
In 60 Tagen 2.250 Kilometer zu Fuß von Marrakech, Marokko, durch das Atlasgebirge und die Westsahara bis nach Nuakchott, Mauretanien. 37,5 Kilometer täglich, mit einem Tagesbudget von nur 2,50 Euro pro Person. Diese irrwitzige Aufgabe haben sich Mediengestalter Michael Loewnich und Globetrotter Sascha Stöckl gesetzt: Ihr Ziel: Mit der Aktion Aufmerksamkeit und Spendengelder für Frauen in Liberia zu erzielen, die in ihrem Land unter teilweise erschreckenden Bedingungen leben müssen. Am 28. September geht es los.

Michael Loewnich — mit kurzgeschorenem Kopf, Rauschebart und Barfußschuhen — hat keine Zeit zu verlieren. Der Mitbegründer des Vereins Teamwork Africa Deutschland e. V. sprudelt förmlich über vor Enthusiasmus, Aufregung und Vorfreude für die Aktion, die ihn und seinen Begleiter Sascha Stöckl Ende September auf den „No Mercy Trek“ führen wird. Keine Gnade, 2.250 Kilometer zu Fuß durch eine Hölle, die die Frauen, für die die beiden dies auf sich nehmen, jeden Tag ihres Lebens durchleben müssen. „Ich habe auf meiner ersten Reise nach Liberia junge Frauen kennengelernt, die als Mädchen vergewaltigt wurden“, berichtet der gebürtige Moerser. „Der geringe Bildungsgrad, Religion und Aberglauben führen dazu, dass diese Frauen danach aus ihren Dorfgemeinschaften verstoßen werden. Sie gelten als unrein, als Ehebrecherinnen und sie werden für Unwetter und Unglück verantwortlich gemacht. Viele Kinder ohne Zukunft gehen aus diesen Vergewaltigungen hervor. Eine Mutter, die ich traf, hatte sich bei ihrem Vergewaltiger mit HIV infiziert. Ihr Baby war glücklicherweise gesund, aber sie konnte es nicht selbst stillen.“ Michael vernetzte sich in Liberia mit der US-amerikanischen NGO Teamwork Africa, die vor Ort bereits mit zahlreichen Aktionen tätig war, und gründete nach seiner Rückkehr zusammen mit einem Freund kurzerhand den deutschen Ableger, mit dem er nun seinerseits Spenden sammelt. „Jeder Euro, der an uns gespendet wird, geht zugunsten der Menschen dort unten. Alle Kosten, die der Verein hat, zahlen mein Vereinspartner Stefan und ich aus eigener Tasche“, verspricht er. Und man glaubt ihm aufs Wort.
Wenn Michael über die bittere Armut, aber auch die Freundlichkeit, Offenherzigkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in Liberia berichtet, steigen ihm die Tränen in die Augen. Er erzählt davon, wie ihm wildfremde Menschen zu Hilfe kamen, als er mit seinem mit Hilfsgütern vollgeladenen Wagen im Urwald liegengeblieben war; von einer fünfköpfigen Familie, die sich eine winzige Wellblechhütte teilte, mit einem Baby, das in einer Styroporschachtel schlief. Von dem Mädchen, das sich von ihm 50 Dollar für die Geschäftsidee lieh, Regenschirme während der Regenzeit zu verkaufen und ihm von den erwirtschafteten 100 Dollar stolz den Kredit zurückbezahlte. „Die Menschen dort haben nichts und sind dabei so herzlich. Ich möchte ihnen etwas zurückgeben. Ich möchte dazu beitragen, ihnen eine Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen“, lächelt er.



Dorfgemeinschaften verstoßen und sind auf sich allein gestellt.

Auf der abenteuerlichen Autofahrt von Deutschland in die liberische Hauptstadt Monrovia machte die Einsamkeit der Wüste besonderen Eindruck auf ihn. „Ich fühlte mich dort auf seltsame Art geborgen“, erinnert er sich. „Absolute Stille, Millionen von Sterne am Nachthimmel. Als ich das zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich die Wüste einmal zu Fuß durchqueren wollte.“ In Sascha Stöckl, den er 2016 bei einem 24-Stunden-Fahrradrennen in Duisburg kennen gelernt hatte, fand der mehrfache Ultra-Marathonläufer nicht nur einen willigen Mitstreiter, sondern auch einen überaus erfahrenen Globetrotter, der bereits weite Teile des Erdballs mit dem Fahrrad erkundet hat. „Als ich ihm von meiner Idee erzählte, sagte Sascha ohne zu Zögern: ,Ich bin dabei!’“, lacht Michael. „Andere brauchen länger, um sich zu einem gemeinsamen Kinobesuch durchzuringen.“

Die Erfahrung Saschas kann der 44-Jährige gut gebrauchen, denn die Herausforderung, die beide auf sich nehmen, ist nicht zu unterschätzen: Im Atlasgebirge geht es hoch auf bis zu 3.000 Meter, auf dem Weg durch die Westsahara muss ein verminter Todesstreifen durchquert werden, zwischenzeitlich sind es 1.000 Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus. 400 Kilometer gilt es, zwischen zwei Wasserquellen zurücklegen. Sascha ist kernentspannt, ruhiger als mancher Urlauber vor seiner Pauschalreise, doch er ist sich der Risiken bewusst: „Das ist noch einmal eine andere Hausnummer als das, was ich bisher gemacht habe“, gesteht er. „An der falschen Stelle des Weges umzuknicken, kann verhängnisvoll werden.“ Angst habe er aber nicht, zumal Gefahr und Entbehrung ein durchaus kalkulierter Aspekt der Unternehmung sind: „Wir werden die ganze Reise auf Social Media dokumentieren, um Spender zu gewinnen“, erläutert Michael. 50.000 Euro sind das Ziel, denn so viel kosten der Bau des Frauenhauses und der Schule, die 40 Frauen und Mädchen Unterschlupf und Bildung geben sollen. „Wer möchte, kann uns unterwegs Challenges geben oder auch gegen uns wetten. Über GPS-Tracker des Hundecoaches Martin Ruetter ist unser Fortschritt außerdem immer nachvollziehbar“, erklärt Michael. Das Gleiche gilt für Regelverstöße: Zu den Spielregeln, die sich die beiden auferlegt haben, gehört etwa, dass sie keine Mitfahrgelegenheit in Anspruch nehmen dürfen. Tun sie es doch, müssen sie Strafarbeit verrichten — und verlieren so wieder kostbare Zeit. „Wir haben definitiv nur 60 Tage Zeit, denn den Rückflug haben wir schon gebucht. Und der war so teuer, dass ich ihn auf keinen Fall verpassen will!“, lacht Michael. Das wäre dann echt die Hölle.
Wer sich für Michaels und Saschas Aktion interessiert, findet auf der Website www.teamwork-africa.de alle Informationen.
Spendenkonto: Teamwork Africa Deutschland e. V.
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE84 3705 0299 0341 5629 64
BIC: COKSDE33XX
Verwendungszweck: no MERCY trek
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Fotos: Felix Burandt & Michael Loewnich