Rolf Riedl GmbH

Tonnenweise Projekte

Die überglückliche Siegerin Iris Müllejans.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Iris Müllejans einen Rekord hält: als diejenige Krefelderin, die Jahr für Jahr für die größten Schwerlast-Bewegungen verantwortlich ist. Die von ihrem Vater gegründete und von ihr und Christian Terweiden geführte Rolf Riedl GmbH ist seit 1989 spezialisiert auf Schwertransporte, internationale Projektlogistik und Anlagenspedition. Hunderte Tonnen kommen dabei schnell zusammen. Für ein Ausnahmeprojekt sind Iris Müllejans und ihr Team nun sogar mit dem Heavy Lift Award 2025 ausgezeichnet worden – ein Ritterschlag in der Branche.

Wie immer war es darum gegangen, eine Fracht von A nach B zu bekommen. Startpunkt war das Mülheimer Werk von Siemens Energy, Zielort das Umspannwerk Neris bei Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Zu transportieren waren im Sommer 2024 ein sogenannter Synchronkondensator zur Stromnetz-Stabilisierung. Inklusive aller Komponenten belief sich das Gesamtgewicht auf 460 Tonnen. Das Problem: Durch den Ukrainekrieg waren viele Transportmittel-Optionen versperrt. Die ersten Transportabschnitte ließen sich noch per Binnen- und Schwerlastschiff bewerkstelligen. Ab der litauischen Hafenstadt Klaipėda war ein Weiterkommen aber nur noch auf der Schiene möglich. „Und dafür benötigten wir einen ganz besonderen Bahnwaggon“, erzählt Iris Müllejans. Ein solches Transportmittel für Güter mit extremen Ausmaßen und Gewichten gibt es aber nicht an jeder Ecke. Schließlich fiel die Wahl auf einen 32-achsigen ukrainischen Trägerwaggon – der für den Binnenschiffstransport nach Rotterdam zerlegt werden musste. „Dieser Waggon war noch nie zuvor demontiert worden. Und aufgrund seines strategischen Werts in Kriegszeiten legten die ukrainischen Behörden strenge Beschränkungen für seine Handhabung fest“, schildert Müllejans die Herausforderung.

Für die Organisation und Durchführung des Transports eines mehrere hundert Tonnen schweren Synchronkondensators von Mülheim ins litauische Vilnius wurde die Rolf Riedl GmbH mit dem „Oscar der Logistikbranche“ ausgezeichnet.

Rund 300 Kilometer ging es dann auf Schienen von Klaipėda zur Station Bezdonys bei Vilnius. „Hier war der Umschlagplatz wie eine Briefmarke – aber wir haben das Umladen von der Schiene auf die Straße trotzdem geschafft“, sagt die Krefelderin, die den Transport selbst begleitet hat. Die letzten elf Kilometer bis zum Ziel erfolgten per Schwertransporter. Dafür wurde unter anderem eine Autobahn gesperrt. Für die allerletzte Etappe musste der Generator dann mit einem Spezialtransporter in das Maschinenhaus des Umspannwerks gefahren werden. „Anschließend wurde er mithilfe eines hydraulischen Hubgerüsts auf dem Fundament positioniert und in die richtige Position geschoben.“

Man kann sich vorstellen, dass auch einer Spezialistin mit viel Erfahrung nach Abschluss eines solchen Projekts mindestens ein mittelgroßer Stein vom Herzen fällt. Um den Aufwand noch greifbarer zu machen: „In den heißen Monaten der Projektplanung habe ich rund 15.000 E-Mails von verschiedenen Akteuren in unterschiedlichen Ländern erhalten – und diese Zahl ist keine Übertreibung.“ Zur Erleichterung kommt der Stolz, es als „kleines mittelständisches Familienunternehmen“ geschafft zu haben, wie Iris Müllejans betont. Gerade einmal 16 Mitarbeitende hat der Betrieb, der zwar in Hagen sitzt, aber weitestgehend von Krefeld aus geführt wird.

Der komplizierte Transport beinhaltete zahlreiche verschiedene Transportmittel und die komplette Zerlegung des Synchronkondensators.

Nach ihrem BWL-Studium arbeitete Iris Müllejans zunächst in anderen Branchen, kümmerte sich unter anderem für einen Düsseldorfer Konzern um digitale Themen wie WLan-Hotspots. „Eines Tages rief mein Vater dann den Familienrat zusammen und fragte, ob ich nicht bei ihm einsteigen möchte.“ Seit 2004 ist Iris Müllerjans Geschäftsführerin und hat beruflich schon die halbe Welt bereist. „In Europa war ich schon in jedem Land.“

Aus familiären Gründen war die Hagenerin damals nach Krefeld gekommen. Hier wurden ihre drei Kinder geboren, hier gehen sie zur Schule. „Ich liebe diese Stadt. Sie ist zu meiner Heimat geworden“, schwärmt die 50-Jährige. Sie versucht, jeden Tag eine halbe Stunde schwimmen zu gehen, in Bockum oder in Uerdingen. Auch die Stadtwald-Spaziergänge mit den Hunden schätzt sie sehr. „Es gibt so viele wunderbare Orte und Einrichtungen, die Krefeld zu etwas ganz Besonderem machen.“ Angetan hat es ihr unter anderem der „Schluff “. Für den historischen Zug hat sie sogar mal ein Lied geschrieben – „während der Kita-Zeit meiner Kinder“, erzählt sie lachend. Es war ein großer Erfolg: „Alle haben begeistert mitgesungen.“

Inzwischen sind die Kinder Teenager. Ihre Tochter Lia durfte sie kürzlich zu den „Heavy Lift Awards 2025“ in einem Londoner Luxushotel begleiten. Mit dem Litauen-Projekt vom Sommer 2024 war die Rolf Riedl GmbH in gleich drei Kategorien nominiert. „In unserer Branche ist das ein Ritterschlag“, freut sich die Krefelderin. „Zu diesem besonderen Anlass durfte sich Lia ihr erstes Ballkleid aussuchen. Das fand sie besonders aufregend.“

Fotos: Rolf Riedl GmbH / Iris Müllejans privat
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