
„Nur die Töne sind imstande, die Gedankenrätsel zu lösen, die oft in unserer Seele geweckt werden.“ Das schrieb Hans Christian Andersen über die Kraft der Musik, die uns zum Tanzen bringt, Stress lindert und tiefe Emotionen weckt. Die Seele berühren will auch die Band TrioFlieger, die am 11. Oktober im Kaiser-Wilhelm-Museum ihre neue CD mit eigenen Songs präsentiert. Vier gestandene Musiker (Frank Flieger, Klaus Wilke, Eddie Köller und Joachim Watzlawik) luden zu einer exklusiven Bandprobe ein und bewiesen, dass gute handgemachte Musik keine Frage des Alters ist. Über leise Töne, musikalische Poesie und Geschichten aus dem Leben.
Dass sie sich in keine Schublade packen lässt, betont die Band schon im vierten Satz auf ihrer Homepage: Die selbstkomponierten Lieder und Songs bedienen sich „hemmungslos aus sämtlichen Bereichen der Pop-, Rock-, Jazz- und Folkmusik“. Beim Vorlesen des Textes kann sich Sänger und Gitarrist Frank Flieger ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. Genauso wenig lässt sich TrioFlieger auf die offizielle Definition eines Trios ein, denn an der heutigen Bandprobe in Tönisvorst werden schließlich vier Musiker teilnehmen. „Wann immer es möglich ist, bereichert uns Profi-Musiker Sven Rossenbach durch sein außergewöhnliches Saxophonspiel“, nennt Frank noch ein weiteres Bandmitglied und wirkt ein bisschen stolz, dass der Filmkomponist „gern, aber selten“ bei einem Konzert von TrioFlieger improvisierend mitspielt. Trotz jahrelanger Erfahrung in mehreren bekannten Krefelder Gruppen würde sich der bescheiden auftretende Frank Flieger selbst wohl nie als Frontmann der Band bezeichnen, die immerhin seinen Namen trägt. Gleichwohl ist er bei allen Songs unter „Text & Musik“ zu finden.

Als der Rest der Band allmählich eintrudelt – gut gelaunt und darüber witzelnd, dass Klaus Wilke ein weißes Hemd trägt, obwohl man sich vorher auf Schwarz geeinigt hatte –, zieht Joachim Watzlawick entspannt die Gesprächsführung an sich. Der langjährige Schlagzeuger der Jackpot Bluesband und Frank Flieger hatten sich im Café an der Tannenstraße kennengelernt, und die Chemie stimmte auf Anhieb. „Ich fand seine Songs richtig toll, fühlte mich sofort emotional und textlich angesprochen“, zeigt sich Joachim nicht nur von der prägnanten Stimme und dem eigenwilligen Gitarrenspiel begeistert. TrioFlieger sehe sich als „eher feine“ akustische Musikgruppe – mit einem unverwechselbaren eigenen Sound und ambitionierten Texten in englischer und mittlerweile auch deutscher Sprache. „Es sind Geschichten aus dem Leben, manchmal autobiografisch gefärbt. Und es sind Gedichte, welche die Diskrepanzen des Menschen in seinem sozialen und politischen Umfeld thematisieren“, beschreibt Songwriter Frank sein kreatives Tun. Die Ideen halte er auf gelben Notizzetteln oder als Sprachmemo auf seinem Smartphone fest, je nachdem, ob er gerade auf dem Fahrrad unterwegs sei oder in der Küche Gemüse schneide, schmunzelt der Musiker. „Zuerst kommt immer die Melodie, dann versuche ich, den Text darauf zu bringen“, erklärt er auf seine ganz ruhige Art. „Die Worte müssen halt auf den Beat passen!“ Das Ziel: „Ein schöner Song mit Groove und Aussage.“ Elf haben es am Ende auf die CD geschafft.

Wie schnell die Leidenschaft der anwesenden Musiker auf das Publikum überspringen kann, zeigt die Bandprobe im Keller des Reihenhauses, der gefühlt vielleicht zwölf Quadratmeter misst, aber zum Glück nur Kühle, aber keine Feuchtigkeit oder Geruch ausstrahlt, wie Joachim sich an alte Bunker erinnert. Lässig werden Akustik-Gitarren und Bass gestimmt, Klinkenstecker gesucht sowie Cajon, Congas und Bongos besetzt. Frank legt dynamisch los, Klaus sucht noch ein A, und Eddie bleibt einfach cool, während Joachim Getränke und Plätzchen vermisst. Also nochmal von vorn. „Bevor der Wind sich dreht“, ein Lied über Freiheit in schwierigen Zeiten, geht schon beim ersten Refrain ins Herz – und in die Beine. Die Füße wippen, der Song wird konzentriert durchgespielt, ohne Pause folgt der Titel des neuen Albums „Von 1 bis 10“. So kraftvoll wie melancholisch singt Frank von einer Welt am Abgrund, in der es dennoch Liebe und Hoffnung gibt. Dass zehn der neuen Songs auf Deutsch geschrieben sind, habe ihn schon sehr gereizt, gibt der inoffizielle Kopf der Band offen zu: „Es ist ein durchaus schmaler Grat, sich von deutschen Schlagertexten abzugrenzen.“ Doch allein wegen der vielseitigen musikalischen Wurzeln ist eine Verwechslung wohl ausgeschlossen.
Während die Produktion der CD in den letzten Zügen liegt, freut sich die ganze Band schon unbändig darauf, das Ergebnis am 11. Oktober im Café K+ des Kaiser-Wilhelm-Museums vorzustellen. Einlass ist um 19 Uhr, das Hut-Konzert beginnt um 20 Uhr. Lassen wir uns „mit den Klängen treiben, ohne irgendwo zu bleiben, das ist Passion, das ist Musik.“ Die Seele hat es verdient!
Weitere Konzerttermine auf trioflieger.de

Fotos: Lucas Coersten