamm im Kiefer belassen hatte“, schildert Hendricks. „Das war schon fahrlässig.“ Viele Tierärzte wissen aber über ihre Defizite im Zahnbereich und überweisen bei Zahn- und Kieferproblemen zu den Spezialisten nach Uerdingen. Nach der Operation schicken Hendricks und Krüger die Besitzer dann zur Nachsorge zu ihren eigentlichen Tierärzten zurück. „Das ist der Idealfall“, beschreibt Krüger. „Am Ende zählt immer die Gesundheit des Tieres.“
Genau aus dieser Motivation heraus hat sich auch Alexander Hendricks vor mehr als zehn Jahren entschieden, Tiermedizin zu studieren. Nach dem Abitur am Maria-Sybilla-Merian Gymnasium ging er zum Studium nach Hannover und kehrte 2016 nach Krefeld zurück, um in der Gemeinschaftspraxis von Krüger und seiner Frau Dr. Cornelia Pier seine Fachtierarztausbildung und seine Spezialisierung zur Tierzahnheilkunde zu absolvieren. Nebenbei promovierte er noch zum Doktor der Veterinärmedizin. Seit Anfang des Jahres ist er gleichberechtigter Teilhaber der Praxis. „Die Zahnheilkunde hat mich schon immer fasziniert, denn sie ermöglicht es mir, Tieren schnell zu helfen“, sagt der 30-Jährige energisch. „In der inneren Medizin sind die Diagnose und die medikamentöse Behandlung oft langwierig. Durch Chirurgie können wir sofort agieren. Die Dankbarkeit, die uns dafür von den Tierbesitzern entgegengebracht wird, berührt mich jeden Tag.“ Hendricks hat sich einen der besten Lehrmeister Deutschlands ausgesucht. Krüger ist bereits seit den 90er-Jahren auf Zahnmedizin spezialisiert und war einer der ersten Tierärzte, die sich in Deutschland damit auseinandersetzten. Hält er inzwischen Vorträge auf Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen deutschlandweit, aktualisiert Hendricks sein Wissen durch weiterführende europäische Fortbildungsreihen. „Es ist unsere Verantwortung gegenüber Tier und Mensch, immer auf dem neusten Wissensstand sowie auf dem modernsten Stand der Technik zu sein“, schließt auch Krüger ab. Dass die Uerdinger Tierzahnspezialisten deswegen in die neue digitalen Volumentomographie investiert haben, ist nur eine logische Konsequenz.
Zentrum für Tierzahnheilkunde – Die Tierarztpraxis
Dr. Jochen Krüger, Dr. Alexander Hendricks, Dr. Cornelia Pier
Wüstrathstraße 10
47829 Krefeld
Tel.: 02151/80077 (Terminvereinbarung gewünscht)
www.tierzahn.de