Wenn einer seit Jahren leerstehenden Immobilie an zentraler Stelle der Stadt neues Leben eingehaucht wird, ist die Freude groß. So geschehen an der Adresse Ostwall 138. Vor allem ältere Krefelder werden sich erinnern: Hier, an der Ecke Neue Linner Straße, wurden früher HiFi-Enthusiasten im Funkhaus Kamp fündig. Doch vor etwa 35 Jahren war Schluss. In dem markanten 60er-Jahre-Bau wechselten danach die Mieter. Dann kam der Leerstand — bis der Krefelder Immobilienunternehmen Frank Kocken das Gebäude übernahm. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen ist es jetzt ein Hingucker – mit einem ganz besonderen kulinarischen Angebot im Erdgeschoss.
Eray und Hasibe Genc haben sich dem Kaffeegenuss verschrieben. Das Paar mit Wurzeln in der Türkei bzw. im Ruhrgebiet haben Mitte März ihr „Coffee-Atelier“ eröffnet. In einer stylischen, aber zugleich gemütlichen Bar im Lounge-Look servieren sie montags bis freitags zwischen 9 und 18.30 Uhr sowie sonn- und feiertags von 12 bis 17 Uhr verschiedene Trink-Spezialitäten aus der Bohne. Rund 40 Plätze bietet das Café im Innenbereich, draußen auf der Neuen Linner Straße sind es noch einmal 20 Sitzplätze. Durch die breite und hohe Fensterfront, die sich in weiten Teilen öffnen lässt, herrscht jetzt im Sommer eine buchstäblich luftige Atmosphäre. Helle, freundliche Farben dominieren. Schon nach kurzer Zeit kann sich das „Atelier“ über diverse Stammgäste freuen. Die ersten Freundeskreise haben ein neues Domizil für den regelmäßigen Austausch in der City gefunden.
Eray Genc ist überglücklich: „So ein Ausschank ist immer mein Traum gewesen“, sagt er. Nun konnte ihn der 37-Jährige realisieren. „Ich kannte einen Mitarbeiter der Firma Kocken. So kam die Verbindung nach Krefeld zustande und die Möglichkeit, hier ein Café zu eröffnen.“ Aktuell sind seine Frau und er auf der Suche nach einer Wohnung in der Stadt. Beruflich befasst er sich schon lange mit dem wichtigsten Heißgetränk der Welt. In Mülheim an der Ruhr, der Noch-Heimat des Paares, betreibt er seit 2018 eine eigene Rösterei. Mit seinem Kaffee-Catering ist er unter anderem auf großen Messen unterwegs. Ehrensache, dass R-Steray, so der Namen der Rösterei, auch den neuen Krefelder Standort beliefert. Wer lieber etwas Kaltes trinken möchte, kann zum Beispiel eine selbstgemachte Limonade bestellen. Für den Hunger gibt es eine kleine Karte mit verschiedenen Bowls, Salaten und Panini. Den Kuchen liefert eine italienische Konditorei aus Gladbeck.
Ein anderes kulinarisches Konzept verfolgt die Ikigai Ramenbar direkt nebenan im selben Haus. Sie wird von dem gebürtigen Thailänder Padavut-David Ngamchokchaicharoen und seiner Schwester Thornchaya betrieben. Dabei müssen sie zunächst einige Aufklärungsarbeit leisten. Denn vor allen unter jungen Leuten und in den Metropolen dieser Welt ist Ramen zwar durchaus bekannt, doch das gilt sicher nicht für die komplette hungrige Laufkundschaft am Niederrhein. Hier die Kurzfassung: Ramen ist ein in Japan populäres Gericht, das aus Weizennudeln in einer herzhaften Brühe besteht. Diese muss mehrere Stunden lang köcheln, die gesamte Vorbereitung nimmt gar Tage in Anspruch. Gewürzt wird in der Regel mit Sojasoße und Misopaste sowie Salz. „Toppings“ wie Schweinefleisch, gekochte Eier, Seetang oder Frühlingszwiebeln bringen Abwechslung ins Spiel, wobei das Krefelder Duo vor allem Tofu und Hühnerfleisch verwendet. Von Ostasien aus hat das Gericht seinen Siegeszug um die Welt angetreten.
Doch Padavut-David und seiner Schwester (die einige Jahre in der New Yorker Gastronomie gearbeitet hat) geht es nicht um einen Trend. Sie wollen leckeres Essen anbieten, das aus guten Produkten besteht. „Wir sollten alle mehr auf unsere Ernährung achten“, sagt Padavut-David. Nicht von ungefähr bedeutet der Name seiner Ramenbar in etwa „Wert des Lebens“. Dafür bringt der 46-Jährige die passenden wissenschaftlichen Voraussetzungen mit: An der Hochschule Niederrhein hat er Biotechnologie studiert. Seine kulinarischen Kenntnisse holte er sich bei einem japanischen Meister in Düsseldorf. Das „Ikigai“ ist seine gastronomische Premiere. „Ich bin zwar kein gelernter Koch, aber immer mit Leidenschaft und Hingabe bei der Sache“, betont er. „Und am wichtigsten ist die Harmonie – bei der Zubereitung und im Geschmack.“
Geöffnet ist das kleine Lokal dienstags bis freitags von 12 bis 18.30 Uhr (samstags bis 17 Uhr). Es stehen rund 30 Sitzplätze innen und außen zur Verfügung. Bestellen und selbst abholen ist problemlos möglich. „Außerdem arbeiten wir jetzt auch mit Uber Eats zusammen“, so Padavut-David.
Coffee Atelier
Ostwall 138
47798 Krefeld
Telefon: 0179 9383714
Instagram: coffee_atelier
Ikigai Ramenbar
Ostwall 138
47798 Krefeld
Telefon: 02151 6534972
Insta: ikigairamenbar
Fotos. Lucas Coersten