„With a little help from my friends“, sangen nicht nur die Beatles, dasselbe dachte auch der damalige Krefelder Zoodirektor Dr. Walter Encke. Um Spenden an den Zoo direkt und zielgerichtet verwenden zu können, ohne komplizierte Umwege durch städtische Kassen, überzeugte er seinen Freundeskreis im Jahr 1972 von einem Verein zur Unterstützung des Zoos. So wurden vor 50 Jahren die Zoofreunde im kleinen Kreis gegründet. Im Jubiläumsjahr zählt der Verein nun etwa 6.400 Mitglieder, besonders nach dem verheerenden Brand im Affenhaus in der Silvesternacht 2020 gab es eine Welle der Solidarität, die die Mitgliederzahl fast verdoppelte. „Die Zoofreunde sind der Förderverein des Zoos und die Mitgliederentwicklung spiegelt die Beliebtheit unter den Krefeldern wider“, erklärt Friedrich R. Berlemann, der erste Vorsitzende der Zoofreunde, die sich vor allem das Tierwohl auf die Fahne geschrieben haben.
Ziel der Zoofreunde ist es, zunächst den Zoo zu unterstützen, artgerechten Lebensraum zu schaffen. „Schon als Kind bin ich mit meinen Eltern in Zoos gewesen. Die Tiere schauten immer so traurig aus ihren Gehegen. Damals waren diese gefliest wie Badezimmer, mit Gittern davor – schlimm. In den Zwanzigerjahren baute man so, weil man dachte, das sei aus hygienischen Gründen gut für die Pfleger. Weiter entfernt von der Natur hätten diese Anlagen kaum sein können“, erinnert sich Berlemann. Als er zu den Zoofreunden kam, war ihm ein Wandel wichtig. „Gemeinsam mit dem Zoodirektor hatten wir nun die Gelegenheit, den Bau von Gehegen zu unterstützen, die dem Verständnis neuester Tierhaltung entsprechen“, so Berlemann weiter. Der Pinguin-Pool, wo die Tiere wirklich schwimmen, tauchen und umherlaufen können und eine Vergesellschaftung mit anderen Tieren, wie der Inkaseeschwalbe, genießen, ist eines der Projekte, das zeigt, wie viel die Zoofreunde mit ihrem herausragenden ehrenamtlichen Engagement bewegen. „Es ist schön für die Tiere und natürlich auch für den Betrachter“, schwärmt Berlemann. Das Pinguin-Gehege wurde komplett von den Zoofreunden finanziert, wie viele andere Anlagen auch.
„2006 haben wir 25,1 Prozent der Zooanteile gekauft und sind nun Mitgesellschafter an der Seite der Stadt als Hauptgesellschafter in der gGmbH“, berichtet Berlemann, bevor er begeistert weitererzählt: „Seit 2008 bin ich auch im Aufsichtsrat, wo die Projekte verabschiedet werden. Seitdem haben wir auch die Gestaltungsmöglichkeiten, etwas umzusetzen. Das macht einfach viel Freude.“ Obwohl er damals als Präsident des Marketing Clubs durch gemeinsame Projekte eher in die Zoofreunde „reingerutscht“ ist, wie er sagt, ist Berlemann nun bereits 14 Jahre ihr Vorsitzender. „Lange Zeit, nicht?“, fragt er, als könne er es selbst kaum glauben. Der Gorilla-Garten, die Pelikan-Lagune und die Erdmännchen-Lodge sind dabei nur einige Projekte, die in dieser Zeit realisiert wurden. Zu den Erdmännchen verrät Berlemann, dass es sehr viel Überzeugungskraft und Einsatz der Zoofreunde gefordert hat, den Zoodirektor von der Haltung der putzigen Publikumsmagneten zu überzeugen. „Erdmännchen sind keine bedrohte Art“, erläutert er das Problem. „Wir sind aber sehr glücklich darüber, dass es uns dennoch gelungen ist, ihn von unserer Idee zu begeistern.“ Die wuselnde Bande ist nicht nur ein Favorit der Kinder, auch für den Chef der Zoofreunde ist die Erdmännchen-Lodge ein erklärter Lieblingsort mit dem Blick auf die Afrikasavanne, wo sich die majestätischen Kudus in der Mittagshitze ausruhen, und auf die Elefanten, die gerade eine Staubdusche nehmen.
Viele Aktivitäten im Zoo, die zum Sammeln von Spenden dienen, wurden von den Zoofreunden ermöglicht. Die Zoolotterie, die zwischen Stachelschweingehege und Pinguin-Pool ein beliebter Anlaufpunkt für Klein und Groß ist, wird beispielsweise schon seit 1989 von den Zoofreunden betrieben. Die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen, weit über 1,2 Millionen Euro konnten hier für den Zoo eingesammelt werden. „Die tolle Losbudenbande ist einfach super!“, sagt der Vereinsvorsitzende, der den vielen Ehrenamtlichen für ihre Unterstützung und ihr Engagement dankt, begeistert. „Ohne die unzähligen unentgeltlichen Einsätze unserer aktiven Zoofreunde, die uns ihre Zeit schenken, wäre die Realisierung der zahlreichen Projekte der Zoofreunde nicht möglich.“
Die Zoofreunde sehen im Zoo auch eine Bildungsinstitution, die bereits bei den Kleinsten die Neugierde auf die Zusammenhänge in der Natur wecken und fördern soll. So unterstützt der Verein auch die Zoopädagogik: „Die erste Investition, als ich Vorstandsvorsitzender wurde, war das Forscherhaus“, erinnert sich Berlemann. Das wunderschöne alte Fachwerkgebäude, das Dr. Dreßen im Braunkohleabbaugebiet hat abtragen lassen, beherbergt seit 2009 die Tierpädagogik. In dieser Zeit haben sich dort bereits über 75.000 Kinder und Jugendliche mit der Natur auseinandergesetzt, Salamander betrachtet oder sich den Dung der Zootiere durchs Mikroskop angeschaut. „Wir haben damals schon gesagt: Nur wer Tiere kennt, kann Tiere schützen. Was gibt es Schöneres, als die Natur zu erleben? Aber nicht jeder Mensch kann nach Afrika reisen, um Elefanten zu sehen. Und umso mehr ich von den Tieren weiß, um so mehr schätze ich sie auch“, erläutert Friedrich Berlemann und verweist dabei auch direkt auf die Tierpatenschaften, die die Zoofreunde seit dem Jahr 2000 anbieten. „Das schöne daran ist, man kann in den Zoo gehen und sein Patentier besuchen. Das ist ein tolles Event und man kann viel lernen, gleichzeitig unterstützt man die Zoofreunde.“
Ein weiterer Baustein der naturkundlichen Bildung des Krefelder Zoos ist das BNE-Regionalzentrum, das seit Mai dieses Jahres, in der Walter-Gehlen-BildungsBox seine Heimat gefunden hat. „Die Zoofreunde haben die Box für rund 200.000 Euro aus österreichischer Fichte errichten lassen“, erklärt Berlemann. „Das ist ein naturnahes, atmungsaktives Gebäude, in dem man die Fichten wirklich riechen kann. Es ist wichtig, dass wir im Zoo Flagge zeigen und nachhaltige Gebäude errichten, soweit das möglich ist.“ Die Leiterin des Forscherhauses, Gaby Borg, ergänzt: „Gefördert vom Land NRW können wir uns auf Bildung für nachhaltige Entwicklung spezialisieren. Wir wollen den Menschen nahebringen, so zu leben, dass auch alle späteren Generationen noch gut leben können und wir nicht mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde produzieren kann. Wir nehmen dafür immer unsere Tiere als Aufhänger.“ So gibt es etwa einen großen Bereich „Wasserwelten“, wo anhand der Pinguine die Zerstörung ihres Lebensraumes durch Müll, Mikroplastik und Überfischung dargestellt wird.
Die nächsten Aktionen der Zoofreunde sind natürlich schon geplant. „In unserem Jubiläumsjahr sammeln wir für ein Spezialprojekt. Wir starten mit großen Sprüngen in eine tierisch gute Zukunft und die nächsten 50 Jahre“, freut sich Friedrich Berlemann, „auf 4.000 Quadratmetern wird es einen kleinen Einblick in die Wildnis Australiens mit roten Felsen und Eukalyptusbäumen geben. Mit einem Warmhaus, das im Stile Australiens gebaut wird“, stellt der Vorsitzende des Fördervereins die Vision des Outbacks dar. „Neben unseren Baum- und Riesenkängurus, die wir im Augenblick haben, werden dort auch bedrohte Gelbfuß-Felskängurus angesiedelt. Darüber wird eine Voliere mit australischen Kleinvögeln gebaut.“ Gleichzeitig sammeln die Zoofreunde weiter Spenden für das Artenschutzzentrum Affenpark. Der erste Bauabschnitt wird in diesem Jahr auf dem Gelände des alten Affenhauses realisiert. Dabei wird der Gorillagarten vergrößert und ein Warmhaus mit einem Außengehege, dem Schimpansenwald, entsteht. Bally und Limbo, die beiden Menschenaffen, die den Brand überlebt haben, werden dort gemeinsam mit einer neuen Schimpansenfamilie einziehen. Zugleich wird auch eine neue Gruppe Gorillas dort leben.
Auch zukünftig wird den engagierten, ehrenamtlichen Tierfreunden also nicht langweilig. Die Anlage der Seelöwen soll erneuert werden und Berlemann möchte einen Streichelzoo mit bedrohten alten Haustierrassen realisieren, verbunden mit einem alten Bauernhaus niederrheinischer Art, wo auf das Tierwohl und Nachhaltigkeit geachtet wird. „Unsere Kinder sollen erleben, wie schön es ist, mit den naturnah gehaltenen Tieren eine glückliche Gemeinschaft zu bilden“, wünscht er sich und hofft, dies alles zeitnah umsetzen zu können – natürlich „with a little help from my friends“.
Friedrich R. Berlemann
1. Vorsitzender // zoofreunde@gmx.de
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