Stadtsportbund Krefeld

Eine starke Stimme für den Sport

Es ist wenig überraschend, welches Fortbewegungsmittel Dieter Hofmann gewählt hat, um zum Termin in die neuen Räume des Stadtsportbundes (SSB) an die Hubertusstraße zu gelangen. Auf seinem Rennrad legte der Vorsitzende die Strecke von seinem Wohnort Uerdingen bis ins Büro in der nördlichen Innenstadt zurück. Seine 80 Jahre merkt man ihm nicht an. Hofmann ist ein agiler, drahtiger Herr, der als oberster Repräsentant das Gesicht des SSB geworden ist, seit er 2011 das Amt von Otto Pütz übernommen hatte. Mit seiner Biografie steht er für das, was der Stadtsportbund erreichen will: Sporttreiben ein Leben lang. Hofmann, der nach seinen Anfängen als Fußballer ein begeisterter Leichtathlet und Ironman-Triathlet war, verkörpert die Ziele des SSB wie kaum ein anderer vor ihm an der Spitze des Bundes, der am 3. Dezember sein 100. Jubiläum begeht. „Von der Wiege bis zur Urne, turne, turne, turne“, das hat schon der Humorist Joachim Ringelnatz vor vielen Dekaden geschrieben.

Der Stadtsportbund hat sich in den vergangenen Jahren unter Dieter Hofmann und seinem Führungsteam stark gewandelt. Einst ausschließlich mit Aufgaben der Repräsentanz und Verwaltung beschäftigt, versucht der Zusammenschluss der 208 Mitgliedsvereine Einfluss zu nehmen, mitzureden in der Stadt und in der Politik, wenn es um den Sportbetrieb geht. Projekte auflegen, Gestalter sein, nicht bloßer Verwalter. „Wir nehmen heute eine viel aktivere Rolle ein“, beschreibt Vorstandsmitglied Cordula Meisgen die Philosophie.

Zwei Eckpfeiler sind dabei besonders zu nennen. Erst der Krefelder Sport-Dialog, der 2011 mit Hofmann begonnen hatte, nun der frisch ausgehandelte Grundlagenvertrag, einem Schulterschluss zwischen Politik, Verwaltung und Vereinen. Der SSB erhält dadurch jetzt pro Jahr 216.000 Euro an Zuwendungen von der Stadt, die es vorher nur sporadisch gab. „Jetzt haben wir eine Grundsicherung, die wir dringend gebraucht haben“, sagt der Geschäftsführer Jens Sattler sichtlich erleichtert. Das bedeutet Planungssicherheit für Personal und Vorhaben, die Professionalisierung weiter fortzusetzen. 65.000 Menschen sind in den hiesigen Vereinen organisiert, etwa ein Viertel der Stadtbevölkerung. Zirka 200 von ihnen sind Spitzenathleten und bedürfen einer besonderen Förderung und Unterstützung. Seit sieben Jahren führt Krefeld die Rangliste der Städte mit den meisten Sportabzeichen in NRW an. Krefeld eine Sportstadt zu nennen, ist keine leere PR-Floskel. Ob Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, Radrennfahrer Hennes Junkermann, Schwimmer wie Steffen Driesen und Anne Poleska, Ruderin Lisa Schmidla oder Ringerin Aline Rotter-Focken – sie alle haben über die Jahre den Namen der Stadt in die Welt getragen.

Der SSB will im Hier und Jetzt noch mehr Interessen der Aktiven artikulieren. „Wir sind eine starke Stimme für den Sport“, sagt Cordula Meisgen. Den Sport noch weiter ins alltägliche Bewusstsein bringen, zu einer „Pflichtgabe der Kommune und Gesellschaft“ machen, wie es Jens Sattler wünscht, auch im außerschulischen Bereich. Sport soll eine Selbstverständlichkeit werden, schon im Kleinkindalter. Der frühere Sportlehrer und heutige Stellvertreter Hofmanns, Jochen Adrian, weiß um die verbindende Kraft der gemeinsamen Aktivitäten: „Es geht um Integration und Sozialisation. Junge Menschen verschiedener Herkunft müssen fair miteinander umgehen. Es ist eine Lehre für das Leben.“

Die Liste der Projekte ist lang. Mit dem „Krefelder Sport-Dialog“ ging seit 2011 auch eine Art Politisierung einher: Leistungssport, Breitensport und Schulsport gilt es abzubilden, sie sollen im Alltag der Menschen verankert werden. Auch die Sportstätten-Kommission aus Verwaltung, Vereinen, Politik, Wirtschaft und Industrie ist aus diesen Überlegungen heraus mitentwickelt worden. Mit dem Projekt „Gold – made in Krefeld“ will der SSB Spitzensportler an Krefeld binden. Dazu bedarf es eines attraktiven Umfeldes aus Arbeits- und Trainingsmöglichkeiten. Die Athleten werden bei ihrer Suche maßgeblich unterstützt. Der „Hospizlauf“, der in diesem Herbst zum zehnten Mal zur Austragung kam, ist ein Herzensprojekt Dieter Hofmanns. Mit dem Sternlauf zum Blumenplatz ruft das Event zugunsten des Hospiz in jedem Jahr hunderte Sportler und hohe Spenden auf. Neu ist das „Netzwerk Schule und Leistungssport.“ Ein Programm, bei dem Schüler zielgerichtet unterstützt werden sollen, um Schule und Leistungssport miteinander zu harmonisieren. 16 Schulen und zwölf Vereine haben bisher ihre Teilnahme zugesagt.

Die Zukunft hat begonnen. Der ständige Wandel ist auch eine Prüfung für den Stadtsportbund. E-Games zum Beispiel, das veränderte Freizeitverhalten. Die Heranwachsenden für Bewegung zu begeistern und damit auch Vereinen im Umbruch zu helfen, junge Mitglieder zu gewinnen. „Es bleibt eine Daueraufgabe für uns, immer wieder neue Ansätze für neue Generationen an Kindern und Jugendlichen zu finden“, erklärt Jochen Adrian, der den SSB in die nächsten Jahre führen will. Dieter Hofmann hat seinen Abschied auf der nächsten Mitgliederversammlung 2021 bereits angekündigt. Dem Sport verbunden bleiben wird er gewiss. Eine Reise zum Ironman-Triathlon nach Hawaii ist geplant. Wenn auch nicht mehr als Aktiver, dann zumindest noch als Zuschauer. Sein Rennrad muss er dann aber zu Hause lassen. 

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