Ein neureicher Berliner Ethanol-Fabrikant möchte endlich in die „höheren Kreise“ des wilhelminischen Deutschlands aufsteigen und veranstaltet dafür einen Empfang, bei dem drei berühmte italienische Opernstars auftreten sollen. Leider sagen alle drei kurzfristig ab und die Gastgeberfamilie ist herausgefordert, die Party trotzdem ohne Blamage über die Bühne zu bringen. Das ist in etwa die Story von „Salon Pitzelberger & Co.“ – einer Operette nach Jacques Offenbach, die am 1. Oktober am Theater Krefeld Premiere feierte.
Das nur eine knappe Stunde kurze Original erweitert Regisseur Ulrich Proschka um einige amüsante Zitate aus anderen Operetten und baut immer wieder Anspielungen quer durch Medien- und Theaterwelt ein. So jagt Hausdame von Lotz den Butler Petermann einmal à la „Dinner for One“ über die Bühne, es werden Schweizer Fähnchen geschwenkt, Pitzelbergers Kompagnon kommt aus dem fernen Japan und die italienische Opernbühne ist im Pop-Art-Stil gestaltet.
Das Krefelder Premierenpublikum freute sich offensichtlich, wieder einmal eine Operette auf der Krefelder Bühne zu sehen, wenn auch aufgrund der immer noch herrschenden Corona-Regeln vielleicht nicht die ganz große Leichtigkeit aufkommen wollte. So sah es auch Ute Dierkes-Tizek, die den nach wie vor nötigen Abstand unter den Sängerinnen und Sängern bedauerte und meinte, dass auch die geringere Zuschauerzahl es den Akteuren auf der Bühne etwas schwerer macht. „Gesanglich und von dem Schwung, den die Lieder hatten, war es schon sehr schön“, war schließlich ihr Resümee.
Die gesangliche Leistung gefiel auch Klaus Richard Haupt: „Hier sind immer sehr gute Sänger engagiert, wie vom Theater Krefeld gewohnt“, so der langjährige Theaterbesucher. Hannelore Coelen lobte vor allem die Leistung von Sophie Witte (Pitzelbergers Tochter Ernestine) und Gabriela Kuhn (Melusine von Lotz). „Es hat mich sehr gefreut, mal wieder eine schöne Operette zu sehen, und die Kostüme waren sehr ansprechend und abwechslungsreich. Besonders den Hut von Frau Witte fand ich beeindruckend“, so Coelen, auch wenn sie sich das Bühnenbild insgesamt ein wenig opulenter gewünscht hätte.
Nicht so großen Anklang fand bei den befragten Zuschauern dagegen die Erweiterung der bekannten Offenbach-Operette: „Meiner Meinung nach war das Stück etwas zu lang. Es ist eine Opera Buffa, und die haben im Original meist weniger als eine Stunde gedauert“, so Haupt, bevor er einräumt: „Je mehr Musik, desto flotter ist es dann abgelaufen!“ Eine ähnliche Kritik äußert Jürgen Mahn, der erst später im Stück Stimmung aufkommen sah. Trotzdem hat ihm „Salon Pitzelberger“ am Ende gut gefallen: „Die Sänger waren gut und vor allem Sophie Witte reißt alles heraus. Die beiden Komödianten haben es auch prima gemacht, und zum Schluss gehen wir zufrieden einen Wein trinken.“