Manchmal hört man, Corona würde unser Leben entschleunigen. Durch das Virus bekämen wir eine zwar bittere, aber vielleicht doch heilsame Zwangspause verordnet. Es stimmt, dass viele Lebensbereiche aktuell gezwungenermaßen ruhen. Einige Unternehmen laufen auf Minimalbetrieb. Im Homeoffice entfällt der Stress, täglich zur Arbeit zu pendeln und zum nächsten Termin zu hetzen. Auf der anderen Seite erzeugen soziale Isolation, wirtschaftliche Unsicherheit und natürlich auch die Angst vor der Ansteckung, mindestens genauso viel Stress wie eine atemlos hetzende Gesellschaft. „Wir stellen sogar fest, dass die Belastungen zugenommen haben. Viele der Menschen, die zu uns kommen, leiden unter ihrer Hilflosigkeit und der Tatsache, nichts planen zu können“, berichtet Lena Göbel, Psychologin an der Klinik Königshof. „Außerdem fehlt der Ausgleich durch soziale Aktivitäten, wie das Treffen mit Freunden oder gemeinsamen Sport. Und dann gibt es natürlich auch noch Berufsgruppen, die durch Corona unter einer wesentlich höheren Arbeitsbelastung leiden“, so Göbel.
Wenn alles zu viel wird
Wer an einem „Burnout“ erkrankt, fühlt sich ausgebrannt und erschöpft, hat keine Kraft mehr, einfachste Alltagsaufgaben zu bewältigen. Er oder sie leidet oft an Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden und depressiven Verstimmungen. Es ist alles zu viel geworden: Selbst kleinere Entscheidungen wirken wie gewaltige Hürden. Hervorgerufen wird das Burnout-Syndrom in der Regel durch eine dauerhafte Überlastungssituation – durch zu hohe berufliche Arbeitsbelastung, aber auch durch anstrengende private Aufgaben, wie die Pflege von Angehörigen, oder eine Kombination von beidem. Die Corona-Krise zeigt, dass auch lang andauernde Ungewissheit und gefühlte Hilflosigkeit Burnout-Symptome auslösen können. Überlastet wird man, wenn man sich einer Situation nicht gewachsen fühlt – durch Dauerstress oder erzwungene Tatenlosigkeit.
Perfektionisten sind stark gefährdet
„An Burnout erkranken meist Menschen, die einen besonders hohen Anspruch an sich selbst haben, die meinen, nur etwas wert zu sein, wenn sie etwas leisten. Perfektionisten sind stark gefährdet, sich zu viel zuzumuten“, weiß Silke Lippert, Leitende Psychologin der Klinik Königshof. „Diese Menschen vernachlässigen die eigenen Bedürfnisse, um Pflichten gegenüber anderen zu erfüllen, und nehmen Warnhinweise der Überlastung zunächst gar nicht wahr. Mit so einer Persönlichkeitsstruktur handelt man eher nach dem Motto ‚Zähne zusammenbeißen und durch‘. Deshalb fragen sie oft erst nach Hilfe, wenn sie schon tief im Burnout stecken“, weiß die Psychotherapeutin.
Nicht zögern, Hilfe zu holen
Wer Burnout-Symptome an sich feststellt, sollte aber nicht zu lange warten, sich Hilfe zu holen. Manchmal genügt es vielleicht schon, mit dem Partner oder einer Freundin zu sprechen und bewusst einen Gang „herunterzuschalten“. Wenn man das nicht kann, oder der Burnout schon zu weit fortgeschritten ist, begibt man sich am besten auf dem schnellsten Weg zum Hausarzt oder zu einer psychologischen Beratung. In der Institutsambulanz der Klinik Königshof lassen sich meist kurzfristig Termine vereinbaren. Im Notfall können Patientinnen und Patienten auch direkt in die Klinik kommen. „Es ist immer gut, wenn jemand sich entschieden hat, sein Problem anzugehen“, betont Lena Göbel. „Wir stellen dann so schnell wie möglich eine Diagnose und beginnen mit der Behandlung. Je nach Schwere des Falles kann es notwendig sein, zunächst etwa drei bis vier Wochen stationär in der Klinik zu bleiben. Manchmal reicht aber auch eine Therapie in der Tagesklinik“, erklärt sie. „Daran schließen sich oft eine Reha-Maßnahme und eine ambulante Psychotherapie an.“
Verhalten Schritt für Schritt ändern
„In der Therapie hinterfragen wir zusammen mit der Patientin oder dem Patienten das bisherige Verhalten und regen Änderungen an. Oftmals geht es als erstes darum, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, und zu lernen ,Nein‘ zu sagen. Wichtig ist, sich der Glaubenssätze bewusst zu werden, die zum Burnout geführt haben“, betont Silke Lippert. „Dabei sollte man allerdings nicht annehmen, allzu schnell Änderungen erzielen zu können. Langjährige Verhaltensmuster lassen sich nicht in ein paar Wochen auflösen.“ Am Anfang steht immer der Wunsch, etwas zu ändern. Auf dieser Basis geht man Schritt für Schritt in die Umsetzung. Wobei auch das Umfeld des Betroffenen einbezogen werden muss. „Manche Burnout-Patienten sind deswegen so überlastet, weil sie nicht delegieren können“, weiß Lena Göbel. „Da hilft es oft schon weiter, Chefs oder Kolleginnen deutlich zu sagen, dass man Aufgaben nicht übernehmen kann“, berichtet sie. „Wichtig ist, auf jeden individuell einzugehen,und seine oder ihre Sorgen ernst zu nehmen. Wir geben so viele Hilfestellungen wie nötig. Den Weg muss der Betroffene am Schluss allerdings selbst gehen.“
Online-Vortrag am 23. Februar
Unter dem Titel „Ausgebrannt und erschöpft – Wie man Burnout erkennt und behandelt“ hält Lena Göbel am 23. Februar um 17 Uhr einen Online-Vortrag zum Thema. Kostenlos anmelden kann man sich unter dem Link: https://attendee.gotowebinar.com/register/7293380996181203982. Weitere Infos bei Cornelia Kahlert: 02151-82339996.
Klinik Königshof
Am Dreifaltigkeitskloster 16 // 47807 Krefeld Tel.: KR / 8233 00 – Für Notfälle: KR / 5045684 www.klinik-koenigshof-krefeld.de