Die Gleichstellungsstelle der Stadt Krefeld

Parität für Frauen und Männer

Müllmann, Müllfrau. Putzfrau, Putzmann. Feuerwehrmann, Feuerwehrfrau. In unserer Sprache gibt es Berufsbezeichnungen, die kommen schwer über unsere Lippen, dabei führt sie sogar der Duden als Sammlung aller deutschen Begriffe auf. Einige sind inzwischen schon gendergerecht angepasst worden – so suggeriert die „Reinigungskraft“ zum Beispiel, dass sowohl Männer als auch Frauen gern im so wichtigen Beruf gesehen werden. Andere aber bleiben sperrig im Mund, denn mal ehrlich: Wer hat schon einmal die Begriffe „Müllfrau“ oder „Feuerwehrfrau“ im normalen Sprachgebrauch verwendet?

Die Gleichstellungsstelle der Stadt Krefeld setzt sich nicht nur dafür ein, die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu verbessern, wie viele vermuten: Sie verfolgt auch den gesetzlichen Auftrag, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern tatsächlich durchzusetzen und durch Lobby- und Aktivarbeit dafür zu sorgen, bestehende Nachteile zwischen beiden Geschlechtern zu beseitigen. „Menschen sollten nicht nach ihrem Geschlecht beurteilt werden, sondern nach ihrer Persönlichkeit, nach ihren Fähigkeiten und ihrer Art, zu sein“, beschreibt Martina Bergmann als stellvertretende Gleichstellungsbeauftrage der Stadt. „Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer.“ Und Gleich- stellungsbeauftragte Heike Hinsen ergänzt: „Hätte ich einen Wunsch frei, würde ich mir Parität in allen Lebensbereichen wünschen, in der Berufswahl, in Gremien und in Familienkonstellationen.“

Dabei blickt die Gleichstellungsstelle der Stadt Krefeld noch auf eine recht junge Geschichte zurück: Erst 1982 gab es die erste Gleichstellungsbeauftragte überhaupt in Köln. Drei Jahre später übernahm die damalige Ratsfrau Ursula Völker das Amt für die Seidenstadt ehrenamtlich, 1990 wurde mit Christine Weinbörner die erste hauptamtliche Mitarbeiterin eingestellt. 2012 löste Heike Hinsen sie ab. Heute arbeiten insgesamt vier Mitarbeiterinnen dafür, den Auftrag aus Artikel 3 des Grundgesetzbuches umzusetzen. Die Arbeit der Gleichstellungsstelle teilt sich dabei in zwei Zielgruppen: Auf der einen Seite unterstützen Heike Hinsen, Martina Bergmann und ihre Kolleginnen die Stadt intern als Arbeitgeberin bei Themen wie Personal- und Arbeitsplatzentwicklung. Auf der anderen Seite ist die Gleichstellungsstelle dafür da, Externen dabei zu helfen, ihren Lebensraum in allen Bereichen geschlechtergerecht zu gestalten und dafür sowohl in der Arbeitswelt als auch in gesellschaftlichen Strukturen die Grundlagen zu schaffen.

„Wir möchten, dass sich alle mit einem Anliegen zu uns trauen“, erklärt Bergmann. Mit „alle“ meint die Sozialpädagogin zum Beispiel Frauen und Männer, die von häuslicher Gewalt bedroht sind. Alleinerziehende, vorwiegend Frauen, die Unterstützung dabei brauchen, wie sie ihre Existenz sichern können. Oder Arbeitnehmende, die im beruflichen Kontext Schwierigkeiten zum Beispiel mit Sexismus oder Mobbing haben. Auch im Falle einer Trennung oder Scheidung ist die Gleichstellungsstelle häufig erste Anlaufstelle. „Wir arbeiten eng mit anderen Einrichtungen und zusammen“, beschreibt Bergmann. „Gemeinsam können wir größer denken. Eines unserer Ziele ist es, Strukturveränderungen zu erreichen.“

Als Beispiel nennt die Gleichstellungsbeauftragte die aktuelle Coronasituation: Während viele Familienväter jeden Tag wie immer ins Büro oder in die Arbeitsumgebung fahren, hüten die Frauen zu Hause die Kinder und bringen Haushalt, Home-Schooling und Home-Office unter einen Hut. „Die Arbeitsbedingungen zwingen gerade Mütter häufig dazu“, so schildert Hinsen. In den Branchen der Gastronomie und dem Einzelhandel zum Beispiel, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, sind die Verdienstmöglichkeit oft schlecht. Gleichzeitig sind sie von Kurzarbeit betroffen. Infolgedessen treffen Familien die Entscheidung, dass die Frau ihre berufliche Position während Corona zurückstellen. „Corona bringt ans Licht, dass eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht ist, sondern nach wie vor die traditionelle Rollenverteilung vorherrscht “, sagt Hinsen energisch. „Und wer sagt denn, dass nicht auch Väter gern die zu Hause anfallenden Aufgaben übernehmen würden?“

Während die Gleichstellungsstelle diverse Angebote für Externe steuert und veranstaltet, geht auch stadtintern die Tätigkeit über die Beratung bei Personalentscheidungen hinaus. Im letzten Jahr hat die Gleichstellungsstelle ein Tandem-Projekt ins Leben gerufen, in dem eine Kollegin, die bereits in einer Führungsrolle ist, eine Mentoringfunktion für eine Frau in einer Nachwuchsposition übernimmt. „Es gibt gerade in der Karriere von angehenden weiblichen Führungskräften immer wieder Situationen, die fast jede Frau verunsichern“, erklärt Bergmann. Und Hinsen ergänzt: „Mit dem Mentoring von Frau zu Frau wollen wir Frauen Lust auf die Übernahme von Leitungsverantwortung machen. Dabei ist es nützlich, eine Ansprechpartnerin zu haben, die das alles schon durchlebt hat.“ Nicht nur innerhalb der Tandems tauschen sich die Frauen aus, sondern es finden auch Begleitveranstaltungen statt, die die Frauen in ihrer Entwicklung stärken sollen.

Auch im stadtinternen Bereich versucht die Gleichstellungsstelle, Strukturen anzupassen: „Strukturveränderungen reichen auch manchmal bis in Gebäudeplanungen hinein“, beschreibt Hinsen und meint damit den Neubau der Feuerwehrwache vor einigen Jahren. Während an der alten Feuerwache durch eine Containerlösung improvisierte Umkleideräume und Sanitäranlagen für Frauen geschaffen wurden, bietet die neue Feuerwache den gleichen Standard für beide Geschlechter. „Und wer weiß“, schließt Hinsen, „vielleicht sprechen wir irgendwann ganz natürlich von Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen.“

Weitere Informationen zum Angebot der Gleichstellungsstelle finden Sie online auf www.krefeld.de/gleichstellung.

Artikel teilen: