Anlässlich des 111-jährigen Jubiläums der Prinzengarde der Stadt Krefeld 1914 e.V. spricht CREVELT mit dessen Präsidenten, Christian Cosman über Lackschuhe, Steckenpferde und die Zukunft von Krefelds größtem Karnevalsverein.
Herr Cosman, 111 Jahre Prinzengarde sind ein guter Grund zum Feiern. Wie schauen Sie in die Zukunft der Prinzengarde und des Krefelder Karnevals?
Wir haben aktuell etwa 350 Mitglieder, davon 120 Aktive, die bei offiziellen Anlässen Uniform tragen. Damit sind wir der größte Krefelder Karnevalsverein. In den letzten Jahren haben wir netto sechs bis sieben neue Mitglieder pro Jahr dazugewonnen. Darunter sind auch viele junge Leute. Man kann also sagen: ‚Wir haben gerade einen Lauf!‘ Der Krefelder Karneval insgesamt steht leider nicht ganz so positiv da. Von den über 50 Vereinen in den 80er-Jahren gibt es inzwischen nur noch knapp 30. Darunter sind aber sehr Lebendige mit tollen Leuten, die genauso florieren wie die Prinzengarde.
Man wirft der Prinzengarde manchmal vor, einen abgehobenen Lackschuhkarneval zu betreiben. Was sagen Sie dazu?
Der Begriff ‚Lackschuh-Karneval‘ ist für mich kein Vorwurf. Wir legen großen Wert auf Stil und Kultur und stehen auch dazu. Abgehoben sind wir überhaupt nicht. Die Prinzengarde ist ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Zu uns gehören genauso Arbeiter wie Vorstände. Wir stehen jedem offen. Und wenn jemand ein Problem hat, seine Ausstattung zu finanzieren – so eine Uniform kostet um die 2.000 Euro –, dann finden wir einen Weg, das möglich zu machen.
Sie sagen, dass Sie das preußische Militär persiflieren, legen aber zugleich viel Wert auf Orden und Dienstgrade. Wie passt das zusammen?
Wenn Sie sich unsere Auftritte anschauen, sehen Sie, dass wir das Militär sehr wohl auf die Schippe nehmen. Oder meinen Sie, die preußischen Soldaten hätten auf der Bühne getanzt? Unsere Dienstgrade dienen vor allem dazu, die Zugehörigkeit zur Garde anzuzeigen. Man wird im Schnitt alle drei bis vier Jahre befördert. Bei besonders aktiven Mitgliedern kann das auch deutlich schneller gehen. Durch die Ernennung von Ehrenoffizieren binden wir wichtige Persönlichkeiten wie zum Beispiel die Krefelder Oberbürgermeister an die Prinzengarde. Und wer finanziell etwas mehr beitragen kann oder möchte, kann unserem Senat beitreten. Wertvolle Unterstützung bekommen wir auch von unseren Fördermitgliedern, die keine Uniform tragen, aber uns finanziell unterstützen.
Was bieten Sie Ihren Mitgliedern? Was sind die Highlights Ihres Veranstaltungsprogramms?
Eine ganz besondere Veranstaltung ist seit 1989 die Verleihung des ‚Närrischen Steckenpferdes‘. Dann gibt es jedes Jahr einen großen Empfang und traditionell einige Tage vor dem Beginn des Straßenkarnevals einen Herrenabend. Natürlich feiern wir eine große Karnevalsparty und beim Rosenmontagszug sind wir auch immer mit einer großen Abordnung dabei. Darüber hinaus ist die Garde überall dort präsent, wo der Prinz auftritt. Das sind in jeder Session um die 120 „Aufzüge“. Das ist ganz schön anstrengend, macht aber auch einen Riesenspaß.
Sie haben vom „Närrischen Steckenpferd“ gesprochen. Was passiert an diesem Abend?
Das Steckenpferd wurde 1989 von meinem Vorgänger im Präsidentenamt, Rainer Küsters, ins Leben gerufen, der überhaupt sehr viel für die Prinzengarde und den Krefelder Karneval getan hat. Dabei wird jedes Jahr ein Prominenter in die Reihen der Steckenpferdritter aufgenommen. Manchmal ist es auch eine „Ritterin“. Unter den bisherigen Rittern sind bekannte Namen aus der Show-Welt wie Hape Kerkeling, Konrad Beikircher, Hans-Dieter Hüsch oder Richard Rogler. Daneben viele NRW- Ministerpräsidenten sowie Spitzenpolitiker wie Hans-Dietrich Genscher oder Norbert Blüm. Wir hatten mit Karl Dieser aus Aachen auch schon einen Bischof, aber auch viele Journalisten wie Rainald Becker, den Chefredakteur der ARD, der übrigens aus Bockum kommt, oder Maybrit Illner. Dieses Jahr wird es wieder mal eine Frau: Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios. Die Laudatio hält der Vorjahresritter, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Wie sieht es mit Ihnen persönlich aus, wie kamen Sie zu Ihrem Amt?
Ich wurde schon mit 21 Mitglied der Prinzengarde. Im Vorstand bin ich jetzt seit 20 Jahren. 2016 habe ich das Amt von Rainer Küsters übernommen. Der hat das 30 Jahre gemacht, und in der Zeit die Grundlage für unseren heutigen Erfolg gelegt. Ohne ihn hätten wir das Zeughaus nicht und bestimmt keine 350 Mitglieder. Rainer Küsters hat Ende der 80er-Jahre den Spruch geprägt: ‚Entweder ist die Prinzengarde in zehn Jahren organisiert wie ein Kölner Korps oder sie ist kaputt‘. Sie sehen, was daraus geworden ist.
Wollen Sie auch 30 Jahre im Amt bleiben?
Nein, ganz bestimmt nicht. Ich bin jetzt 46 und acht Jahre im Amt und mache gerne noch ein paar Jährchen, habe mir aber vorgenommen, mit 55 aufzuhören. Man sollte nicht an seinem Amt kleben, sondern rechtzeitig Jüngere ans Ruder lassen. Nur so bleibt unsere Prinzengarde immer frisch und munter. Zum Glück sind wir auf dem besten Weg dazu.
Herr Cosman, vielen Dank für das Gespräch!
Fotos. Felix Burandt