Erst war da nur ein Laut, dann ein Ton – und dieser wurde zu einer wunderschönen Melodie. Ob im Kindesalter, in der Jugend oder im Erwachsenenalter, die Musik begleitet uns kulturübergreifend durch unser ganzes Leben. Es sind Melodien, die uns als Ohrwürmer im Kopf hängenbleiben, die wir mitsummen und die uns ein Lächeln bescheren. Singen ist gesund, da dabei Glückshormone ausgeschüttet werden. Das gemeinsame Singen mit anderen Menschen schafft zudem ein Gemeinschaftsgefühl: Es ist erwiesen, dass sich die Herzfrequenzen der Singenden einander angleichen.
Gemeinsam zu singen, war auch die Idee, die der damalige Chordirektor am Stadttheater Hans Lohberg und einige Sänger*innen 1984 hatten, als sie den Kammerchor Krefeld gründeten. Viele Jahre wurde wundervollen Melodien unter verschiedenen Dirigenten Leben eingehaucht, bevor der Chor 2011 ohne Dirigenten dastand. Roland Stuers hatte zu dem Zeitpunkt gerade sein Studium zur Schulmusik absolviert. Seiner Mutter, ebenfalls begeisterte Sängerin im Kammerchor, offenbarte der damals gerade 26-jährige Krefelder, dass er sich sehr gut vorstellen könne, einen Chor zu leiten. „Du kannst mich bei eurem nächsten Treffen ja mal ins Spiel bringen“, erinnert sich Stuers an den genauen Wortlaut.
Und so kam es auch. Stuers wurde zur Jahreshauptversammlung eingeladen und zum neuen Dirigenten des Kammerchors. Wahrscheinlich nicht zur Freude aller, wie er sich heute erinnert: „Ich war blutjung, kam gerade von der Hochschule und hatte genaue Vorstellungen, wie ich den Chor leiten möchte. Das hat nicht allen gefallen.“ Etwas muss der heute 39-Jährige allerdings richtig gemacht haben, denn die Zahl der Mitglieder stieg von damals 16 bis heute auf 46. Der Kammerchor Krefeld sei sein Herzensprojekt und mittlerweile verbindet seine Mitglieder viel mehr als nur das wöchentliche Singen: „Wir sind ein bunter Haufen und haben sehr viel Spaß miteinander. Es gibt keine Chorprobe, bei der nicht gelacht wird“, so Stuers.
Er, der mit der Liebe zur Musik großgeworden ist und heute hauptberuflich als Lehrer für Musik und Religion am Hannah-Arendt-Gymnasium arbeitet, weiß, welchen Mehrwert das gemeinsame Singen hat. Schon in Kinderjahren hat Roland Stuers gern gesungen und seinem Vater, der Kantor war, über die Schultern geschaut: „Ich bin in einem Musikerhaushalt aufgewachsen. Musik hat bei uns immer eine große Rolle gespielt“, erklärt der Dirigent des Kammerchors. Chorsingen habe seit jeher einen großen Reiz auf ihn ausgeübt.
Der Kammerchor Krefeld hat sich der Klassik verschrieben, wobei Klassik „ein Stück aus dem 15. Jahrhundert oder einen Song aus dem Jahr 2006 beinhalten kann“, so Stuers lachend. So hat der Chor zum Beispiel bei einem seiner zwei jährlichen Konzerte 2022 auch „Liebe gewinnt“ vorgetragen, kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine: „Da blieb dann wirklich kein Auge trocken“, erinnert sich Stuers. Musik besitzt die Fähigkeit, Menschen miteinander zu verbinden. Sie zu berühren und das über alle Kulturen hinweg. Insbesondere diese Fähigkeit ist dem Kammerchor wichtig. Ausgrenzung gibt es nicht.
Diese jährlich stattfindenden Konzerte sind gewissermaßen die Kür im Jahresplan: „Für mich ist es wichtig, dass es immer etwas gibt, auf das wir hinarbeiten“, erzählt der Krefelder. Im Moment arbeiten sie an dem Herbstkonzert, das am 24. November in St. Elisabeth am Viktoriaplatz stattfindet. Zum 40-jährigen Jubiläum des Kammerchors Krefeld erwartet die Besucher auch ein ganz besonderes Highlight: „Hans Lohberg hat ein Streichwerk geschrieben, inspiriert von einem Gemälde von Günther Gumpert. Beide kannten sich sehr gut. „Dieses Stück hat mir die Tochter von Hans Lohberg zur Verfügung gestellt“, berichtet Roland Stuers mit strahlenden Augen. Und genau dieses Werk für Streichorchester wird neben dem Hauptwerk Te Deum von Marc-Antoine Charpentier im November in St. Elisabeth erklingen. Ein ganz besonderer Moment, mit dem der erste Dirigent des Kammerchors gewürdigt, aber auch die Liebe zur Musik gefeiert wird. Wenn also am 24. November die Stimmen der 46 Chormitglieder ertönen, wird es wieder ein Moment sein, der tief bewegt und zeigt: Musik verbindet alle.
Jubiläumskonzert: 40 Jahre Kammerchor Krefeld
Sonntag, 24. November
Einlass: 17 Uhr, Beginn: 17.30 Uhr
St. Elisabeth am Viktoriaplatz
Karten an der Abendkasse: 18 EUR/10 EUR ermäßigt
Mitmachen?
Geprobt wird immer montags, der Chor ist stetig auf der Suche nach neuen Sängern (insbesondere Männerstimmen), mehr Infos unter kammerchor-krefeld.com
Fotos: Felix Burandt